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Als sich aus Versehen ein Schuss löste




Dr. Clas Abels trat im April 1959 seinen Wehrdienst in der zweiten Kompanie des damaligen Fernmeldebataillons 6 an. In der aktuellen 'loyal' erinnert er sich an eine ganz besondere Anekdote aus der Wehrdienstzeit.

Im Frühjahr 1959 übten die Rekruten beim Fernmeldebataillon mit Papphelmen und Holzgewehren, denn ein eigentlicher Wehrdienst in Deutschland hatte noch gar nicht wirklich begonnen. Der Dienst mit nichtfreiwilligen Wehrpflichtigen war erst ab dem 3. Dezember 1960  gesetzlich möglich. Clas Abels diente vorzeitig und freiwillig mit dem Dienstgrad Funker, um bei seinem Studium später nicht gestört zu werden. Die Kriegsdienstverweigerung war noch nicht erfunden. Dann trafen endlich nach vielen Wochen die G3-Gewehre und die Stahlhelme ein und bald gab es dann auch das erste Schießen in Putlos, dem großen Schießplatz im Norden Deutschland.

Das erste große Schießen
Nach etlichen Wochen mit Papphelm und Holzgewehr, bekamen die Rekruten das Gewehr G3 und Stahlhelme. Das erste große Schießen auf dem Truppenübungsplatz Putlos konnte beginnen. Müde fielen die jungen Soldaten nach einem langen Tag in die Feldbetten der Holz- und Pappbarracke des Schießplatzes. Mitten in der Nacht erwachte Clas Abels von einem seltsamen Geräusch. Es war ein Schuss mit seltsamem Beiklang. Wenige Minuten später schrillte die Trillerpfeife des Unteroffiziers vom Dienst. Er brüllte: "Antreten!" Die Türen flogen auf. Der nächste Befehl hieß: "Waffenappell!"

Allmählich sickerte durch, dass ein Funker nach dem Schießen mit seinem Gewehr gespielt und sich dabei einen Schuss gelöst habe, der waagerecht durch die ganze Barracke gefegt war und sämtliche Pappwände durchschlagen hatte. In unserer Stube war ein Loch in der Seitenwand zu sehen. Der Schütze, Funker Lämmert (Name von der Redaktion geändert), hatte nach dem Schießen seinem Gewehr zwar das Magazin entnommen, jedoch die Patrone im Patronenlager nicht beachtet, ein typischer Anfängerfehler. Die höchsten Dienstgrade unseres Zuges prüften mit eigenen Fingern die Patronenlager und die Magazine jedes Gewehres.

Schuhcreme und unfreiwilliger Haarschnitt
Dann durften die Rekruten zur Ruhe zurückkehren. Clas Abels war gerade wieder eingeschlafen, da ertönte erneut die Trillerpfeife und das widerliche "Antreten!". Diesmal gab es keinen Waffenappell. Dem Zug wurde der Funker Lämmert, vorgeführt, dessen Gesicht mit schwarzer Schuhcreme vollgeschmiert und dessen Haarpracht durchs Schneiden und Schnippeln heftig war. Funker Lämmert musste an allen angetretenen Soldaten vorbeigehen, den Kopf gesenkt, von Anfang bis Ende. Dann fragte der Zugführer mit schneidender Stimme: "Wer war das?". Niemand rührte sich, kein Laut war zu hören. Es waren wohl wiedermal der berühmte Adlige "von Selbst" und der berüchtigte Bürgerliche "Niemand" gewesen, die sich inzwischen in der Kompanie eingenistet hatten. "Mir war das alles fürchterlich peinlich und ich war sehr beklemmt, obwohl ich nichts Falsches getan hatte, denn ich war während meiner Rekrutenzeit noch nicht so abgebrüht wie einige Wehrübungen später", erinnert sich Clas Abels an die Situation.

Er und seine Kameraden mussten eine gefühlte Ewigkeit im Schlafanzug im Flur stehen, bis es schließlich dröhnte: "Wegtreten!". Die Rekruten krochen kalt und verfroren zurück in die Betten. Am nächsten Morgen, nachdem die Kompanie zum Morgenappell in Reih und Glied angetreten war, ging unser Kompaniechef zum Beschnittenen und überreichte ihm "ein gutes Haarwuchsmittel mit besten Wünschen zur Genesung".

Wenn Sie sich an Ihre Ausbildung am Gewehr erinnern können und auch eine Geschichte zu erzählen haben, die zeigt, wie es früher in der Bundeswehr war, schreiben Sie an presse@reservistenverband.de

(red)

Bild oben:
Ausbildung am Gewehr.
(Repro: Benjamin Vorhölter)

Bild unten:
Vor dem Schießen ölten die Rekruten
das Gewehr, bis auf den Lauf.
(Repro: Benjamin Vorhölter)

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