Bis zum Ende der kommenden Woche üben mehr als 1.400 Soldatinnen und Soldaten ihren Kernauftrag im Heimatschutz, den Schutz verteidigungswichtiger Infrastruktur. Dazu werden bei „National Guardian 2024“ – wie bereits berichtet – unter Führung des Territorialen Führungskommandos der Bundeswehr deutschlandweit überwiegend Reservistinnen und Reservisten eingesetzt.
Das Heimatschutzregiment 2 wird dann den Auftrag haben, ein Treibstofflager südlich des Flughafens Köln-Bonn zu sichern. Der Übung vorgeschaltet war in dieser Woche noch eine intensive Ausbildung auf dem Übungsplatz in Münster-Handorf. Trainiert wurden auch hier die Kernfähigkeiten, um die „Drehscheibe Deutschland“ am Laufen zu halten: die Sicherung und die Begleitung eines Konvois (hier: ein Treibstofflaster), das Betreiben eines Checkpoints und ein Gruppengefechtsschießen inklusive der Erstversorgung einer angeschossenen Person. 160 Heimatschützer holten sich vor der Übung den letzten Feinschliff, darunter 90 Reservistinnen und Reservisten sowie 70 Freiwillig Wehrdienstleistende im Heimatschutz.
Eine sinnvolle Tätigkeit
Einer von ihnen ist Hauptgefreiter Nils. Der heute 48-Jährige ist der „typische Reservist“, wenn man es so nennen möchte. Er leistete 1996/97 seinen Wehrdienst als Panzergrenadier ab, er steht mit beiden Beinen fest im Berufsleben und ist familiär gesettet. „Als ich wieder etwas mehr Freiraum hatte, wollte ich etwas Sinnvolles tun“, sagt er. Auch sein Arbeitgeber, ein Energieversorger, unterstützt gesellschaftliches und ehrenamtliches Engagement, sei es nun bei der Feuerwehr, beim THW oder eben in der Reserve. Beim Heimatschutzregiment 2 hat der aus dem Bergischen Land stammende Reservist eine militärische Heimat gefunden – und eine sinnvolle Tätigkeit.
Der regionale Bezug und die Suche nach etwas Sinnvollem haben auch den Obergefreiten Marius zum Heimatschutzregiment 2 geführt. Der 26-Jährige leistet neben seinem Chemiestudium Freiwilligen Wehrdienst im Heimatschutz. „Das lässt sich gut miteinander vereinbaren.“ Nach der Grundausbildung in Roth und einer weiteren Station in Schortens kam der Detmolder nun ins nahe gelegene Münster. Der regionale Bezug, gelebte Kameradschaft und spannende Ausbildung sind überzeugende Argumente für das Heimatschutzregiment 2.
Gute Infrastruktur, attraktive Ausbildung
So sieht es auch der Kommandeur, Oberst d.R. Jens Teichmann. „Wir haben in Münster eine gute Infrastruktur mit der Lützow-Kaserne und dem Standortübungsplatz gleich nebenan. Wir bieten eine attraktive Ausbildung und eine gute Kameradschaft, das kann sich gerne herumsprechen.“ Beziehungsweise: Es hat sich schon herumgesprochen. Über den Beorderungsstand kann sich der Kommandeur nicht beklagen. „Wir sind bei rund 90 Prozent, zumindest was die Gewehrträger angeht“, sagt er. Lediglich bei den Spezialfähigkeiten ist noch Bedarf, etwa bei Pionierfähigkeiten, IT, Instandsetzung oder bei den schweren Waffen. Hier ist er aber zuversichtlich, die offenen Dienstposten mittelfristig durch die Grundbeorderung besetzen zu können. Zudem hängen noch 1.000 weitere Bewerberinnen und Bewerber in der Warteschleife. „Um diese abzuarbeiten, brauchen das Bundesamt für Personalmanagement seine Zeit“, weiß Teichmann.
Wer ebenfalls etwas Sinnvolles tun und sich mit seinen Fähigkeiten beim Heimatschutzregiment 2 einbringen möchte, kann sich hier per E-Mail beim Landeskommando melden.
Alarmierung per App
Nicht nur, was die Kernfähigkeiten im Heimatschutz betrifft war die Übungswoche in Münster ein letzter Test vor dem „National Guardian“. In einer Pilotphase wurde erstmal auch die Alarmierung via App erprobt. Dazu bekamen die Reservisten die Anwendung auf ihr Smartphone gespielt, gegen Ende der Woche bekamen sie dann die Nachricht, von Münster in den Köln-Bonner Raum zu verlegen, um das Treibstoffdepot zu sichern. Am Sonntag verlegen die Heimatschützer dann in den Verfügungsraum. Der „National Guardian“ nimmt Fahrt auf…
Hintergrund
„National Guardian 2024“ ist Teil der deutschen Übungsserie „Quadriga 2024“. Während dieser Serie beteiligt sich die Bundeswehr mit rund 12.000 Soldatinnen und Soldaten am NATO-Großmanöver „Steadfast Defender 2024“. Die NATO hat dabei rund 90.000 Soldatinnen und Soldaten in ganz Europa bis in den Sommer im Einsatz. Sie ist die größte Übung des Sicherheitsbündnisses seit über 35 Jahren. Die Soldatinnen und Soldaten aller 32 NATO-Mitgliedstaaten üben die Alarmierung, die Vorbereitung auf den Einsatz, das Verlegen großer Truppenteile bis hin zur Abwehr eines Aggressors. Die NATO-Mitgliedstaaten setzen damit in diesem Jahr verstärkt auf Abschreckung, aber auch auf eine mögliche Verteidigung des Bündnisgebietes. Nur wenn die multinationale Zusammenarbeit effektiv funktioniert, kann die NATO als Verteidigungsbündnis einen potentiellen Gegner glaubhaft abschrecken.