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loyal-Ausgabe September 2023




Der Neue Krieg – Erkenntnisse aus der Ukraine

Die Kämpfe von Cherson bis Kupjansk machen deutlich, was Armeen heute beherrschen müssen, um auf dem Gefechtsfeld zu bestehen. Für die Bundeswehr zeigt sich massiver Nachholbedarf.

von Björn Müller

Das Grundgesetz der Kriegsführung lautet: Revolutionen gibt es nicht, nur Evolution. Das lässt sich bestens am Ukraine-Krieg beobachten. So ist die Artillerie zurück als Königin der Schlachten. Eine Rolle, die sie in Europa seit den Feldzügen Napoleons innehatte, bis zum Ende des Kalten Krieges. Jetzt ist sie wieder da, über Panzerhaubitzen mit großer Reichweite und Präzision wie die deutsche PzH2000 bei der ukrainischen Armee. Diese selbstfahrenden Geschütze können den Feind effizient vernichten und sich durch rasche Stellungswechsel Gegenschlägen entziehen. Das Konzept wurde noch für den Kampf gegen die Sowjets entwickelt. Erst jetzt kommt es gegen die russische Invasionsarmee zur Geltung – optimiert durch beschleunigte Feuerzyklen mittels digitaler Führungstechnik durch die Ukrainer. Die Bundeswehr will die Anzahl ihrer Artillerie-Bataillone von dürren vier auf neun erhöhen. Ein Entschluss, der allerdings schon unter dem Eindruck der russischen Krim-Annexion von 2014 zustande kam. Sechs der acht Heeresbrigaden sollen Artillerie erhalten sowie jede der drei Divisionen.

Mit moderner Munition schafft die PzH2000 eine Distanz von 70 Kilometern. Doch der Ukraine-Krieg zeigt schon den kommenden Goldstandard bei weit reichendem Feuer: 300 Kilometer und mehr mit mobilen Raketen-Systemen. So lässt sich die feindliche Infrastruktur zum Erhalt der Front im Hinterland zerschlagen. Auf keine anderen Waffen sind die Ukrainer seit Kriegsbeginn mehr erpicht. Vor Kurzem musste der Chef des staatlichen Rüstungskonzerns Ukroboronprom seinen Hut nehmen. Der zentrale Grund laut ukrainischen Medien: Er konnte das Raketenprogramm nicht voranbringen. Mit von den USA gelieferten HIMARS-Raketenwerfern samt GMLRS-Raketen zertrümmerte die ukrainische Armee lange erfolgreich Kommandoposten und Waffenlager der Russen. Diese mussten ihre Versorgungshubs mehr als 100 Kilometer weit zurücknehmen.

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Bei der militärischen Weltmacht Nr. 1, den USA, sind „Long Range Fires“ längst Rüstungsschwerpunkt. Um Langstrecken-Artillerie und Raketen-Werfer überlegen einsetzen zu können, bündelt sie die US-Army in neuen Manöverelementen – den Multi-Domain-Taskforces. Eine Einsatzgruppe für Europa wird zurzeit in Wiesbaden aufgestellt. In diese Taskforces sollen auch Fähigkeiten von NATO-Partnern wie die der Bundeswehr integriert werden.

Die ist bei Raketenwaffen für Landziele schwach aufgestellt. Die Luftwaffe verfügt nur über eine überschaubare Anzahl an Taurus-Marschflugkörpern für Hochwertziele im Rückraum des Feindes wie etwa Führungsbunker. Deutschlands Marine und Landstreitkräfte sind blank. Laut Heeresinspekteur Alfons Mais geht es zunächst darum, passende Drohnen zu beschaffen, um überhaupt in der Tiefe von 300 Kilometern einen Feind aufklären zu können. Dafür hat das Heer bis jetzt nur seine eng begrenzte Edel-Ressource: die Fernspäher.

Den Aufstieg der Drohnen zum globalen Kampfwerkzeug zeichneten schon die Kriege der vergangenen Dekade vor – in Syrien, Libyen und vor allem Berg-Karrabach. Wenige Kampfdrohnen wie die türkische Bayraktar TB-2 wurden jeweils dort zum wichtigen Faktor, wo es gegen eine schwache Flugabwehr ging und der Gegner nicht nachrüsten konnte. In der Ukraine zeigen sich Drohnen erstmals als absolutes Muss, um in einem Abnutzungskrieg zu bestehen.

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