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Loyal – Titelthema des Monats Januar 2014




Sie sind die Spezialkräfte der Marine: Kampfschwimmer operieren im Wasser, an Land und in der Luft. Nur wenige Soldaten können ihre extrem hohen Leistungsanforderungen erfüllen. loyal hat fünf von ihnen durch die Ausbildung begleitet

Die deutschen SEALs

Von Mark ObertDer Tod kann in einer Luftblase stecken, in einer, wie sie Obermaat Julian Müller* an diesem Tag zum Verhängnis wird. Kaum größer als eine Erbse, ist sie Müllers Taucheranzug entwichen, bevor er sie hätte abstreifen können. Müller, am Handgelenk durch eine Schnur mit seinem Rottenpartner verbunden, in gut zwei Metern Tiefe tauchend, sieht die Luftblase, will sie fassen, erwischt sie aber nicht. Wenn sie es bis nach oben schafft, könnte diese eine Luftblase den Einsatz gefährden. Wieder streckt sich Müller nach der Blase, die sich seiner fuchtelnden Hand abermals entzieht wie eine Fliege in der Luft, und weil Müller in seinem vergeblichen Kampf an Tiefe verloren hat, schnellt seine Hand für einen Sekundenbruchteil aus dem Wasser und zieht weite Kreise. Wäre er jetzt da, wo Kampfschwimmer in Einsätzen hin müssen, auf Tuchfühlung mit dem Feind, wären sein Kamerad und er womöglich verloren. Für einen kurzen Augenblick ist zu sehen, wie es Müller durchzuckt.

Müsste man in einem Satz beschreiben, was Kampfschwimmer von allen anderen Soldaten unterscheidet, könnte man es so sagen: Kampfschwimmer sind Alleskönner und dürfen nicht den geringsten Fehler machen. Drei Meter von Julian Müller entfernt stehen die vier Männer, die jeden geringsten Fehler sehen, sehen müssen, das ist ihr Dienst an der Perfektion. Kampfschwimmer-Ausbilder der Marine sind sie, und Julian Müller und seine vier Kameraden, die gerade aus dem Hallenbecken steigen, sind der Jahrgang 2013. Julian Müller legt sein Sauerstoffgerät ab, einer der Ausbilder geht neben ihm in die Hocke. Die Sache mit der Luftblase wird sofort besprochen. Lob erhält Müller dafür, dass er seinen Fehler bemerkt hat, Tadel erhält er für seine Reaktion; ein Ausbilder macht sich Notizen und bewertet die Übung.

Es gibt zwischen richtig und falsch kaum Grauzonen in der Spezialeinheit, die Ausbildung trennt so scharf wie es das Schicksal in Einsätzen tun kann. Drei Jahre lang muss sich Julian Müller diesen Bewertungen aussetzen, drei Jahre lang wird er sich bewähren müssen, immer wieder aufs Neue. Überwindet er auf dem langen Weg mit Schwimmtaucherausbildung, Kampfschwimmervorausbildung, Sprengleiterausbildung, Taktik, Landkampf, Häuserkampf, Nahkampf, Waffenausbildung, Fallschirmspringen und Überlebenslehrgang auch nur eine Hürde nicht, war alles andere umsonst, ist der Traum, in die Kampfschwimmer-Kompanie aufgenommen zu werden, zu Ende. Bootsmann und Ausbilder Markus Schneider erinnert sich besonders gut an einen, der daran zu scheitern drohte, dass er kein sehr guter Schütze war. Bei der Schießprüfung stand für ihn mit dem letzten Magazin alles auf dem Spiel. „Der Schüler spürte einen enormen Leistungsdruck“, sagt Schneider, „aber er schaffte es. Gute Nerven!“