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Aus der Trup­pe

Fest im Leben und für die All­ge­mein­heit

Die Aus­bil­dung Un­ge­dien­ter in Rhein­land-Pfalz be­geis­tert die Re­kru­ten und Re­kru­tin­nen und über­zeugt die Aus­bil­der.

Sol­da­tin­nen und Sol­da­ten bei der Schie­ß­übung mit dem Ge­wehr G36.

(Quel­le: Bun­des­wehr/Hipp­ler)

Fünf Re­kru­tin­nen und Re­kru­ten war­ten hin­ter einem Schutz­wall aus Be­ton­klöt­zen auf dem Trup­pen­übungs­platz Baum­hol­der dar­auf, dass sie erst­mals mit einer Pis­to­le P 8 schie­ßen kön­nen. Dem Be­trach­ter fällt so­fort auf: Das sind keine jun­gen Er­wach­se­nen. Da ste­hen le­bens­äl­te­re Men­schen in einen Kampf­an­zug der Bun­des­wehr ge­klei­det. Re­kru­ten? „Ja“, be­stä­tigt Oberst­leut­nant Hei­sam El-Araj.

„Alle sind Ü 40, auch die sechs Frau­en unter den 19 Leu­ten!“ El-Araj ist der Stabs­of­fi­zier für Re­ser­vis­ten­an­ge­le­gen­hei­ten beim Lan­des­kom­man­do Rhein­land-Pfalz und er­läu­tert, worum es geht. „Zu einer ein­satz­be­rei­ten Bun­des­wehr ge­hört auch eine ein­satz­be­rei­te Re­ser­ve. Die Män­ner und Frau­en, die wir hier aus­bil­den, wer­den im An­schluss di­rekt in der Hei­mat­schutz­kom­pa­nie als Re­ser­vis­ten und Re­ser­vis­tin­nen ein­ge­plant. Wir haben bei uns im Bun­des­land in­zwi­schen einen so guten Be­or­de­rungs­stand, dass wir be­ab­sich­ti­gen, im Ok­to­ber eine zwei­te Kom­pa­nie auf­zu­stel­len.“ Jede die­ser Kom­pa­ni­en hat 120 Dienst­pos­ten be­stehend aus Kom­pa­nie­füh­rungs­grup­pe, drei Si­che­rungs­zü­gen, einem Pro­jekt­zug zu­züg­lich 15 Dienst­pos­ten für frei­wil­lig Wehr­dienst­leis­ten­de im Hei­mat­schutz.

Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer der Aus­bil­dung Un­ge­dien­ter auf dem trup­pen­übungs­platz Baum­hol­der. (Foto: VdRBw/Det­lef Struck­hof)

Frei­wil­lig in Flecktarn

Die Aus­bil­dung, die das Lan­des­kom­man­do Rhein­land-Pfalz hier or­ga­ni­siert hat, nennt sich „Aus­bil­dung für Un­ge­dien­te“. Davon haben die we­nigs­ten Men­schen im Land bis­her ge­hört und die Be­zeich­nung ist er­klä­rungs­be­dürf­tig. Da­hin­ter steckt schlicht­weg eine Aus­bil­dung von Frei­wil­li­gen, die bis­her noch nichts mit der Bun­des­wehr zu tun hat­ten, zu Re­ser­vis­tin­nen und Re­ser­vis­ten. Die Män­ner und Frau­en en­ga­gie­ren sich also „eh­ren­amt­lich“ und ver­stär­ken die Re­ser­ve in der Hei­mat­schutz­kom­pa­nie. Mit der Aus­set­zung der Wehr­pflicht am 1. Juli 2011 und dem an­ge­nom­me­nen Ende des Kal­ten Krie­ges schon 1989 hat die Po­li­tik den Hei­mat­schutz mas­siv her­un­ter­ge­fah­ren, quasi ab­ge­schafft. Alles kon­zen­trier­te sich auf die Aus­lands­ein­sät­ze der Bun­des­wehr, für die Lan­des- und Bünd­nis­ver­tei­di­gung nicht mehr al­ler­ers­te Auf­ga­be war. Dar­über hin­aus hatte die mas­si­ve Re­du­zie­rung der Streit­kräf­te auch Aus­wir­kun­gen bei der Amts­hil­fe im Falle von Gro­ß­scha­dens­er­eig­nis­sen. Immer wie­der muss­te in nach­fol­gen­den Jah­ren fest­ge­stellt wer­den, dass hel­fen­de Hände im ei­ge­nen Land knapp waren, wenn Flüs­se über die Ufer tra­ten oder Un­ter­stüt­zung in der Flücht­lings- oder Co­rona­kri­se be­nö­tigt wurde. Der ak­ti­ven Trup­pe stand nur eine ge­rin­ge Re­ser­ve auf Abruf zur Ver­stär­kung und Über­nah­me sol­cher Auf­ga­ben zur Ver­fü­gung. Des­halb wer­den nun nach und nach neue Hei­mat­schutz­ver­bän­de auf­ge­stellt. Zu­erst waren das ab 2012 die Re­gio­na­len Si­che­rungs- und Un­ter­stüt­zungs­kom­pa­ni­en (RSUKp), dar­aus wur­den dann ab Au­gust 2021 Hei­mat­schutz­kom­pa­ni­en (HSchKp).  Nun er­folgt etap­pen­wei­se der Auf­wuchs zu Hei­mat­schutz­re­gi­men­tern (HSchRgt). Das erste HSchRgt wurde am 30. April die­ses Jah­res in Bay­ern auf­ge­stellt, wei­te­re wer­den fol­gen.

