Die Heimat der Walldürner Reservisten, die Stadt Walldürn, liegt auf einer Hochfläche von etwa 400 m über dem Meeresspiegel.
Der Ort, zusammen mit Fluren und Wäldern, nimmt eine Fläche von 35,6 qkm ein und erstreckt sich auf einem landschaftlichen Ubergangsgebiet zwischen Odenwald und Bauland.
Die Geschichte Walldürns beginnt mit den Eingliederungen in das Imperium Romanum um die Jahre 50 – 150 n. Chr. Das von Kelten besiedelte Land wurde den römischen Grenzprovinzen Rätien und Obergermanien zugeschlagen. Der Limes, eine gewaltige Granzwehr der Römer gegen germanische Völkerschaften, wie z.B. Alemannen, zog von Walldürn nach Süden bis Aalen. Im Schutze des Walles wurden uns manche Bauten aus der provinzialrömischen Zeit erhalten, so das Kastell „Hönehaus“ und einige Wachtürme im Heckenwald ferner das 1896 und 1972 freigelegte und konservierte Römerbad im Gewann „Poppensee“, etwa 2 km südöstlich von Walldürn.
Vielleicht ist es an dieser Stelle angebracht, der Geschichte der Namensbildung kurz nachzugehen:
Das Jahr 1330 brachte ein Ereignis, das für die weitere Entwicklung Walldürn. weit über seine Grenzen hinaus von größter Bedeutung werden sollte. Während der Eucharistiefeier hatte der Geistliche Heinrich Otto das Mißgeschick, den Kelch nach der Wandlung umzustoßen. Sein Inhalt ergoß sich auf das darunter ausgebreitete Tüchlein. Otto Heinrich, wie er auch in der Wallfahrtsgeschichte genannt wird, gewahrte auf dem Korporale elf dornengekrönte Häupter Christi und in ihrer Mitte das ganze Bild des Gekreuzigten. Nach der Messe verbarg er das Tuch unter dem Altarstein. Erst in seiner Sterbestunde gestand er das Geschehen seinem Amtsbruder. Bald setzte ein nicht mehr abreißender Strom von Wallfahrern ein.
Mit der Wallfahrt entstanden bodenständige Gewerbe: das der Kerzenzieher und Wachsmodler, das der Lebküchner und Zuckerbäcker, das der Buchbinder und Rosenkranzkettler, sowie das der Kunstblumen-, Kränze- und Sträußchenhersteller.
Im Verlaufe vieler Jahre entwickelten sich die meisten Gewerbe zu kleinbetrieblichen Fabriken. Sie boten den Menschen Arbeit und Brot, bis dann vor allem in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg noch andere Betriebe hinzukamen, wie z. B. ein elektrofeinmechanisches Werk. Die Industrialisierung wurde ein wesentlicher Faktor in der Aufwärtsentwicklung der Bevölkerung.
Kriegerische Ereignisse haben im Laufe der Jahrhunderte auch Walldürn nicht verschont. Während des Bauernkrieges zog Ende April 1525 der sogenannte „Helle Haufen“, unter Führung des Ritters Götz von Berlichingen, durch das Städtchen, um im Amorbacher Kloster Quartier zu beziehen. Dort biwakierte auch im 30jährigen Krieg ein Kommando der Schweden. Ein Trupp plünderte zweimal von Amorbach aus die hiesige Wallfahrtskirche. Das Korporale wurde von einem Kapuzinerpater in den Wald gerettet.
Hungersnöte bedrängten die Einwohner Walldürns und der umliegenden Orte in jenen Jahren sehr. Im Verlaufe der Napoleonischen Kriege waren 1812/13 Kosaken hier einquartiert. Während des Bruderkrieges 1866 fand inmitten des Städtchens ein Vorpostengefecht zwischen preußischen Husaren und badischen Dragonern statt. Am deutsch-französischen Krieg 1870/71 nahmen über 100 Walldürner teil. Im Ersten Weltkrieg 1914-1918 fielen 69, 6 wurden vermisst; im Zweiten Weltkrieg waren es 180 Gefallene und 48 Vermißte. Ein Bombenangriff im Juli 1944 kostete 12 Einwohnern (darunter Kinder) das Leben.
Text: Rainer Weiß