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Ausbildung beim schweren Pionierbataillon 901 in Klietz




Spoiler: Wenn die Pioniere mit der Eisenbahnschiene fertig sind, sieht diese nicht mehr so aus.

Foto: Florian Rode

Reservisten räumen Minen, schneiden rosafarbenen Plastiksprengstoff, verteilen Sprengkapseln und bringen verschiedenste Sprengladungen an. Das teilaktive schwere Pionierbataillon 901 aus Havelberg hat auf dem Truppenübungsplatz Klietz eine Ausbildung für Pioniere durchgeführt. Bestandteile der Ausbildung waren unter anderem die Waffenausbildung, die Stabsarbeit im Gefechtsstand und die Sprenghelferausbildung. Am letzten Tag der Sprenghelferausbildung konnte die loyal-Redaktion die Ausbildung der Reservisten begleiten und mit einigen Akteuren aus dem Bataillon sprechen.

Das schwere Pionierbataillon 901

Wo sonst wieder Biber und Wölfe beobachtet werden können und der Naturpark Westhavelland durch seine Schönheit begeistert, liegt in direkter Nachbarschaft, zwischen Elbe und Havel, der Truppenübungsplatz Klietz. „Das ist ein hervorragender Ort zur Ausbildung und Inübunghaltung von Pionieren, ob aktiv oder im Status Reservist“, sagt der Kommandeur Oberstleutnant Manfred Klitscher zur Begrüßung. Er ist seit April 2019 Kommandeur des schweren Pionierbataillons 901, hochmotiviert und von den Fähigkeiten seiner Truppe überzeugt. Seit der Kommandoübernahme setzt Oberstleutnant Klitscher alles daran, dem Bataillon wieder mehr Leben einzuhauchen. „Ein großer Teil unserer Reservisten hat nur auf eine Wiederbelebung des Verbandes gewartet“.

Der Ort Havelberg, wo die Havel in die Elbe mündet, ist der Stützpunkt der 901er und gleichzeitig Stationierungsort des Panzerpionierbataillons 803, dem aktiven Partnerbataillon von 901. Als Ergänzungstruppenteil verfügt 901 weder über Material noch über Infrastruktur und ist somit auf die Unterstützung des aktiven Bataillons angewiesen. So wird auf das am gleichen Ort vorhandene Material von 803 zurückgegriffen, denn „die Zusammenarbeit zwischen beiden Bataillonen funktioniert ausgezeichnet und ist besonders hervorzuheben“, versichert Klitscher. „Auch die Verbindungen und Kontakte zum Pionierbataillon 905 [ebenfalls ein Ergänzungstruppenteil] sind positiv“.

Damit jeder Handgriff sitzt, gibt Kommandeur Klitscher seinen Leuten letzte Anweisungen. (Foto: fro)

Während der Fahrt über den riesigen Truppenübungsplatz, der von 1956 bis 1990 von der Nationalen Volksarmee genutzt wurde, berichtet der Kommandeur von den Besonderheiten des Bataillons und der Absicht, seine Truppe weiter durch gute Ausbildung zu befähigen. Das schwere Pionierbataillon 901 ist in der Landesverteidigung das einzige Brückenbataillon des Deutschen Heeres. Außerdem ist es nun erstmalig in der Lage selbst zu sprengen. „Der Beorderungsstand des Bataillons ist gut, jedoch weiter ausbaufähig“, sagt Kommandeur Klitscher weiter. „Jede Reservistin und jeder Reservist, die auf der Suche nach einer neuen militärischen Heimat sind und sich aktiv einbringen wollen, sind bei uns herzlich willkommen“. Pro Jahr werden aktuell zwei zehn- bis vierzehntägige Ausbildungswochen angeboten. Im Juni und September, jedoch soll Schritt für Schritt auch fordernde und spannende Ausbildung an Wochenenden angeboten werden, um mehr Reservistinnen und Reservisten ausbilden zu können, die zeitlich nicht so flexibel sind. Sorgen bezüglich seiner Truppe hat der Kommandeur aktuell wenig. Vor allem die Anzahl an Dienstleistungstagen ist aber hochproblematisch. „Bis zur Jahreshälfte 2021 haben wir bereits alle Tage für das komplette Jahr aufgebraucht. Wir sind da in einem Zwiespalt. Einerseits wollen wir unsere Leute ausbilden. Andererseits können wir nicht alle verfügbaren Dienstleistungstage auf einmal aufbrauchen“, so der Kommandeur. Deshalb unterstützt auch er die Forderung des Reservistenverbandes nach einer weiteren Aufstockung der Reservistenstellen.

