Loyal-Titelthema des Monats September 2011
Ein verlorenes Jahrzehnt
Von Klaus-Dieter Frankenberger
Die Terrororganisation Al Qaida beziehungsweise deren Vorläufer hatten schon früher Schrecken verbreitet, im Jemen, in Ostafrika, wo amerikanische Einrichtungen das Ziel waren, und natürlich in Afghanistan und in Pakistan. Und tatsächlich gab es bereits 1993 einen Anschlag auf das World Trade Center in New York, bei dem Menschen zu Tode kamen. Aber es war der monströse Massenmord an einem sonnigen Spätsommermorgen, der sogenannte „Angriff auf Amerika“, welcher der ganzen Welt im Allgemeinen und der US-amerikanischen Bevölkerung im Besonderen die scheinbar neue Gefahr des islamistischen Terrorismus vom einen auf den anderen Augenblick auf verheerend-spektakuläre Weise vor Augen führte. Nach dem 11. September 2001 wurde nicht alles, aber vieles anders. Auf einigen Feldern der Politik blieb kein Stein mehr auf dem anderen.
Das gilt insbesondere für die Vereinigten Staaten von Amerika.
Seit jenem Tag sind der islamistisch inspirierte Terrorismus und seine Bekämpfung Gegenstand internationaler und innerstaatlicher Politik. Zumal es in dem folgenden Jahren zu weiteren schweren Anschlägen von Al Qaida oder von mit diesem Netzwerk verbundenen Gruppen gekommen ist: zum Beispiel am 12. Oktober 2002 auf Bali, am 11. März 2004 in Madrid, am 7. Juli 2005 in London. Hunderte Menschen kamen dabei um, Tausende starben bei Anschlägen in der muslimischen Welt – und sterben noch heute. Als Konsequenz aus institutioneller Rivalität und bürokratischer Immobilität wurden die Sicherheitsapparate in westlichen Ländern neu organisiert, ganz besonders in den Vereinigten Staaten. Dort wurde eine Behörde mit umfangreichen Zuständigkeiten für „Homeland Security“ geschaffen. Die Sicherheitsbehörden wurden mit neuen Kompetenzen und mit vergleichsweise üppigen Ressourcen ausgestattet, nach dem Motto „Sicherheit geht vor“.