Gelangen die zivilen Hilfsorganisationen an ihre Grenzen, muss das Militär ran. Das ist am anderen Ende der Welt nicht anders als in Deutschland. Aktuell sollen bis zu 3.000 Reservisten der australischen Armee mobilisiert werden, um die verheerenden Buschbrände im Südosten des Landes zu bekämpfen und Bewohner in Sicherheit zu bringen. Darüber berichtete unter anderem die Tagesschau. Nach Angaben von Verteidigungsministerin Linda Reynolds handelt es sich um den ersten Pflichteinsatz für Reservisten in der Geschichte des Landes. Zudem sollen Kriegsschiffe und Militärstützpunkte als Notunterkünfte für in Sicherheit gebrachte Bürgerinnen und Bürger dienen.
Die australische Reserve ist mit den deutschen Reservisten eng verbunden, etwa durch gemeinsame Aktivitäten bei der internationalen Reserveoffiziersvereinigung CIOR.
Wo werden die australischen Reservisten eingesetzt?
Nach Angaben des Sydney Morning Herald sind vor allem Spezialisten gefragt aus den Bereichen Gesundheit, Kommunikation, Psychologie und Ingenieurswesen. „Nach dem Zusammenbruch der Telekommunikation in den vom Feuer betroffenen Gebieten werden die tragbare Kommunikationsinfrastruktur und die Netzexperten der Reserve von unschätzbarem Wert sein. Die Ingenieure können den lokalen Behörden bei der Ermittlung von Schäden und bei der Durchführung von Reparaturen helfen. Fachleute für öffentliche Gesundheit und Umweltschutz bringen ihre Fachkenntnisse in der Abfallwirtschaft in den verwüsteten Regionen ein, während Psychologen die örtlichen Gesundheitsdienste unterstützen“, heißt es in dem Bericht.
Generalleutnant Rick Burr, Generalstabschef der australischen Streitkräfte, sagte: „Die Reservisten bringen ihre zivilen Fähigkeiten ein und wenden sie unter militärischer Disziplin an, um die lokalen und staatlichen Behörden bei der Brandbekämpfung zu entlasten und den humanitären Bedarf zu decken.“
Rechtliche Grundlage für den Einsatz von Reservisten
Gemäß Artikel 28 des Defence Act von 1903 kann der Generalgouverneur den Einsatz von Reservisten genehmigen, um Behörden des Commonwealth, des Staates, des Territoriums oder ausländische Behörden und andere Stellen in Situationen zu unterstützen, in denen die nationale Sicherheit Australiens gefährdet ist. Bislang hatte es noch nie eine Katastrophe gegeben, deren Ausmaß groß genug war, um die australischen Regierungen zu einem solchen Schritt zu bewegen.
Überraschend kam die Einberufung dennoch nicht. Ähnlich wie Deutschland sind auch in Australien die sicherheitspolitischen Grundlagen in einem Weißbuch niedergeschrieben. Darin heißt es: „Unser Interesse an einem sicheren, widerstandsfähigen Australien bedeutet auch, dass Australien unvorhergesehenen natürlichen oder von Menschen verursachten Erschütterungen standhält und stark genug ist, um sich im Falle eines unerwarteten Ereignisses schnell zu erholen.“
„Members of the Army Reserve […] gain great satisfaction from helping communities after floods, tsunamis and bushfires; and supporting humanitarian and peacekeeping missions overseas.“
Zitatquelle: Webseite der australischen Streitkräfte
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Redaktioneller Hinweis: Ursprünglich erschien der Beitrag am 7. Januar 2020 mit der bloßen Nachricht, dass Australien im Rahmen der Brandbekämpfung auf Reservisten zurückgreift. Nach einer Anfrage an die Botschaft konnte der Beitrag nun mit Hintergrundinfos angereichert werden.