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Der A400M gleicht einem fliegenden Computer. Doch ein Militärflugzeug ist er deswegen noch lange nicht. Im Gegenteil: Bislang fehlt ihm dazu so gut wie alles. Und es sieht nicht so aus, als ob sich das so schnell ändern wird

Fehler im System

von Marco Seliger

Der Fluglotse der Luftaufsicht will es zunächst nicht glauben, als ihn um die Mittagszeit der Funkspruch erreicht: „Hier German Air Force 699. Fliegen in einer Höhe von FL 340 mit einer Geschwindigkeit Mach 0.68.“

Ein Transportflugzeug der Bundeswehr in 10.400 Meter Höhe und mit einer Geschwindigkeit von knapp 840 km/h – das ist neu für den Controller. Bisher flogen die Maschinen der Luftwaffe eher wie Oldtimer der Lüfte: 9.000 Meter hoch und 460 km/h langsam. Sollte sich der Pilot geirrt haben? Der Fluglotse fragt sicherheitshalber nach: „German Air Force 699 – seid Ihr sicher?“ Die Antwort kommt prompt: „Sie haben richtig verstanden.“

Es ist der 19. Dezember 2014, als über Deutschland eine neue Zeitrechnung beginnt. Der A400M, das modernste Militärtransportflugzeug der Welt, befindet sich auf dem Weg von Sevilla nach Wunstorf. Unten am Boden regnet es, oben im Cockpit herrscht eitel Sonnenschein. Endlich, viereinhalb Jahre später als geplant, hat die Luftwaffe die erste Maschine übernehmen können. Dass so gut wie alles fehlt, was ein Militärtransportflugzeug ausmacht, dass es nur von einem Ort zum anderen fliegen kann – für den Augenblick geschenkt. Wichtiger ist, dass 54+01, so die Registrierungsnummer des Flugzeugs, endlich da ist. Als die Maschine um 13.17 Uhr landet, knallen in Wunstorf die Sektkorken. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen gratuliert, im Fernsehen spricht sie von einem „sehr guten Tag für die Bundeswehr“. Mehr positive Worte findet sie allerdings nicht. Stattdessen redet sie von erheblicher Arbeit, dringenden Nachbesserungen und einer Durststrecke, deren Ende noch nicht erreicht sei. Partystimmung klingt anders.

Das hat gute Gründe und die liegen nicht nur in der Vergangenheit. Die Geschichte des A400M ist von zahllosen Pannen, technischen Problemen und gravierenden Verzögerungen gespickt. Die wiederum resultieren aus massiver politischer Einflussnahme bis hinunter zur Produktion einzelner Bauteile und aus der Selbstüberschätzung eines Unternehmens, das sein Hochmut teuer zu stehen gekommen ist. Heute sieht es nicht viel rosiger aus. Ob das Flugzeug jemals die Anforderungen der Bundeswehr erfüllen wird, kann niemand sicher sagen. Es regiert das Prinzip Hoffnung. Das wiederum liegt in dem industriepolitischen Irrsinn begründet, der dem „Projekt A400M“ von Anfang an innewohnte. Worin dieser Irrsinn besteht, hat Rüstungsstaatssekretärin Katrin Suder vor kurzem auf einer Veranstaltung in Mainz erklärt. Die am A400M beteiligten Länder, sagte sie, hätten die Produktion der einzelnen Komponenten des Flugzeugs so verteilt, dass derjenige das produzieren sollte, was er bis dahin am schlechtesten konnte. So sollten möglichst viele Arbeitsplätze in den jeweiligen Flugzeugbauindustrien entstehen. Dass die Streitkräfte vor allem ein neues Flugzeug brauchten, von dem maßgeblich ihre Einsatzfähigkeit abhängt – nebensächlich.