Auch die CDU verabschiedet sich von der Wehrpflicht
Bis zum Sommer ist noch viel zu tun: "Jetzt muss die Attraktivität dieses Freiwilligendienstes erreicht werden", sagt Roderich Kiesewetter, Stellvertreter des Präsidenten des Reservistenverbands. Bis zur Aussetzung sind nur noch knapp sieben Monate Zeit. Der Bundestag muss der Aussetzung noch zustimmen, Bundesfamilienministerium und Bundesverteidigungsministerium müssen sich über die Ausgestaltung eines freiwilligen Dienstes für Männer und Frauen einig werden, denn auch der Zivildienst endet am 30. Juni 2011.

Von der Bundeswehr, so Kiesewetter, müsse deutlich gemacht werden, wie Interessierte Reserveoffizier oder Reserveunteroffizier werden können. Dies brauche eine neue Konzeption – Änderungen im Laufbahnrecht für mehr Durchlässigkeit. "Die Truppenreserve muss auch künftig für zwei Bereiche zur Verfügung stehen: 1. für die Einsätze im Ausland, 2. für die Vertretung von aktiven Soldaten im Inland, die in einen Auslandseinsatz gehen. Für die nationale Krisenvorsorge im Katastrophenfall rege ich über die bisherige ZMZ-Organisation hinaus an, eine besondere Reserve vorzusehen und auszubilden", sagt Kiesewetter.
Das war‘s
Kommentar von Detlef Struckhof
Der Reservistenverband, ganz voran Ehrenpräsident Ernst-Reinhard Beck, hat sich immer für den Erhalt der Wehrpflicht eingesetzt. Noch in diesem Jahr hat der Bundesverband Sicherheitspolitik an Hochschulen beim Reservistenverband ein Buch herausgegeben: Wehrpflicht – Legitimes Kind der Demokratie, so der Titel des 455-seitigen Buchs.
In diesem Herbst der Entscheidungen, wie ihn Kanzlerin Angela Merkel verkündet hat, verabschiedet sich die Bundesregierung nun ganz offiziell von der Wehrpflicht. Das war’s mit einer rund 200 Jahre währenden Tradition. Die Aussetzung wird mit breitem Konsens über alle Parteigrenzen hinweg, wenn auch aus unterschiedlichen Beweggründen, betrieben.
Junge Männer werden ab Sommer nicht mehr einberufen. Doch der Wehrdienst bleibt für Zeit- und Berufssoldaten, für freiwillig Wehrdienstleistende und für Reservisten erhalten und wird gleichberechtigt. Das ist vielleicht das Beste an dieser Entwicklung. Frauen und Männer können gleichermaßen ihrem Land dienen, nach dem Motto: Tu was für Dein Land.
Um schließlich Gediente als Reservisten ein Leben lang an die Truppe binden zu können, sind Kraftanstrengungen der Politik nötig. Wer freiwillig sein Leben für unsere Freiheit – auch in fernen Ländern – einsetzen soll, der muss sich gut aufgehoben, betreut und materiell angemessen abgesichert fühlen. Für ein solches Konzept liegen viele gute Wünsche und Vorstellungen vor. Doch die Zeit läuft, und das Geld dafür geben leider nicht die Verteidigungs- sondern die Haushaltspolitiker. Da wird es noch manche spannende Debatte zu verfolgen geben.
Der Autor ist verantwortlicher Online-Redakteur
des Reservistenverbands
Bild oben: Symbolbild: Tschüss.
Soldaten verlassen eine Kaserne
(Foto: Barbara Damm)
Bild unten: Roderich Kiesewetter ist
Stellvertreter des Präsidenten
des Reservistenverbands
(Foto: Ralf Wittern)