Loyal – Titelthema des Monats Januar 2014
Die deutschen SEALs
Müsste man in einem Satz beschreiben, was Kampfschwimmer von allen anderen Soldaten unterscheidet, könnte man es so sagen: Kampfschwimmer sind Alleskönner und dürfen nicht den geringsten Fehler machen. Drei Meter von Julian Müller entfernt stehen die vier Männer, die jeden geringsten Fehler sehen, sehen müssen, das ist ihr Dienst an der Perfektion. Kampfschwimmer-Ausbilder der Marine sind sie, und Julian Müller und seine vier Kameraden, die gerade aus dem Hallenbecken steigen, sind der Jahrgang 2013. Julian Müller legt sein Sauerstoffgerät ab, einer der Ausbilder geht neben ihm in die Hocke. Die Sache mit der Luftblase wird sofort besprochen. Lob erhält Müller dafür, dass er seinen Fehler bemerkt hat, Tadel erhält er für seine Reaktion; ein Ausbilder macht sich Notizen und bewertet die Übung.
Es gibt zwischen richtig und falsch kaum Grauzonen in der Spezialeinheit, die Ausbildung trennt so scharf wie es das Schicksal in Einsätzen tun kann. Drei Jahre lang muss sich Julian Müller diesen Bewertungen aussetzen, drei Jahre lang wird er sich bewähren müssen, immer wieder aufs Neue. Überwindet er auf dem langen Weg mit Schwimmtaucherausbildung, Kampfschwimmervorausbildung, Sprengleiterausbildung, Taktik, Landkampf, Häuserkampf, Nahkampf, Waffenausbildung, Fallschirmspringen und Überlebenslehrgang auch nur eine Hürde nicht, war alles andere umsonst, ist der Traum, in die Kampfschwimmer-Kompanie aufgenommen zu werden, zu Ende. Bootsmann und Ausbilder Markus Schneider erinnert sich besonders gut an einen, der daran zu scheitern drohte, dass er kein sehr guter Schütze war. Bei der Schießprüfung stand für ihn mit dem letzten Magazin alles auf dem Spiel. „Der Schüler spürte einen enormen Leistungsdruck“, sagt Schneider, „aber er schaffte es. Gute Nerven!“