Afghane findet eine neue Heimat in Deutschland
Als Übersetzer und sogenannte Ortskraft arbeitete der Afghane in seiner Heimat fünf Jahre lang für die Bundeswehr und die deutsche Polizei. Er ist einer von bislang 150 "local employees", die mit ihren Familienangehörigen nach Deutschland einreisen durften. Die Reservistenkameradschaft (RK) Jena wollte mehr erfahren und lud ihn zu ihrem sicherheitspolitischen Jahresabschluss ein.
Taliban bedrohen Ortskräfte
Wie kommt es, dass ein junger Mensch, der für afghanische Verhältnisse gut verdient hatte und sich sogar ein Haus leisten konnte, seine Heimat verlässt und sich in eine ungewisse Zukunft begibt? Mit dem Abzug der westlichen Streitkräfte bleiben viele der ehemaligen Ortskräfte mittellos und vor allem schutzlos zurück. Nicht nur die organisierte Kriminalität, sondern vor allem die Taliban und Islamisten bedrohen sie und ihre Angehörigen und haben auch schon Anschläge verübt. "Gleich nach dem Abzug der Bundeswehr aus meiner Heimat 2012 spürte ich, dass ich ausgegrenzt werde. Viele Landsleute hielten mich für einen Agenten, der weiterhin für die Deutschen arbeitet", sagt der junge Familienvater. Selbst frühere Freunde und Bekannte luden ihn nicht mehr zu Feiern ein und mieden ihn und seine Frau.
Harter Kampf um ein Visum
Den Bundeswehreinsatz in seinem Land findet er dennoch wichtig. Dass er nun in Deutschland und damit in Sicherheit leben darf, verdankt er jedoch weniger einer Selbstverständlichkeit der Bundesregierung als seinem eigenen Einsatz. Zwar wissen die Ministerien um die akute Gefährdungslage der Ortskräfte, doch gestaltet sich der Weg nach Deutschland noch immer hart und steinig. "Ich musste ein Jahr lang kämpfen, damit meine Gefährdungsanzeige bearbeitet und akzeptiert wird. Erst dann konnte ich ein deutsches Visum erhalten." An mehrere Stellen hatte er sich noch in Afghanistan gewandt und vergeblich schnelle Hilfe erbeten.
Patenhilfe ist Kameradenhilfe
Um nun in Jena auf den Ämtern zurechtzukommen, unterstützt ihn der Obergefreite der Reserve Bastian Stein bei Behördengängen und beim Kennenlernen der deutschen Kultur. In Jena hat der Afghane eine Möglichkeit bekommen, mit seiner Familie eine kleine Wohnung zu beziehen und einen Sprachkurs zu besuchen, obwohl er durch die lange Zusammenarbeit mit den "Germans" schon viel versteht. Bastian Stein war es auch, der Rahmikhuda Kabirpor mit zu Veranstaltungen der RK Jena nahm und den ehemaligen Soldaten vorstellte. "Wir als Reservisten wollen ihn nun unterstützen und ihm mit der Anerkennung danken, die er verdient hat", bringt es Stein nach dem Vortrag des jungen Afghanen auf den Punkt. "Schließlich hat er sein Leben für die Bundeswehr in Gefahr gebracht und ist damit unser Kamerad."
Bild oben: Ein Jahr lang musste Rahmikhuda Kabirpor
(links, mit seinem Lotsen Bastian Stein) kämpfen, um ein
Visum für Deutschland zu erhalten und mit seiner Familie eine
kleine Wohnung in Jena zu beziehen (Foto: Stephan Herold).
Bild unten: Rahmikhuda Kabirpor (Mitte) war in seiner Heimat
Afghanistan fünf Jahre Dolmetscher für die Bundeswehr (Foto: privat).