Der Stell­ver­tre­ten­de Kom­man­deur des Lan­des­kom­man­dos Rhein­land-Pfalz, Oberst­leut­nant Frank Keil, führt die Dienst­auf­sicht. Er ist eben­so wie das Aus­bil­dungs­per­so­nal von der hohen Mo­ti­va­ti­on der Teil­neh­men­den über­zeugt. (Foto: VdRBw/Det­lef Struck­hof)

Per­spek­ti­ve Hei­mat­schutz

Ver­ant­wort­lich für die Aus­bil­dung der Un­ge­dien­ten im Lan­des­kom­man­do Rhein­land-Pfalz ist der Stell­ver­tre­ten­de Kom­man­deur und Chef des Sta­bes, Oberst­leut­nant Keil. Er macht des­we­gen bei der Aus­bil­dung in Baum­hol­der per­sön­lich Dienst­auf­sicht. Er ist eben­so wie das Aus­bil­dungs­per­so­nal von der hohen Mo­ti­va­ti­on der Teil­neh­men­den über­zeugt. Was er­war­tet die Re­kru­ten und Re­kru­tin­nen nach der Aus­bil­dung? Keil sagt: „Das hier ist der Ein­stieg. Ziel ist es, die Män­ner und Frau­en in un­se­ren bei­den Hei­mat­schutz­kom­pa­ni­en zu be­or­dern. Dort sol­len sie re­gel­mä­ßig jedes Jahr in ge­mein­sa­men Übun­gen wei­ter aus­ge­bil­det wer­den.“

Die Re­ser­ve in Deutsch­land ist auf Frei­wil­lig­keit auf­ge­baut. Das kann ge­le­gent­lich zu Kon­flik­ten zwi­schen Re­ser­vis­ten und Ar­beit­ge­bern füh­ren, doch meist lässt sich eine ein­ver­nehm­li­che Lö­sung fin­den. Sa­bri­na A. ist 41 Jahre alt und durch­läuft mit ihrem Ehe­mann Mas­si­mo (43) ge­mein­sam die for­dern­de Aus­bil­dung bei mehr als 30 Grad. „Mein Chef fie­bert mit mir mit“, sagt sie be­geis­tert. Ihr Ehe­mann hin­ge­gen stieß zu­nächst auf Skep­sis bei sei­nem Ar­beit­ge­ber. Doch letzt­lich konn­te auch er mit­ma­chen. Die Un­ter­kunft für die an­ge­hen­den Re­ser­vis­tin­nen und Re­ser­vis­ten er­folgt wäh­rend der Aus­bil­dung in einer Ka­ser­ne.  So gibt es im Lager Au­len­bach je­doch kei­nen Luxus, statt­des­sen Ge­mein­schafts­un­ter­kunft. Alle Frau­en in einer Stube, die Män­ner auf­ge­teilt auf zwei Räume. „Doch das alles schwei­ßt zu­sam­men“, sagen alle Re­kru­ten und Re­kru­tin­nen uni­so­no. Die Ka­me­rad­schaft wird von allen ge­lobt. Mas­si­mo A. sagt: „Das er­lebt man drau­ßen im zi­vi­len Be­rufs­le­ben so nicht!“

Schie­ß­übung mit der Pis­to­le P8. (Foto: VdRBw/Det­lef Struck­hof)

Ernst­haft en­ga­giert

Dass die bei­den Ehe­part­ner hier in Uni­form ste­hen, haben sie einem Zu­fall zu ver­dan­ken. „Unser 17 Jahre alter Sohn woll­te zur Bun­des­wehr. Des­halb haben wir ihn zum Kar­rie­re­cen­ter be­glei­tet und haben uns ge­mein­sam alles an­ge­hört“, so Sa­bri­na A. Ihr Mann er­gänzt: „Und das hörte sich alles so in­ter­es­sant an, dass wir ge­fragt haben, ob wir auch was bei der Bun­des­wehr ma­chen kön­nen?“ Und tat­säch­lich. Der Kar­rie­re­be­ra­ter wuss­te von der Aus­bil­dung Un­ge­dien­ter in Rhein­land-Pfalz und sagte, wie das Ehe­paar daran teil­neh­men kann.

