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loyal-Ausgabe November 2023




Europas pragmatische Militärmacht

von Björn Müller

Eine Bilddrohne zischt im Tiefflug über ein Gewirr aus Schützengräben. Sie zeigt Soldaten, die in die Gräben hechten und den Feuerkampf gegen Verteidiger aufnehmen. Was wie ein Gefechtsvideo aus dem Donbas wirkt, findet in Apulien, Süditalien, statt. Italienische Infanteristen üben die Einnahme von Grabensystemen – ein militärisches Handwerk, das durch den Ukrainekrieg wieder aktuell wurde. Um es zu beherrschen, baut sich Italiens Heer ein kleines Verdun als Übungsgelände – auf einer Blumenwiese nahe der alten Stauferstadt Foggia. Pragmatismus ist hier gefragt. Das Areal ist eigentlich kein Truppenübungsplatz. Die weitläufige Grünfläche wurde für das Projekt „Grüne Barracken“ gekauft, mit dem nachhaltige Wohnunterkünfte der Armee entstehen sollen. Dessen Umsetzung lässt auf sich warten. Nun legen die Militärs dort kurzerhand ein Grabensystem à la Ukraine an. Auf klassischen Übungsplätzen mit Blindgängern im Erdreich und zahllosen Auflagen wäre so ein neues Trainingsgelände zur bürokratischen Genehmigungs­­orgie ausgeartet, eine rasche Umsetzung wäre unmöglich.

Pragmatisches Handeln ist essenziell für die Forze armate italiane, die unter schwierigen Bedingungen viel leisten müssen. Italiens Wehretat liegt bei rund 1,5 Prozent des BIP, wie jener Deutschlands. Doch Italien bietet vom Baltikum bis zum Sahel 7.500 Soldaten in Missionen von NATO, EU und UN auf. Deutschland kommt auf 3.500. Auch Roms Waffenhilfe für Kyjiv ist bedeutend, fällt aber kaum auf, da sie nicht öffentlich gemacht wird. Laut dem Oryx-Rechercheteam, das Waffenlieferungen visuell erfasst, gingen zum Beispiel mehr als 100 Panzerhaubitzen vom Typ M109 an die Ukraine.

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Der dortige Krieg birgt für Italiens Armee eine besondere Herausforderung. Ihr natürlicher Schwerpunkt, Europas Südflanke, kollabiert seit Jahren – jüngstes Beispiel ist das Sicherheitsengagement der Europäer im Sahel. In der Levante ist nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel ein weiterer Krieg ausgebrochen. Doch Aufmerksamkeit und Ressourcen von NATO und EU konzentrieren sich auf die Ostflanke. Für eine Armee, die explizit als Koalitionsstreitkraft ausgelegt ist, ein schwieriges Umfeld.

Damit sie hier besteht, muss sie ihre Fähigkeiten weiterentwickeln. Beim Heer ist das der Auftrag der Infanteriebrigade „Pinerolo“, was zu Deutsch Kiefer heißt, das Wappenzeichen des Großverbandes. Die „Pinerolo“ ist der Testverband zur Einführung der digitalen Gefechtsführung und mit ihren Regimentern in Apulien stationiert. Italienische Regimenter haben eine Besonderheit: Darunter sind nicht direkt Kompanien aufgehangen, sondern ein Kampftruppenbataillon. Die Regimentsebene wurde 2002 eingeführt, damit sich der Bataillonskommandeur ganz den zentralen taktischen Aufgaben Ausbildung und Training widmen kann. Der Regimentskommandeur nimmt ihm alles weitere ab, wie Personalorganisation, Kooperation mit zivilen Behörden und Pressearbeit. Mit einem identischen Kalkül schuf die Bundeswehr vor Kurzem den Posten des Kontingentführers in Litauen, um den Kommandeur des EFP-Bataillons zu entlasten.

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