Loyal – Titelthema des Monats April 2014
Im Internet hat der Krieg begonnen. Das behauptet zumindest der Cyberexperte Sandro Gaycken von der Freien Universität Berlin. Er sagt, wer sich verteidigen wolle, nehme seine Computer am besten ganz vom Netz
Die Cyberkrieger kämpfen schon
Militärs haben schon immer von der perfekten Angriffsmethode geträumt. Sie wünschten sich Waffen, die auf große Entfernungen und mit hoher Präzision wirken, zugleich wenig kosten und die eigenen Soldaten nicht gefährden. Nun ist der Traum Wirklichkeit geworden.Mithilfe der neuen Angriffsmethode können Elektrizitätsleitungen, Wasserströme und Gaspipelines manipuliert, Produktionsanlagen, Militärbasen und Staatsfinanzen korrumpiert werden. Sie ermöglicht es, feindliche Geschütze, Panzer, Raketen, Drohnen und Satelliten fehlzulenken und gegnerische Flugzeuge und Schiffe so manövrieren zu lassen, dass sie sich von selbst außer Gefecht setzen. Außerdem erlaubt sie es, feindliche Bewegungen zu beobachten, interne Besprechungen mitzuhören und Unmengen geheimer Dokumente zu stehlen. Sie formt sogar die Wahrnehmung des Gegners. Kommunikation und Entscheidungsprozesse zwischen Kommandeuren und Truppen lassen sich mit ihrer Hilfe unterbrechen und verändern. Sie ist immer einsetzbar, wirksamen Schutz gibt es nicht. Angriffe nach dieser Methode können von jedem beliebigen Punkt der Welt aus geführt werden – ohne ein Risiko der Strafverfolgung oder eines gezielten Gegenschlags. Schließlich ist sie auch noch günstig: Die hoch effiziente Version ist bereits für den Preis eines Kampfjets der neuesten Generation zu bekommen. Der Name dieser revolutionären Angriffsmethode: Cyberwarfare. Zu deutsch: Kriegführung im Internet.