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Loyal-Titelthema des Monats Januar 2012




Feldwebel Thomas Meiert (Name geändert) war Kundenberater bei einer Bank. Bis er beschloss, Elitesoldat zu werden. An der Spitze eines Kommandotrupps sprengt er jetzt Gebäudezugänge frei. loyal hat ihn über ein Jahr hinweg während seiner Basisausbildung im Kommando Spezialkräfte (KSK) begleitet

Der Breacher

Von Marco Seliger

Die Karriere des Kommandosoldaten Thomas Meiert beginnt in einer Filiale der Commerzbank in Düsseldorf. Seit dem Ausbildungsende vor einem Jahr ziehen die Tage in grauer Eintönigkeit an dem Kundenberater vorbei. Dann erleidet der 50-jährige Kollege am Schreibtisch gegenüber einen Schlaganfall und kommt nicht mehr wieder. 28 Jahre seines Lebens hatte er in der Bank verbracht. Nun ist er an den Rollstuhl gefesselt und bis zum Ende seiner Tage fremdbestimmt. „So willst du nicht enden. Du willst dich nach 28 Berufsjahren nicht fragen, was du in deinem Leben außer Schreibtischarbeit sonst erlebt hast“, schwört sich Meiert und greift zu Stift und Papier. Er schreibt seine Kündigung und beantragt bei der Bundeswehr seine Wiedereinstellung. Vor vier Jahren hatte er bei den Unterstützungskräften des Kommandos Spezialkräfte (KSK) in Calw den neunmonatigen Grundwehrdienst geleistet. Er erinnert sich gern daran, er interessierte sich schon damals für die Arbeit der Kommandosoldaten. Ihren Job traute er sich selbst aber nicht zu. „Gegen die bin ich doch eine Wurst“, dachte er. Noch als er vom Schreibtisch weg in das Kadettenprogramm für Kommando- und Fallschirmjägerfeldwebel in Pfullendorf aufgenommen wird, nimmt er an, aufgrund seines eher schmächtigen Körpers „voll die Lusche zu sein“. Dass jedoch andere, erfahrenere Soldaten auch einmal so begonnen haben, stellt er schnell fest und am Ende der zweieinhalbjährigen Ausbildung bewirbt er sich mit 67 Lehrgangskameraden beim KSK. Nach dem Eignungsfeststellungsverfahren, nach tagelangen Gewaltmärschen, simulierter Gefangennahme und extremem Stress, bleibt von den 68 Bewerbern seines Pfullendorfer Lehrgangs ein einziger Mann übrig. Er heißt Thomas Meiert und ist 25 Jahre alt. Ausgerechnet er, der ehemalige Bankkaufmann aus dem Rheinland, hat es geschafft.

Das ist die Geschichte von Feldwebel Thomas Meiert. Natürlich heißt er nicht so, die Namen von Soldaten des Kommandos Spezialkräfte in Calw dürfen in den Medien aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht genannt werden. Über ein Jahr hinweg hat ihn loyal während seiner zweijährigen Ausbildung zum Elitesoldaten begleitet und einen einmaligen Einblick in den naturgemäß stark abgeschotteten Kommandoverband der Bundeswehr bekommen. Als Thomas Meiert Ende Oktober 2011 das Kommandoabzeichen überreicht bekommt, hat er den Status „Combat Ready“ erlangt. Er ist einsatzbereit. Er kann sich in jedem Gelände vom Gegner unbemerkt bewegen, navigieren, mit der Umgebung verschmelzen, observieren und schießen. Er weiß, wie er eine Tür aus den Angeln und ein Loch in eine Mauer sprengt. Er hat so viel und so oft geschossen wie die Soldaten einer ganzen Infanteriekompanie zusammen in einem Jahr nicht. Mit seinem Gewehr kann er in einem einzigen Augenblick einen Gegner töten und Unbeteiligte in nächster Nähe zugleich verschonen. Hineingehen, den Auftrag erledigen und verschwinden – die Arbeit von Kommandos hört sich einfach an. Manche Leute glauben, dass Soldaten wie Thomas Meiert hirnlose, blind funktionierende Killermaschinen seien. Meiert und seine Kameraden in Calw jedoch wissen, dass die besten Einsätze diejenigen sind, in denen niemand getötet wird. Tatsächlich fällt beim Großteil der KSK-Einsätze kein Schuss. Das für diesen Job erforderliche militärische Können und den unbändigen Willen bringen nur wenige Soldaten mit. Thomas Meiert gehört zu ihnen. Über seinen Beruf sagt er: „Ständig in der Kälte zu sein und nichts zu essen – wer hat darauf schon Lust? Ich!“