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Loyal – Titelthema des Monats Oktober 2014




„Ziel der Neuausrichtung war es nicht und konnte es nicht sein, die Zufriedenheit der Soldaten und Mitarbeiter zu erhöhen.“ So sagte es der frühere Verteidigungsminister Thomas de Maizière bei seinem Zapfenstreich. Doch was ist dann das Ziel? Eine Reportage über eine Armee, deren Soldaten nach Orientierung suchen

Im Kampf mit sich selbst

von Mark ObertDie Zukunft ist im Büro von Kapitän zur See Frank Vehoff, 57, noch nicht angekommen. Der Stützpunktkommandant und Standortälteste in Wilhelmshaven pflegt seine Gäste auf eine abgewetzte Couchgarnitur zu bitten. Im Holzregal hinter seinem Schreibtisch verlieren sich eine Handvoll Aktenordner, die Wand verlangt nach neuer Farbe. Fast sieht es aus, als stünde hier ein in Schieflage geratenes Geschäft vor der endgültigen Abwicklung.

Doch der Schein trügt: Säße der Kapitän im Vorstand eines börsennotierten Unternehmens, würde einen vermutlich der Glanz der kommenden Tage blenden. Schließlich gilt der Marinestützpunkt „Heppenser Groden“ als Gewinner des Mammutprojekts Bundeswehrreform. Bald soll dort ein ganz frischer Wind wehen. Und Frank Vehoff hat dazu einige Ideen – beflügelt auch von der Attraktivitätsoffensive von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU). Auf einem DIN-A4-Blatt hat er sie aufgelistet: Die Kegelbahn könnte man zur Bowlingbahn umbauen, einen zentralen Kraft- und Fitnessraum einrichten, auf Monitoren über Familienabende mit Programm informieren. Abende nur für Soldaten sollten doch eher der Vergangenheit angehören. „Wenn einer schon monatelang auf See ist, will er doch hier nicht auch noch ständig von der Familie getrennt sein“, sagt Vehoff. Die Marine als sozialer Knotenpunkt, modern formuliert: Corporate Identity. Dafür könnten auch Hüpfburgen sorgen oder ein Shuttle-Service vom Stützpunkt zu Kulturveranstaltungen in Wilhelmshaven. Steht alles auf Vehoffs Liste. Jetzt muss er nur noch dicke Bretter im Marinekommando in Rostock bohren. „Das müsste doch zu schaffen sein“, sagt er, „mit etwas gutem Willen und bei 32 Milliarden Euro Wehretat.“

Mit dem guten Willen ist das so eine Sache. „Seit 2006 haben wir uns am Standort für einen Kindergarten eingesetzt“, erzählt Vehoff. Passiert ist nichts. Dabei fanden viele die Idee gar nicht schlecht. „In einem Unternehmen entscheidet der Vorstand dann: Also machen wir das“, sagt Vehoff. „Aber bei der Bundeswehr…“ Er lässt den Satz lieber unvollendet. Erst sollten Betreuungsmöglichkeiten im Stützpunkt eingerichtet werden, dann Belegrechte ausgeschrieben werden. „Unsere Soldatinnen und Soldaten schüttelten nur noch die Köpfe.“ Seit die Ministerin Familienfreundlichkeit auf die Bundeswehragenda gesetzt hat und „Kindergarten“ in der Bundeswehr zu einem geflügelten Wort geworden ist, hat das Projekt aber Fahrt aufgenommen. Nun haben sich Kommune und Marine auf ein Gelände außerhalb geeinigt. Wann es losgeht, steht noch nicht fest.