Ausbildung zum Sprenghelfer

Auf dem Truppenübungsplatz angekommen, lässt sich bereits der Sprengplatz mitsamt dem Bunker erkennen. Hier erhalten die Teilnehmenden der Übung den letzten Teil ihrer Ausbildung zum Sprenghelfer. Das ist nur ein Bestandteil in der Komplettausbildung zum Pionier, den die Reservisten von 901 in den vergangenen Tagen durchlaufen haben. Am vorherigen Tag haben die Ausbilder und Teilnehmenden ein Gewöhnungssprengen und ein ergänzendes Gewöhnungssprengen durchgeführt. Beim Gewöhnungssprengen sollen die auszubildenden Personen das Herstellen und Zünden einer Sprengladung mit einer vorgefertigten Leitfeuerzündung üben und den Detonationsknall einer nahen Sprengung kennen lernen. Das heutige Belehrungssprengen hat den Zweck, dass auszubildende Personen die Wirkung von Sprengkörpern und Zündmitteln kennenlernen.

Die Pioniere beim Anbringen der Sprengladungen. (Foto: fro)

Die Ladungsanbringung wird von den Sprengberechtigten überwacht, die am Ausbildungszentrum Pioniere in Ingolstadt eine spezielle Ausbildung erhalten haben. „Bevor es zum scharfen Sprengen geht, haben die Teilnehmenden drei Tage Unterricht und praktische Ausbildung erhalten inklusive Test, um sicher mit den Sprengmitteln und Zündern umzugehen“, sagt der junge Leutnant d.R. Ferdinand Mull. Er war als Wehrdienstleistender von Januar bis Juli 2019 als aktiver Soldat im Panzerpionierbataillon 803 eingesetzt und entschied anschließend, sich im Pionierbataillon 901 als Reservist beordern zu lassen. Leutnant d.R. Mull ist Lehramtsstudent für die Fächer Sport und Geschichte und übt neben seinem Studium regelmäßig bei 901.

„Besonders interessant war für mich, dass das schwere Pionierbataillon 901 damals noch im Aufbau war und ich meine Fähigkeiten zielgerichtet einbringen konnte. Außerdem kommt man immer wieder, wenn man das Gefühl hat, dass man etwas bewirken kann mit seinem Dienst“, beschreibt Mull seine Motivation. Anschließend weist der Leutnant d.R. die Teilnehmenden in das geplante Vorhaben ein: „Die Sprengmittel, die wir heute zur Verfügung haben, sind unter anderem PETN – formbarer, militärischer Sprengstoff, ein Sprengrohr mit PETN und Schneidladungen, mit denen wir verschiedenste Sprengobjekte wie Wände und Türen aus verschiedenen Materialien wie Holz und Stahl sowie Panzerabwehrverlegeminen sprengen werden“. Auf den Befehl „Ausführung“ beginnen die Teilnehmenden mit der Vorbereitung des Sprengplatzes.

Beordert bei 901

Während die Sprengmittel fachgerecht verbaut werden, erzählen Reservisten über ihre Motivation. Zum ersten Mal bei einer Übung von 901 ist Obergefreiter d.R. Georg Bahners, dessen Interesse über eine InfoDVag geweckt wurde. Im zivilen Leben ist er als Ingenieur im Tiefbauamt Meerbusch beschäftigt und hat damit Kenntnisse, die für die Pioniertruppe überaus wichtig sind. „Ich möchte mal etwas anderes machen als in meinem Beruf“, beschreibt Bahners seine Motivation. „Jedoch ist das erstmal nur ein Kennenlernen. Falls ich Interesse an einer Beorderung habe, müsste ich das zunächst mit meinem Arbeitgeber und meiner Familie besprechen“, sagt der Obergefreiter d.R.

Rafael Haack. (Foto: fro)

Ebenfalls zum ersten Mal dabei bei einer Übung des schweren Pionierbataillons 901 ist Hauptmann d.R. (mit vorläufigem Dienstgrad) Rafael Haack. Haack, der als Ingenieur als KfZ-Sachverständiger arbeitet, ist interessiert am Pionierwesen und wollte die Truppe mal kennenlernen. „Beim Bataillon 901 merkt man, dass der Wille da ist, etwas aufzubauen, gute Ausbildung durchzuführen und aktiv zu sein. Hier geht es um jeden Einzelnen, die Kameradschaft steht im Vordergrund“ sagt Hauptmann d.R. Haack und weiter: „Ich möchte andere Menschen kennenlernen, mit interessanten Lebensläufen und Geschichten. Dazu kommt, dass ich der Gesellschaft auch etwas zurückgeben möchte, von der ich profitiert habe.“ Beide betonen, dass sie erstmal nur reinschnuppern wollen, sind aber schon jetzt überzeugt von der Motivation, die innerhalb des Bataillons herrscht.

