Mit einem Online-Vortrag von Simon Jacob ist die 16. Reunion zu Ende gegangen. „Der IS ist nicht besiegt“, betonte der Nahost-Journalist vor 60 deutschen Reserveoffizieren und Gästen. Seit Jahren widmet sich er sich dem Thema Islamismus. Nun trug er zum Thema „IS-Frauen: Opfer oder Täter?“ vor. Fazit: IS-Frauen seien potenziell beides – und Deutschland müsse sich dem schwelenden Thema Islamismus engagierter widmen.
Jacob bot vor ehemaligen Teilnehmern des Deutsch-Amerikanischen Reserveoffizier-Austauschs und Gästen einen Parforceritt durch die Geschichte des Nahen Ostens. In seinen jüngsten Arbeiten, die ihn 2019 und 2020 nach Syrien und in den Irak führten, beschäftige er sich mit IS-Rückkehrerinnen (Deutsche, die sich vor Ort im IS engagierten und nun wieder in Deutschland leben). Vom IS und den indoktrinierten Frauen gehe auch in Deutschland eine Gefahr aus, so Jacob.
Im öffentlichen Diskurs müsse das Thema adäquat aufgearbeitet werden. „Der IS nutzt für Propaganda und Mitgliederrekrutierung wohl kalkulierend das Internet“, sagte der Referent. Im Schatten der aktuell stark medial beleuchteten Corona-Pandemie fänden in entsprechenden Netzwerken kontinuierlich Vorbereitungen extremistischer Anschläge statt. Neue Strategien würden entwickelt, um in Deutschland koordinierte Angriffe vor allem auf Infrastruktur und Unternehmen durchzuführen. Der Dschihad sei nur vermeintlich besiegt während er im Grunde schlafe.
Strategien im Kampf gegen den Islamismus
In seinem Rundumblick nannte der Referent Strategien im Kampf gegen den Islamismus in Deutschland und skizzierte Lösungswege im Nahen Osten. So wies er auf eine notwendige Strategie und Koordinierung eines Counter-Dschihad auf europäischer Ebene hin. Der Nahost-Kenner hob auch darauf ab, wie der Islamismus im Nahen Osten in Schranken gewiesen werden kann. Hier skizzierte er die Bedeutung des klugen, engagierten Investments europäischer und amerikanischer Firmen in den Großraum. „Das Wichtigste: Den Menschen vor Ort eine ökonomische Zukunft bieten, damit sich aufgrund wirtschaftlicher Not nicht in die Hände des IS fallen.“
Der Vortrag von Simon Jacob bildete den Abschluss der 16. Reunion, die im Herbst 2020 und Winter 2021 per Online- und Hybridveranstaltungen stattfinden musste. Bei den 45 ehemaligen Teilnehmern des Austauschprogramms und namhaften Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Militär traf der Beitrag auf großes Interesse. Generalleutnant Dr. Ansgar Rieks, Stellvertreter des Inspekteurs der Luftwaffe, betonte in seinem Gruß an die Community: „Die Reserve wird in Zukunft für die Auftragserfüllung noch wichtiger werden. Dazu sind auch Austausche besonders zu fördern. Entwickeln Sie in Ihrem Kreis weiterhin mit so viel Engagement!“
Planungen für die nächste Reunion
Den Vortragsabend rundete Oberst d.R. Thilo Krökel vom Orga-Team der ehrenamtlich organisierten Reunion des Hochwertaustausches ab. Er beschrieb das Online-Format als Option, sicherheits- und verteidigungspolitischen Themen auch während der Pandemie zu besprechen und Kontakte zu halten. „Wir freuen uns über die 60 zugeschalteten Teilnehmer. Die für September 2021 vorgesehene 17. Reunion soll als Präsenzveranstaltung stattfinden. In Kürze wissen wir mehr“, resümierte Krökel.