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Die Reserve

Heimatschutzregiment 2 bildet erstmals Ungediente aus

Das Heimatschutzregiment 2 bildet zum ersten Mal Ungediente für den Dienst in der Reserve aus. Das in anderen Bundesländern erfolgreiche Projekt wird nun auf Nordrhein-Westfalen ausgeweitet.

In der Lützow-Kaserne in Münster ist das Heimatschutzregiment 2 zu Hause. Hier hat erstmals eine Ausbildung Ungediente begonnen, die das Regiment als Reservistinnen und Reservisten verstärken werden.

Foto: Bundeswehr / Sebastian Tappeser

Ausbildung UngedienterheimatschutzNRW

Die ersten zwölf Rekrutinnen und Rekruten haben gerade ihr feierliches Gelöbnis abgelegt. Für sie ist es ein ganz besonderer Tag. „Das Feierliche Gelöbnis ist vielleicht sogar der wichtigste Tag, heute schließen Sie sich einer großen Anzahl von Soldaten und Reservisten an“, sagt Oberst Jens Teichmann, Kommandeur des Heimatschutzregiments 2.

Das Projekt der Ausbildung für Ungediente konkret für den Heimatschutz begann in Bayern und hat sich als Erfolgsmodell herausgestellt. Ziel ist es, Interessierte ohne Bundeswehr-Erfahrung für den Heimatschutz auszubilden. Die Ausbildung dauert mehrere Wochen und findet blockweise in Modulen und im Selbststudium statt. Das Interesse ist groß: Mehr als 600 Bewerbungen gingen im Landeskommando ein. Noch größer ist die Motivation der Rekrutinnen und Rekruten. Zwei von Ihnen sprachen nach dem Feierlichen Gelöbnis in Münster über ihre Motivation, zur Reserve im Heimatschutz zu gehen.

Manuel: „Meine Frau unterstützt mich“

Gerade erst haben die Jäger Manuel (39) und Stefanie (35) ihr Feierliches Gelöbnis abgelegt. Manuel arbeitet eigentlich als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ruhr-Universität Bochum (RUB). Als er als junger Wehrdienstleistender zur Bundeswehr sollte, entschied er sich bewusst dagegen. Jetzt steht er im Feldanzug in der Lützow-Kaserne in Münster: „Damals habe ich die Auslandseinsätze kritisch gesehen. Mit der geänderten Sicherheitslage habe verfolgt, was die Bundeswehr macht.“ Für den Bochumer war immer klar: „Wenn der Verteidigungsfall eintritt, bin ich da: Jetzt sind wir in einer Situation, in der zumindest der Bündnisfall eintreten kann.“ Auf einem Stadteilfest wurde auf die Ausbildung Ungedienter aufmerksam. Manuel: „Mir war nicht bewusst, dass ich auch im fortgeschrittenen Lebensalter noch einmal die Möglichkeit habe, bei der Bundeswehr einzusteigen.“

Jäger Manuel wollte als Wehrpflichtiger nicht zur Bundeswehr. Er hat seine Meinung geändert und engagiert sich nun als Ungedienter im Heimatschutz. (Foto: Bundeswehr / Sebastian Tappeser)

Sein bisheriges Highlight war der Gefechtsdienst: „Unsere Ausbilder hatten ein großartiges Szenario vorbereitet und das sehr realistisch aufgebaut.“ Allerdings sind die Ausbildungseinheiten in der kurzen Zeit auch sehr eng getaktet: „Dann auf Anhieb alles möglichst richtig umzusetzen, ist schwierig und am Ende des Tages raucht auch der Kopf.“

Und wie reagiert sein Umfeld? „Meine Frau unterstützt mich. Wir sind uns bei den Themen relativ einig. Sie ist nicht abgeneigt, hier selbst einmal vorbeizuschauen.“ Auch der Arbeitgeber schätzt sein Engagement: „Die RUB stellt für die Freiwillige Feuerwehr frei, also konnte ich auch gehen.“

Stefanie: „Ich bin positiv überrascht“

Auch Stefanie (35) entschied sich für die Ausbildung Ungedienter: „Jeder sieht die aktuelle Weltlage. Was im Ukrainekrieg gegen Zivilisten, vor allem gegen Frauen und Kinder passiert – das sollte jedem zu denken geben.“ Die 35-Jährige bewarb sich im vor etwa einem Jahr für das Programm, im November 2023 wurde sie zum Assessment ins Karrierecenter nach Düsseldorf eingeladen, bekam noch am selben Tag das „Go“ und einen Monat später die schriftliche Zusage.

