loyal-Titelthema der Doppelausgabe Juli/August 2017
Noch immer plagt sich der NH90 mit Kinderkrankheiten. Deshalb stehen zu wenige Maschinen für Ausbildung und Training zur Verfügung. Beim Transporthubschrauberregiment 30 in Niederstetten macht sich dennoch Zuversicht breit, die Probleme in den Griff zu bekommen.
Es waren ungewöhnliche Bilder, die im Mai in Nordfriesland zu sehen waren. Zunächst sprangen Fallschirmjäger aus der Heckklappe eines A400M, was noch nicht oft vorgekommen ist. Dann landeten fünf Transporthubschrauber NH90 gleichzeitig und setzten schwer bepackte Soldaten ab. Auch das hat es bisher selten gegeben. Selbst die Bundeswehr empfand das offensichtlich als etwas Besonderes. In einem Youtube-Video berichtet sie begeistert von der „erfolgreichen“ Übung „Red Griffin 2017“ in Schleswig-Holstein und zeigt dabei Aufnahmen von A400M und NH90, untermalt von dramatisch klingender Musik. Damit wollte sie eine Botschaft senden: Und sie fliegen doch!
Dass es so einfach indes nicht ist, zeigt ein Besuch des Standorts Niederstetten, aus dem die fünf NH90 in dem Video kamen. In der baden-württembergischen Kleinstadt ist das Transporthubschrauberregiment 30 mit circa 1.200 Soldaten stationiert. Hauptmann Oliver Schuh war bei „Red Griffin“ dabei. Der 31-Jährige ist einer der ersten Piloten im Regiment, die nach der fliegerischen Grundausbildung nicht mehr auf der Bell UH-1D, sondern auf deren Nachfolger, dem NH90, geschult wurden. Schuh kennt nur noch das digitale, das von Computern gesteuerte Fliegen. Fly-by-wire heißt das in der Fachsprache und bedeutet, dass Rechner etwa die Nick- und Rollbewegungen, die ein Hubschrauber macht, ausgleichen, sobald die Geschwindigkeit erhöht wird. Früher, bei der UH-1D, mussten das die Piloten manuell erledigen. Da war Hubschrauberfliegen noch Handarbeit. Die über den Steuerknüppel erteilten Befehle wurden über Drähte und Seile mechanisch an die Motoren oder Rotoren übertragen. Oliver Schuh sagt, es mache unheimlich Spaß, den NH90 zu fliegen. „Das ist ein sehr guter, leistungsstarker und agiler Hubschrauber.“ Und, so ergänzt er, das äußere er nicht, weil sein Regimentskommandeur dabei sitze, sondern weil er es tatsächlich so empfinde.
Der Regimentskommandeur heißt Peter Göhringer. Er ist ein erfahrener Pilot, groß geworden auf der UH-1D. Er muss nun in Niederstetten die Einführung eines Hubschraubers managen, der schon in Verruf geraten war, bevor das erste Exemplar überhaupt flog. Der NH90 wurde teurer als geplant, zu spät ausgeliefert und er war technisch unausgereift. Was für viele neue Waffensysteme der Bundeswehr gilt, war auch beim NH90 so. Bis heute tut sich die Truppe schwer, den Helikopter in die Luft zu bekommen. Von den aktuell 54 NH90 sind im Jahresdurchschnitt nur 30 Prozent einsatzbereit. Das ist eine desaströse Quote. Eine Hubschrauberflotte sei dann in einem gesunden Zustand, wenn sie zu 70 Prozent einsatzfähig ist, sagt Peter Göhringer. Wenn man es so sieht, dann ist die NH90-Flotte der Bundeswehr schwer krank. […]
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