Untrainiert, schlecht ausgerüstet und ohne Moral ist die malische Armee im vorigen Jahr vor den islamistischen Milizen aus dem Norden davongelaufen. Jetzt soll sie von europäischen Militärausbildern fit gemacht werden. Eine Reise in das EU-Ausbildungscamp Koulikoro und in das von den Dschihadisten befreite Timbuktu.
Von Katrin GänslerMouy Dagnoko laufen Schweißtropfen über die Stirn. An seiner Schulter baumelt ein Gewehr. Immer wieder greift er mit der rechten Hand nach seiner Wasserflasche, die er in der Hosentasche verstaut hat. Er muss viel trinken. Alle hier müssen viel trinken. Denn in Koulikoro, einer unscheinbaren Stadt 60 Kilometer nordöstlich der malischen Hauptstadt Bamako, ist es schon morgens um 10 Uhr mit weit über 40 Grad Celsius unerträglich heiß. Der Schatten des Baumes, unter dem der 25-jährige Dagnoko steht, verschafft ihm wenig Linderung. Wenn Wind aufkommt, fühlt es sich an, als werde die Luft eines Heißluftföhns verblasen.
Mouy Dagnoko ist dieses Klima gewöhnt. Was ihn viel mehr als die Hitze beschäftigt, ist der Soldat vor ihm in der fremdländischen Uniform. Er heißt Christophe Bailleux und trägt die schwarz-rot-goldene Flagge auf dem Ärmel. Der deutsche Stabsunteroffizier erklärt auf Französisch, was Mouy Dagnoko und seine Kameraden für ihre künftige Arbeit benötigen. „Das hier ist der Aufbrechhammer Cobra“, sagt Bailleux und deutet mit der rechten Hand auf das in einer Kiste verstaute Gerät. Mouy Dagnoko hört konzentriert zu, schaut genau hin. Er will ein guter Soldat sein und ein noch viel besserer Pionier werden. Dieser Stabsunteroffizier aus Deutschland ist extra in sein Land gekommen, um ihm dabei zu helfen. Mouy Dagnoko ist ihm sehr dankbar dafür.