Einer der schon länger dabei ist, ist Stabsunteroffizier d.R. Ingo Großmann. Seit 2013 ist er bei 901 beordert und besetzt einen Dienstposten im Panzerpionierzug des Bataillons. Großmann ist gelernter Maurer und passt damit ebenfalls gut zum schweren Pionierbataillon. „Ich kam zu 901 als meine Stelle beim ZMZ-Stützpunkt (Zivil-Militärische Zusammenarbeit) Marienberg aufgelöst wurde. Danach war ich Hilfsausbilder beim Pionierbataillon 905 und kam anschließend hier her“, sagt Großmann. Der Stabsunteroffizier d.R. und Hochbauunteroffizier des Bataillons 901 erzählt, dass er als ehemaliger Unterfeldwebel der NVA, langjährig im niedrigsten Rang bei der Bundeswehr Reservedienst geleistet hat. Nach einem Beorderungsangebot aus Havelberg, hat er sofort eingewilligt und wurde als Obergefreiter d.R bei 901 beordert. Auf die Frage warum gerade das Bataillon 901 resümiert Großmann einfach aber überzeugend: „Es hat einfach gepasst und es passt immer mehr“. Der Stabsunteroffizier d.R. aus Pirna will auch künftig weiterhin mindestens an einer vierzehntägigen Übung des Bataillons teilnehmen, Voraussetzung sei dafür natürlich immer die Zustimmung des Arbeitgebers. Bei all den Gesprächen mit den Reservistinnen und Reservisten vor Ort zeigt sich vor allem, dass sie aus Überzeugung Reservistendienst leisten und sich insbesondere das Bataillon 901 durch besonderen Zusammenhalt auszeichnet.

Zünden!

Nach der Mittagsverpflegung ist es dann so weit. Eine Gruppe von Sprenghelfern mitsamt der Sprengberechtigten verlegt erneut zum Sprengplatz. Der Rest des Zuges und der Kommandeur beobachten die geplante Sprengung aus einem Kilometer Entfernung von einem Beobachtungspunkt. Bis alle Sprengladungen scharf gestellt sind, vergeht noch einige Zeit. Dann ertönt das Warnsignal. Ab jetzt darf sich niemand dem Sprengplatz im Umkreis von einem Kilometer nähern. Das letzte Kommando wird ausgegeben…Zünden! Die Detonationen sind deutlich wahrnehmbar. Sandfontänen schnellen in die Höhe. Beide Sprengdurchgänge verlaufen ohne Probleme. Alle zeigen sich sichtlich zufrieden mit den Ergebnissen der Ausbildung der letzten Tage.

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Das schwere Pionierbataillon 901 und dessen motivierte Reservistinnen und Reservisten werden im September die nächste Übung durchführen. Dass sich bereits alle auch darauf riesig freuen, lässt sich in vielen Gesprächen mithören. Die nächste Übung wird im bewährten Ausbildungsverbund der Ergänzungstruppenteile der 1. Panzerdivision erfolgen. Dabei wird das schwere Pionierbataillon 901 für die beteiligten, nichtaktiven Kampftruppenverbände der Division – das Panzergrenadierbataillon (PzGrenBtl) 908, das Jägerbataillon (JgBtl) 921 und das Unterstützungsbataillon Einsatz 1 (UstgBtl Eins 1) – die Pionierunterstützung und die Pionierausbildungsunterstützung sicherstellen.

Reservistenverband unterstützt bei Ausbildung

Oberstabsfeldwebel d.R. Manuel Velten und Hauptfeldwebel d.R. Christiane Bauch vom Sachgebiet Militärische Ausbildung des Verbandes der Reservisten der Deutschen Bundeswehr e.V. unterstützten während der Ausbildung des Pionierbataillon 901. „Die Zusammenarbeit mit dem schweren Pionierbataillion 901 ist das lebende Beispiel für die Aufgabe, die wir als Verband erfüllen: Die praktische Förderung von militärischen Fähigkeiten und den Erhalt dieser. Die Ausbildung hat auch bei sehr unterschiedlichen Vorkenntnissen der Teilnehmer einen großen Erfolg gezeigt und eine hohe Motivation die erlernten Fähigkeiten in der Übung „Schwarzer Bär“ direkt umzusetzen. Für uns war es eine positive Zusammenarbeit mit allen Beteiligten“ sagt Sachgebietsleiter Oberstabsfeldwebel d.R. Manuel Velten. Dabei übernahmen sie die theoretische und praktische Gefechtsstandstabsausbildung.

Aus sicherer Entfernung beobachteten die Pioniere am Ende das Ergebnis ihrer Arbeit. (Foto: fro)

Konkret wurde ein mobiler Gefechtsstand errichtet und in Betrieb genommen. Weiterhin stellte das Sachgebiet Militärische Ausbildung des Reservistenverbandes für den Stab von 901 die SitaWare-Ausbildung vor, um eventuell im September eine Nutzerausbildung anbieten zu können. Die SitaWare ist eine militärtaktische Software, die das bislang genutzte Führungsinformationssystem des Heeres in Gänze ablösen soll.

Interesse geweckt? Dann melden Sie sich direkt beim schweren Pionierbataillon 901 in Havelberg unter Tel. +4939387203910  oder per E-Mail.

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