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Loyal-Titelthema des Monats März 2011




Der Krieg der Bundeswehr in Afghanistan geht im vorigen Oktober in eine neue, heiße Phase. Im Tal des Baghlan-Flusses treten 600 Soldaten aus Bayern gegen 200 Aufständische an. Sie führen Gefechte und eine Offensive, wie sie die Bundeswehr in dieser Dimension noch nicht erlebt hat.

Aus Afghanistan von Marco Seliger

Operation „Jadid“

Das Gefecht ist in diesem Krieg die Ausnahme. Die Todesangst begleitet die Soldaten ständig, doch fürchten sie weniger die Kugeln als vielmehr die Straßenbomben. Die hinterhältigen Sprengsätze liegen geduldig in der Straßendecke oder am Wegesrand, getarnt in Müllhaufen, in Gräben, im Gras. Warten darauf, ausgelöst zu werden, die Erde zum Bersten zu bringen. Tonnenschwere Fahrzeuge wirbeln dann durch die Luft, Soldaten werden durch Gurte in Sitze gepresst, die Augen schreckensstarr aufgerissen. Der Explosionsdruck verbiegt Stahl, reißt Räder ab und den Motorblock aus der Verankerung. Doch Splitterhagel und Feuerstrahl dringen nicht in den Innenraum ein, die Zelle bleibt meist unversehrt, es sind unfassbare Gunst des Schicksals und eine ingenieurtechnische Meisterleistung, die den Soldaten mehrfach in diesem Krieg das Leben retten.
600 Gebirgsjäger führen seit Oktober die Operation „Jadid“, die längste Kampfoperation der Bundeswehrgeschichte. Gemeinsam mit afghanischen Soldaten und Polizisten sowie mit US-amerikanischen Kameraden verjagen sie Aufständische und Terroristen aus einem Flusstal in der nordafghanischen Provinz Baghlan. Sie verlieren dabei keinen einzigen Mann, doch einige Male stehen sie knapp vor der Katastrophe.

Das Geschoss faucht aus dem Nichts hervor und zischt nur zwei Meter über die Köpfe der Soldaten hinweg. Es schlägt in eine Mauer hinter ihnen ein, der Gefechtskopf explodiert in einem Feuerball. Feststoffe wandeln sich im Bruchteil einer Sekunde in Gas um, das sich mit Überschallgeschwindigkeit ausdehnt. Der Luftdruck donnert in den Ohren der Soldaten, deren Köpfe ungeschützt aus einer Panzerluke ragen. Ein markerschütterndes Krachen, tief und dumpf. Stakkatohämmern setzt ein, Salven aus einem schweren Maschinengewehr. Die Kugeln schlagen gegen die Hülle eines Panzers, es klingt wie ein helles Klopfen. Dann das Tack, Tack, Tack aus Kalaschnikows, ein zweiter Geschosshagel, unpräzise, weit entfernt. Und wieder das Fauchen der Panzerfaustgeschosse. „Kontakt rechts, Kontakt rechts!“, brüllt der Kommandant des „Fuchs“ in das Funkgerät. „Erwidern Feuer!“ Nach einigen Sekunden knarzt die Stimme des Zugführers im Funkgerät: „Geben Sie Feindlage durch!“ Das Maschinengewehr setzt ein, der Gruppenführer brüllt: „Entfernung Feind zirka 400 Meter.“ Ein zweites MG rast los. Der Zugführer befiehlt: „GraMaWa vor. Feuer auf 400, zwei Uhr“. Zwei „Dingo“ fahren in Position, die Schützen richten die Granatmaschinenwaffen aus. Dann feuern sie die Sprengsätze mit tödlicher Präzision. Zwanzig Minuten sind vergangen. Kein Fauchen mehr. Kein Zischen. Stopfen. „Keine Verletzten“, funkt der Zugführer an die Gefechtszentrale.