Loyal-Titelthema des Monats November 2010
Der Reservist Mario Weißenfels kämpft freiwillig in Afghanistan. Als er aus dem Krieg zurückkehrt, gerät sein Leben aus den Fugen. Es beginnt eine Odyssee durch Ämter und Behörden. Zurück bleibt ein verzweifelter Mann.
Von Marco Seliger
Ein hoher Preis
Der Krieg liegt seit zwei Jahren hinter ihm, doch in seinem Kopf tobt er weiter. Er hat aus einem gesunden, lebensfrohen Mann einen kranken, verzweifelten Menschen gemacht, den sein freiwilliger Dienst für das Vaterland in den finanziellen und familiären Ruin treibt. Der Fall des Reservisten Mario Weißenfels dürfte einzigartig sein in der Geschichte der Bundesrepublik und illustriert gerade deswegen auf besondere Weise die Kälte der Technokraten in deutschen Ämtern und Behörden. Sie berufen sich auf Gesetze und Paragraphen, ohne sich dabei um das Schicksal eines 30-Jährigen zu scheren, der traumatisiert aus Afghanistan zurückgekehrt ist. Ein Reservist wird zum Verwaltungsvorgang, fein säuberlich nach Aktenlage bearbeitet. Kaum jemand will sein Problem zu seinem Problem machen, nicht einmal in der Familie stößt er auf Verständnis. Der Staat, die Bundeswehr, die Gesellschaft – alle winken ab. „Ich hätte nie nach Afghanistan gehen dürfen“, sagt Mario Weißenfels heute verbittert.