60. CIOR Kongress: Einsatz Bundeswehr in Lettland?
Lettland war vom 31. Juli bis 4. August das Gastgeberland des jährlichen CIOR-Sommerkongresses gewesen. Das junge NATO-Mitglied nutzte dabei die Chance, sich im Rahmen des 60. CIOR Kongresses mit seinen kleinen aber leistungsfähigen Streitkräften vorzustellen.
60 Kongresse weisen auf eine bereits lange Geschichte hin. 1948 wurde CIOR vor dem Eindruck der Folgen des II. Weltkrieges gegründet. Damals war der Wille zur Verständigung und zur Versöhnung der ehemaligen Kriegsgegner auf persönlicher Basis ebenso Motivation, wie der gemeinsame Wille zur Verteidigung des europäischen Friedens.
Seitdem ist nicht nur viel Zeit vergangen, sondern auch die Anforderungen an Streitkräfte und Reservisten haben sich nachhaltig verändert. Einsätze der NATO und EU auf dem Balkan, der Einsatz in Afghanistan, am Horn von Afrika und nicht zuletzt im Irak, haben das Einsatzspektrum der Streitkräfte und die Anforderungen an aktive Soldaten und an die Reservisten verändert.
Aus diesem Grund widmet sich der CIOR-Kongress unter der kanadischen Präsidentschaft in diesem Jahr besonders dem Einsatz von Reservisten. Die Reserveoffiziere berichten unter anderem über ihre Einsatzerfahrungen in Afghanistan und diskutieren die Anforderungen und Erwartungen gegenüber dem Dienstherrn aus rechtlicher, sozialer, ökonomischer und medizinischer Sicht. Das Ergebnis dieser Arbeit wird der NATO vorgestellt, mit dem Ziel, die Lage und die Integration der Reservisten im Einsatz zu verbessern.
Junge Reserveoffiziere berichten über ihre Einsatzerfahrungen
Oberleutnant Schnurre ist ein YROW (Young Reserve Officers Workshop) der im Rahmen des CIOR- Symposiums seine Erfahrungen im Einsatz im Kosovo 2001 vortrug.
Reservisten stehen auf verlorenem Posten
beklagte der junge Reserveoffizier, der seinen Einsatz als Reservist ohne argumentative Unterstützung der Politik und der Bundeswehr gegenüber Arbeitgeber und Gesellschaft zu vertreten hat. Da der Einsatz der Reservisten mittlerweile ausschließlich freiwillig erfolgt, hat er sich zu rechtfertigen, warum er als Reservist den Streitkräften helfen will, Fähigkeitslücken oder personelle Engpässe zu schließen.
Einsätze und Wehrübungen sind Dienst an der Gesellschaft und kein Erholungsurlaub.
Der Einsatz als Reservist im Einsatz und in den Streitkräften ist fordernd und stellt an junge Offiziere stets auch hohe Erwartungen in ihre Ausbildung und die in ihrer Freizeit gewonnenen Kenntnisse. Das eine Wehrübung also keine Freizeit bedeutet, ist der Gesellschaft durch Politik und Streitkräfte immer wieder zu vermitteln, so Oberleutnant Schnurre.
Dabei wären zum Beispiel Zertifikate der Bundeswehr über durchgeführte Führungsaufgaben oder über Arbeit und Dienst in multinationalen Stäben sowie die Förderung der Kommunikation in den NATO-Sprachen hilfreich, schlug der YROW vor, um den Nutzen für Arbeitgeber und Reservisten hervorzuheben. Schließlich hätte der Arbeitgeber erhebliche Beträge zu investieren, um vergleichbare Erfahrung durch kommerzielle Trainings zu vermitteln.
Der diesjährige CIOR-Kongress hat damit wiederum den Erfahrungs- und Meinungsaustausch der NATO-Reserveoffiziere gefördert, persönliche Kontakte zwischen den Reservisten unterschiedlicher Staaten geschaffen und die NATO in die Herzen und vor die Tore eines neuen NATO-Mitgliedstaates getragen. Lettland und seine Menschen haben ihreseits einen sehr guten und bleibenden Eindruck ihrer Organisationsfähigkeit und Gastfreundschaft geschaffen.
Text: Major Andreas Klahn