Abgedreht: Eine Ungediente wird Frau Stabsapotheker der Reserve
„Die Reserve hat Ruh“ war einmal. Reservistinnen und Reservisten haben sich für die aktive Truppe wieder zu wichtigen Partnern entwickelt. Das gilt auch für den Sanitätsdienst. Die Bundeswehr will attraktiver sein und das auch nach außen zeigen. Für die Reportage mit dem Arbeitstitel „Verstärkung für die Armee“ setzt Hauptgefreiter Björn Albrecht während seiner Reservistendienstleistung (Stabsapothekerin d.R.) Alexa Schnölzer in Szene.
In voller Gefechtsmontur steht die blonde Frau auf dem Übungsplatz in Rennerod. Ihr fester Blick liegt hinter den orange getönten Gläsern einer Schießbrille und ist in ein Kameraobjektiv gerichtet. Hinter dem Kameramann drängen sich Toningenieur und Produzent. Sie begleiten die junge Frau auf ihrem Elusa-Lehrgang – der Einsatzlandunspezifischen Ausbildung.
Die Reservistin im Rampenlicht
Bei der Frau handelt es sich um Alexa Schnölzer. Die Ungediente lässt sich seit Kurzem zur Reservistin ausbilden. Wie bei vielen Reservistinnen und Reservisten stehen wirtschaftliche Motive für ihr Engagement nicht im Vordergrund – sondern Neugierde und Idealismus. „Sie wollte die Erfahrung machen, bei der Bundeswehr zu arbeiten“, sagt Albrecht. Die 37-Jährige ist approbierte Apothekerin und arbeitet in der elterlichen Apotheke in Moers. Der Kontakt zu Björn Albrecht kommt zufällig zustande, als sich die Ungediente in Koblenz für eine Reservistendienstleistung vorstellt. Ihm gelingt es, sie für sein Vorhaben zu begeistern: „Sie war aufgeschlossen, hatte Lust darauf und brachte eine coole Story mit.“ Damit wurde die Frau Stabsapotheker zur Protagonistin der Reportage.
Den Dreh raus haben
Die treibende und gestaltende Kraft hinter der Erstellung der Reportage ist Albrecht in seiner Funktion als Aufnahme- und Produktionsleiter. In der Zeit von 1995 bis 1999 war er aktiver Soldat bei den Heeresfliegern in Fritzlar. Nach seinem Ausscheiden blieb er der Luftfahrt bis 2010 als Pilot im Zivilsektor verbunden. Nun arbeitet Albrecht im zivilen Leben als freier Journalist. Nach der Elternzeit kam die Idee, als Reservist auch wieder in der Truppe aktiv zu werden. „Das Karrierecenter hat mich dann gefragt, ob ich Lust hätte, beim Kommando Sanitätsdienst eine Reservistendienstleistung zu absolvieren“, sagt er.
Seine anfängliche Skepsis legte sich, als sich herausstellte, dass er für eine Verwendung im Bereich Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit vorgesehen war. Dort ist der 45-jährige nun im Rahmen einer zehnmonatigen Reservistendienstleistung im Fachbereich IX 4 tätig. Dieser Fachbereich sei vor drei Jahren mit dem Ziel aufgestellt worden, medizinisches Fachpersonal für die Bundeswehr zu rekrutieren, erzählt er. „Dafür war es nötig, dass man die Öffentlichkeitsarbeit weiter ausbaute und das hat genau zu mir gepasst.“
Von der Idee zum Projekt
Die Idee zum Dreh einer Reportage kommt nicht von ungefähr. Albrecht war bereits bei einigen zivilen Produktionen als Aufnahmeleiter tätig. Somit war es für ihn naheliegend, seine Kompetenzen auch in seine Reservistendienstleistung auf die bestmögliche Weise einzubringen. Beflügelt wurde die inhaltliche Umsetzung dann von seinen eigenen Eindrücken: „Ich hatte noch die alten Stereotype im Kopf und wusste nicht, dass die Reservisten die Bundeswehr mittlerweile so mannigfaltig unterstützen können, wenn sie die entsprechende Qualifikation mitbringen.“ Beispielhaft soll „Verstärkung für die Armee“ dieses Bild nun in die Öffentlichkeit tragen. Albrecht stellt schließlich Kontakt zum Südwestrundfunk und einem Produzenten her.
Vom Esstisch bis zum Bendlerblock
Herausgekommen ist kein geschönter Film, sondern eine Reportage, die die Bundeswehr zeigt, wie sie ist. Alexa Schnölzer wird dabei von dem Kamerateam auf ihrem Ausbildungsweg zur Stabsapothekerin begleitet. Dieser führt sie von ihrem Zuhause über das Beratungsgespräch und die Eignungsuntersuchung bis an die Sanitätsakademie in München oder auf den Einsatzgruppenversorger Berlin. Dabei soll die Dokumentation authentisch bleiben. „Alles, was wir zeigen, steht auch allen anderen engagierten Reservistinnen und Reservisten mit derselben Verwendung offen“, sagt Albrecht.
Albrecht ist als Aufnahme- und Produktionsleiter der Möglichmacher. Er übernimmt beispielsweise einen Teil der Recherche, organisiert Drehgenehmigungen in Absprache mit den zuständigen Stellen der Bundeswehr oder kümmert sich um die Protagonistin. „Der Aufnahmeleiter hält dem Produzenten, dem Kameramann und dem Tontechniker den Rücken frei, sodass diese kreativ arbeiten können.“ So musste er auch dafür sorgen, dass Schnölzer bei ihrem Gelöbnis am 20. Juli auf dem Gelände des Bendlerblocks in der ersten Reihe stehen konnte. Andernfalls hätte es keine verwertbaren Aufnahmen gegeben.
Zeigen was möglich ist
Mittlerweile sind alle Bilder im Kasten. Das Material ist im Schnitt. Endprodukt wird eine 30-minütige Reportage sein, die zunächst der Südwestrundfunk in der Sendung „Menschen heute“ ausstrahlen wird – voraussichtlich Mitte Oktober. Während Schnölzer nun mit dem Gedanken spielt, sich langfristig zu engagieren, hat auch Albrecht Lust auf mehr bekommen. Er kann sich einen Wechsel in die Offizierslaufbahn vorstellen und hat das Assessment für Führungskräfte bereits erfolgreich absolviert.
Die Reserve bewegt die Bundeswehr. Ob wie in diesem Fall vor oder hinter der Kamera oder weit jenseits jedweder Aufmerksamkeit, die Möglichkeiten sind vielfältig.