Jäger Stefanie hat sich bewusst entschieden, sich in der Reserve zu engagieren. Sie studiert Sozialwissenschaften und arbeitet im Zivilberuf als Behindertenassistentin. (Foto: Bundeswehr / Sebastian Tappeser)

Ihr Eindruck: „Ich bin positiv überrascht. Die Kameradschaft ist toll. Ich bekomme von allen Seiten Unterstützung, werde als Frau nicht benachteiligt oder anders behandelt.“ So ganz als Soldatin fühlt sich Stefanie aber noch nicht: „Dafür muss ich alles erst einmal sacken lassen und brauche noch mehr Ausbildungserfahrung. Hier ist es ganz anders als im zivilen Leben. Auf der zivilen Seite haben wir einen eigenen Haushalt, die Familie, einen Job, ein eigenes Einkommen – da bin ich ein gestandener Mensch. Hier fangen wir ganz unten an.“

Stefanie arbeitet im sozialen Bereich, aktuell als Behindertenassistentin und studiert Sozialwissenschaften. Dazu engagiert sie sich in der Flüchtlingshilfe, hat mit einer Gruppe ein Sprachcafé für ukrainische Flüchtlinge in ihrer Heimat Bochum etabliert. „Die finden alle super, was ich hier mache“, sagt sie. Auch ihre Eltern sind sehr stolz auf die erwachsene Tochter. Nur einige ihrer Kommilitonen haben wenig Verständnis für die Soldatin Stefanie: „Sie haben veraltetes Bild von der Bundeswehr. Da komme ich nicht mit guten Argumenten weiter.“ Aber negatives Feedback bleibt die Ausnahme.

Verstärkung für den Heimatschutz

Hauptfeldwebel André (38) ist einer der Ausbilder aus dem Heimatschutzregiment 2. Über die Herausforderung der Ausbildung Ungediente sagt der 38-Jährige: „Wir haben uns auf das Wesentliche beschränkt, nämlich den sicheren Umgang mit der Handwaffe. Das müssen die Soldaten am Ende können.“ Für die interne Bewertung wurde Bewertungsbogen entwickelt. „Danach können wir sagen wir: Ja, der Person kann die Ausbildungs- und Tätigkeitsnummer Wach- und Sicherungssoldat zuerkannt werden – oder eben nicht.“ Das Ziel der Ausbildung Ungediente für die Ausbilder lautet: „Wir können mit guten Gewissen sagen: Mit der weiteren Ausbildung im Regiment wird es ein guter Soldat.“

Hauptfeldwebel André ist einer der Ausbilder für die Ungedienten im Heimatschutzregiment 2. Er ist von der Motivation der Reservistinnen und Reservisten begeistert. (Foto: Bundeswehr / Sebastian Tappeser)

Wie die Ausbildung im Detail aussieht? „In den ersten zehn Tagen ist es eine Trocken-Ausbildung und Gefechtsdienst. Ohne Manövermunition oder Gefechtsmunition. Im zweiten Block kommt die Wachausbildung dazu und das scharfe Schießen. Wir beschränken uns auf die Pistole P8 und das Gewehr G 36. Das können wir gut mit einer kleinen Gruppe umsetzen und den sicheren Umgang gewährleisten.“

Die Ausbildung ist sehr eng getaktet. Dazu kommt das Selbststudium zu Hause oder nach Dienstschluss. Etwa das Lernen der Dienstgradabzeichen oder des NATO-Alphabets. Hauptfeldwebel André: „Darauf sind wir angewiesen.“ Und die Soldatinnen und Soldaten machen ausgesprochen gerne mit: „Sie wollen das!“

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