Munir E. hatte von sei­nem Bru­der schon viel über die Bun­des­wehr ge­hört. Er sagt: „Doch wenn der äl­te­re Bru­der er­zählt, ist das nicht immer so­fort über­zeu­gend – vor allem nicht in jün­ge­ren Jah­ren.“ Aber dann über­leg­te der junge Mann, sich even­tu­ell bei der Bun­des­wehr zu ver­pflich­ten. „Ich war al­ler­dings un­ent­schlos­sen und habe mich dann zu­nächst im Jahr 2019 zu der Aus­bil­dung für Un­ge­dien­te ge­mel­det. Das hat meine letz­ten Zwei­fel aus­ge­räumt. Nun bin ich ak­ti­ver Sol­dat und habe mich für 15 Jahre ver­pflich­tet.“ Für ihn schlie­ßt sich in Baum­hol­der ein per­sön­li­cher Kreis. Stabs­un­ter­of­fi­zier und Feld­we­bel­an­wär­ter Munir E. wird hier nun­mehr als Aus­bil­der ein­ge­setzt.

Stabs­feld­we­bel Jür­gen C., ist Feld­we­bel für Re­ser­vis­ten­an­ge­le­gen­hei­ten im Stab Lan­des­kom­man­do Rhein­land-Pfalz mit Dienst­sitz in Zwei­brü­cken. Der 53 Jahre alte Be­rufs­sol­dat ist von den Re­kru­ten und Re­kru­tin­nen – aber auch von der Aus­bil­dung über­zeugt. „Die Ab­bre­cher­quo­te ist sehr ge­ring. Wir haben mal mit 24 Re­kru­ten an­ge­fan­gen – 19 sind noch hier. Bei den frei­wil­lig Grund­wehr­dienst­leis­ten­den ist die Ab­bre­cher­quo­te deut­lich höher. Hier zeigt sich, dass le­bens­äl­te­re Men­schen sich vor­her viele Ge­dan­ken ma­chen, wor­auf sie sich ein­las­sen. Sie ste­hen fest im Leben – in der Ge­sell­schaft und wol­len was für die All­ge­mein­heit tun. Hier sind keine Leute, die einen Job su­chen.“

Eine davon ist Dilan R. Sie wohnt in der Nähe von Düs­sel­dorf, Nord­rhein-West­fa­len. Die 47 Jahre alte Ver­wal­tungs­an­ge­stell­te hat drei Söhne. „Ich stam­me aus der Tür­kei, bin als Gast­ar­bei­ter­kind 1975 nach Deutsch­land ge­kom­men. Ich bin hier in Frei­heit auf­ge­wach­sen und ver­dan­ke mei­nem neuen Hei­mat­land alles. Des­halb will ich Deutsch­land nun etwas zu­rück­ge­ben!“

Dilan R. hat sich nach der be­stan­de­nen Aus­bil­dung – eben­so wie fast alle an­de­ren – di­rekt für die erste Aus­bil­dung mit der Hei­mat­schutz­kom­pa­nie im Sep­tem­ber an­ge­mel­det. Dann geht es wie­der nach Baum­hol­der. Sie sagt: „Da freue ich mich schon drauf!“

Aus­wer­tung der Schie­ß­er­geb­nis­se. (Foto: VdRBw/Det­lef Struck­hof)

Den Ein­stieg fin­den

Wo kön­nen sich In­ter­es­sen­ten zur Aus­bil­dung für Un­ge­dien­te mel­den? Oberst­leut­nant Hei­sam El-Araj er­klärt: „In­ter­es­sen­ten wen­den sich an ein Lan­des­kom­man­do der Bun­des­wehr, dann wird alles Wei­te­re ver­an­lasst. Bei uns in Rhein­land-Pfalz fin­det diese Aus­bil­dung ein­mal jähr­lich statt. Der Vor­lauf be­trägt etwa sechs Mo­na­te, um die Eig­nung und Ver­füg­bar­keit der Be­wer­be­rin­nen und Be­wer­ber fest­zu­stel­len.  Es wird vor­aus­ge­setzt, dass die In­ter­es­sen­ten einen ta­bel­la­ri­schen Le­bens­lauf vor­le­gen und sich zu­sätz­lich einer ärzt­li­chen Taug­lich­keits­un­ter­su­chung und einer psy­cho­lo­gi­schen Be­gut­ach­tung un­ter­zie­hen. Ob­li­ga­to­risch ist auch eine Si­cher­heits­über­prü­fung. Ist alles in Ord­nung, kann es los­ge­hen.“

 

Der ZDF-Län­der­spie­gel hat am 30. Juli einen vier­mi­nü­ti­gen Bei­trag über die Aus­bil­dung aus­ge­strahlt. Darin kommt auch das Ehe­paar A. vor: https://​t1p.​de/​0nabr

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