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Loyal-Titelthema des Monats Juni 2012




Die Erfahrungen aus zwei Jahrzehnten Militärinterventionen in muslimischen Ländern haben den Westen ernüchtert. Kriegseinsätze wie im Irak und in Afghanistan wird es so schnell wohl nicht wieder geben.

Ende einer großen Illusion

Von Professor Herfried Münkler

Die Ära der allgemeinen Interventionseuphorie ist vorbei. Die Hoffnung, nach dem Ende des Ost-West-Konflikts werde es möglich sein, Mindeststandards an Menschenrechten und persönlicher Sicherheit im globalen Maßstab durchzusetzen, ist verflogen. Und von Weltinnenpolitik, bei der das Militär in eine globale Polizei verwandelt werden sollte, spricht kaum noch einer. Statt dessen geht es um die Frage, wie man nach dem Irak nun unbeschadet aus Afghanistan herauskommen kann. Die „Kunst des Rückzugs“ ist angesagt: Der Abzug der westlichen Streitkräfte ist eine militärisch-logistische Herausforderung, bei der vieles davon abhängt, ob die afghanische Armee in der Abzugsphase Herr der Lage bleibt, und gleichzeitig ist die Bilanz der Afghanistanintervention so dürftig, dass es einer großen Meisterschaft bedarf, um den politischen Prestigeverlust in Grenzen zu halten. Darum dürfte die Forderung, schonungslos Bilanz zu ziehen, bei der Politik vorerst auf wenig Gegenliebe stoßen. Mit Blick auf den bevorstehenden Rückzug steht Vernebelung auf der Tagesordnung.