Loyal-Titelthema des Monats Oktober 2011
Seit dem 1. Juli ist die Bundeswehr eine Berufsarmee. Den Bedarf an Mannschaftssoldaten sollen freiwillig Wehrdienstleistende decken. Das Verteidigungsministerium umwirbt sie mit dem Slogan „Wir. Dienen. Deutschland.“ Doch die Diener lassen sich nicht mehr so einfach finden.
Freiwillige vor!
Von Marco Seliger
Die Schüler stehen in einem Halbkreis vor dem Tisch. Sie tragen Rucksäcke über der Schulter und Piercings in Nase oder Mund. Einige Mädchen kichern, als der Hauptgefreite hinter dem Tisch so spricht, wie er es in seiner Ausbildung gelernt hat: „Fragen? – Keine? Okay, dann sind wir hier fertig!“ Er legt die Beatmungsmaske wieder zurück, schiebt das EKG-Gerät hin und das Blutdruckgerät her. Hauptfeldwebel Andreas Merz hat abseits gestanden. Jetzt tritt er schnell heran, die jungen Leute bewegen sich schon vom Tisch weg. „Okay, wer möchte mal Blutdruck und Herzfrequenz gemessen bekommen?“, fragt er in die Runde. Der Hauptgefreite hinter dem Tisch blickt überrascht auf. Die Schülergruppe hält inne. „Ja, das würde mich schon interessieren“, sagt schließlich der 16-jährige André Somi. Andreas Merz schaut den Hauptgefreiten an und sagt: „Das kriegen wir doch hin, oder?“ Der Soldat nickt, schaltet das Gerät ein und legt André Somi die Manschette um den Arm. Einige Sekunden vergehen, dann leuchtet das Ergebnis auf. „Perfekt, damit könnten Sie bei uns anfangen“, sagt der Hauptgefreite. Wieder kichern die Mädchen, und André Somi sagt stolz: „Das habe ich sowieso schon überlegt.“