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Loyal – Titel-Thema Juni 2009




Die Anforderungen der Einsatzarmee haben das Berufsbild des Unteroffiziers einschneidend verändert. Militärische Führer sind nur noch Feldwebeldienstgrade. Für Unteroffiziere ohne Portepee bleibt die Arbeit als reine Spezialisten. Seiteneinsteiger, einst seltene Exoten, sind in der Bundeswehr zum unersetzlichen Regelfall geworden.
Für Stabsunteroffizier Kögel gibt es kein Zurück: „Hier ist WEFOR! Lassen Sie die Waffen fallen!“ 50 Meter voraus beschleunigen vier Männer in blauen Arbeitsanzügen ihre Verladetätigkeit. Sie sind bewaffnet. „Hier ist WEFOR! Lassen Sie die Waffen fallen!“, ruft Kögel erneut und marschiert inmitten einer Phalanx aus fünf Soldaten mit vorgehaltenem Gewehr auf die Männer zu. Ein dritter Anruf, ein Warnschuss in die Luft. Ein Blaumann springt in den Klein-Lkw hinter ihm. Der Motor dröhnt auf, Kies wird durch die Luft geschleudert, der Bewaffnete flieht. Kögels Trupp stoppt wenige Meter vor den drei verbliebenen Waffenschmugglern, die sich langsam in Richtung des Zweitonners hinter ihnen schieben und nicht daran denken, die geschulterten Gewehre abzulegen. „Zugriff“, befiehlt Kögel. Wenige Sekunden später liegen die Milizionäre entwaffnet und in unbequemer Haltung auf der Betonplatten-Straße. Aus dem hüfthohen Heidegras neben der Straße stürmen sechs weitere Soldaten heran. Die zweite Halbgruppe der Patrouille hatte die Flanke gesichert, um im Notfall einzugreifen.
An diesem kühlen, windigen Frühjahrsmorgen steht Matthias Kögel auf dem Gelände des ehemaligen NVA-Munitionsdepots gegenüber der Feldwebel-Boldt-Kaserne. Er ist einer von 25 Feldwebelanwärtern der Unteroffizierschule des Heeres (USH) in Delitzsch, die hier zwischen Seen, Heidelandschaft und alten Baracken das Führen einer Gruppe im Felde üben. Am Ende des 99-Tage-Lehrgangs will der Bodengerätemechaniker aus Fritzlar die Ernennungsurkunde zum Feldwebel in Händen halten. Doch zunächst gilt es, den „Feldwebellehrgang Allgemeinmilitärischer Teil“ erfolgreich zu absolvieren. Er steht am Ende der 36-monatigen Ausbildung aller Feldwebelanwärter des Heeres. Hier lernen die Soldaten diejenigen Führungsprozesse anzuwenden, mit deren Hilfe sie als militärische Vorgesetzte ihre Untergebenen ausbilden, erziehen und im Einsatz führen sollen. Zu Zeiten, als Delitzsch noch Stützpunkt der NVA der DDR war, führten in der Bundeswehr (Stabs-)Unteroffiziere eine Gruppe. Doch der Unteroffizier ohne Portepee mit Führungsverantwortung ist 20 Jahre nach dem Fall des Eisernen Vorhangs Geschichte.

Text: Lorenz Hemicker