loyal-Titelthema der Ausgabe November 2020
Auf Konfrontation mit der Welt
Von André Uzulis
China rüstet massiv auf und hat mit seiner Waffenproduktion bereits Russland überholt. Nur der Militäretat der Vereinigten Staaten ist größer. Die USA sind auch der einzige Kontrahent, den Peking ernst nimmt. Pläne für Offensivoperationen liegen in den Schubladen.
Anfang dieses Jahres haben Wissenschaftler des schwedischen SIPRI-Instituts eine Untersuchung vorgelegt, die erstmals verlässlich den wahren Umfang der chinesischen Aufrüstung belegt. Dies war bislang mangels transparenter Daten aus der Volksrepublik nicht möglich. Das Ergebnis ist erschreckend: China hat in Sachen Rüstungsproduktion inzwischen Russland überholt. Die vier wichtigsten chinesischen Rüstungskonzerne mischen in internationalen Vergleichen in der Weltspitze mit. Größter Abnehmer der Waffen ist China selbst. Noch sind die USA allerdings mit weitem Abstand das Land mit dem größten Militäretat der Welt: Der Haushalt des Pentagons ist fast so groß wie der Chinas, Russlands, Saudi-Arabiens, Frankreichs, Großbritanniens, Japans und Deutschlands zusammen. Aber China holt auf. Zwischen sechs und sieben Prozent liegen Jahr für Jahr die Wachstumsraten bei den Militärausgaben. Momentan belaufen sie sich auf 250 Milliarden Dollar – eine Steigerung um beachtliche 83 Prozent in den vergangenen zehn Jahren.
Mit 350 Schiffen besitzt das Land schon jetzt die größte Kampfflotte der Welt. Neu im Arsenal sind Tarnkappenbomber, U-Boote der neuesten Generation und Präzisionsraketen. Die Aufrüstung hat inzwischen eine Dimension erreicht, die den Aktionsradius der USA in Asien einzuschränken und deren Vorherrschaft in der Region zu unterminieren droht. Die US-Präsenz vor der eigenen Haustür sieht die Kommunistische Partei Chinas als einen historischen Betriebsunfall an. Eine Studie der Universität Sydney in Australien geht davon aus, dass die Volksrepublik inzwischen in der Lage ist, amerikanische Basen in Asien mittels Angriffen von Flugkörpern mit vielfacher Schallgeschwindigkeit wie der Rakete DF-ZF, auch WU 14 genannt, innerhalb weniger Stunden auszuschalten.
Die Volksbefreiungsarmee soll nach Erkenntnissen des Pentagons über mehr als 2000 Kurz-, Mittel- und Langstreckenraketen und 320 Atomsprengköpfe verfügen.Im Vergleich zum Kernwaffenarsenal der USA (5800 Atomsprengköpfe) und Russlands (6375) nimmt sich das zwar minimal aus – eine Bedrohung ist es dennoch und mehr noch ein Ausrufungszeichen hinter Chinas expansiver Strategie.