Auch die Bundeswehr erlebt einen Strukturwandel
Symbol für den Strukturwandel im Ruhrgebiet ist die Zeche Zollverein in Essen. Seinerzeit eine der produktivsten Förderanlagen überhaupt, zählt das Steinkohlebergwerk nun zum Weltkulturerbe der Unesco und zur europäischen Route der Industriekultur. Als "großartige, symbolhafte Inszenierung" lobte NRW-Landtagspräsidentin Carina Gödecke den Aufstellungsappell der drei Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanien des Landeskommandos Nordrhein-Westfalen. Die Einheiten "Rheinland", "Ruhrgebiet" und "Westfalen" bieten insgesamt 327 Reservisten eine neue militärische Heimat. Jeweils 109 RSU-Soldaten werden in Düsseldorf, Unna und Ahlen dienen.
70 Prozent der Sollstärke erreicht
Mehr als 200 von ihnen waren zum Aufstellungsappell auf Zeche Zollverein im Essener Norden angetreten. "Das sind rund 70 Prozent der Sollstärke", rechnete der Kommandeur des Landeskommandos, Brigadegeneral Peter Gorgels, vor. Weitere 150 Bewerbungen liegen vor. "Wir werden die Sollstärke bald erreichen. Ziel ist die Befähigung bis Jahresende."
"NRW ist der zivil-militärischen Zusammenarbeit erstklassig"
"Umbau duldet keinen Stillstand", mahnte Vizeadmiral Manfred Nielson, Inspekteur der zuständigen Streitkräftebasis. Für die drei Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanien gehe es darum, die mit elf Millionen Einwohnern größte Metropolregion der Bundesrepublik Deutschland zu schützen. "Die Heimatverbundenheit und das Kennen der zivilen Mitstreiter ist ein Pfund für die Bundeswehr", sagte Nielson, der kurz zuvor aus den Hochwasser-Gebieten an der Elbe zurückgekehrt war. "Auch wenn der BVB den Europapokal-Triumph verpasst hat, Fortuna Düsseldorf abgestiegen und Preußen Münster nicht aufgestiegen ist – in der zivil-militärischen Zusammenarbeit gehört NRW zur ersten Liga." Gleichzeitig dankte er den Arbeitgebern der Malocher-Region für die Freistellung von Mitarbeitern für Reservistendienstleistungen.
Soziales Engagement als Vorbild für die Kinder
"Mir ist es wichtig, mich sozial engagieren zu können", sagte Oberstleutnant d.R. Dirk Wirth, Kompaniechef der westfälischen RSU-Einheit. "Das lebe ich auch meinen Kindern gerne vor." Paula (4) und Johanna (11) waren gemeinsam mit Mama Stefanie zu dem öffentlichen Appell gekommen. Sie finden es "richtig gut", was der Papa am Wochenende macht. Und allzu oft müsse sie auch nicht auf ihren Mann verzichten, sagt Stefanie Wirth.
Einer der ihm unterstellten Soldaten ist der Hauptgefreite d.R. Matthias Bücker-Jesing. "Ich war ohnehin auf der Suche nach einer Beorderungsstelle, und als ich bei einem Marsch auf die RSUKp angesprochen wurde, habe ich nicht lange gezögert", sagt er. Vor allem der Katastrophenschutz habe ihn interessiert. Ebenso sieht es der Obergefreite d.R. Stefan Glumm. "Man muss sich nur anschauen, was an der Elbe und an der Donau los ist…"
Was sind die RSUKr?
Mit den Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskräften der Streitkräftebasis wird Angehörigen der Allgemeinen Reserve und Ungedienten eine regionale Beorderungsmöglichkeit geboten, um sich in der Bundeswehr für ihr Land zu engagieren. Die RSU-Kompanien sollen die aktive Truppe bei Aufgaben im Heimatschutz unterstützen. Damit nehmen sie in erster Linie Wach- und Sicherungsaufgaben wahr. Sie können aber auch zu anderen militärischen Aufgaben herangezogen werden – wie etwa der Unterstützung von Großvorhaben. Darüber hinaus können sie subsidiäre Aufgaben im Katastrophenschutz übernehmen. Mit den drei Kompanien in NRW sind nun 15 von bundesweit 30 geplanten Einheit aufgestellt.
Bild oben:
Angetretene RSU-Soldaten beim Aufstellungsappell
auf Zeche Zollverein in Essen. (Foto: spe)
Bild Mitte:
Brigadegeneral Peter Gorgels übergibt den Kompaniewimpel
an den Chef der westfälischen RSU-Kompanie, Oberstleutnant d.R. Dirk Wirth.
(Foto: spe)
Bild unten:
Dienen mir Vorbildfunktion: Wirth möchte seinen beiden Töchtern
Johanna (11) und Paula (4) soziales Engagement vorleben.
(Foto: spe)