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Die Reserve

Freistellung für Reservistendienst ein zentrales Thema im Beirat

Die Bereitschaft der zivilen Arbeitgeber, ihre Mitarbeiter für den Dienst in der Reserve freizustellen, und die damit verbundene Kommunikation war eines der Themen bei der 68. Sitzung des Beirats Reservistenarbeit. Dazu konnte der Beiratsvorsitzende Generalmajor a.D. Walter Huhn am vergangenen Montag und Dienstag Vertreter aus 18 in der Reservistenarbeit tätigen Vereine und Verbände in Remagen begrüßen. 

An seiner ersten Beiratssitzung nahm der neue Stellvertreter des Generalinspekteurs und Beauftragter für Reservistenangelegenheiten der Bundeswehr, Generalleutnant Andreas Hoppe, teil.

Foto: Sören Peters

Beirat Reservistenarbeit

Generalleutnant Andreas Hoppe nutze die Gelegenheit, sich als „der Neue“ vorzustellen. Anfang April löste er Generalleutnant Markus Laubenthal als Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr – und damit auch als Beauftragter für Reservistenangelegenheiten – ab. In seinem Grußwort ging Hoppe noch einmal auf die Übung National Guardian und die Fähigkeitsdemonstration im Heimatschutz am vergangenen Freitag in Rostock ein – wir berichteten. „Das war ein super Zeichen nach außen, die Medien haben durchweg ein positives Bild transportiert. Die Drehscheibe Deutschland und der OPLAN funktionieren nur mit Reserve, da die aktive Truppe dann schon Richtung Osten unterwegs ist“, sagte er. Damit das funktioniert, brauche die Bundeswehr eine starke Reserve und Organisationen, die sich um sie kümmern. „Die Reserve muss Aufwuchs- und Durchhaltefähigkeit sicherstellen, sonst können wir uns alles andere sparen.“

Auch wenn er schon viele Berührungspunkte mit der Reserve hatte, müsse er sich in einige Aspekte jedoch einarbeiten, sagte Hoppe. „Was die Arbeit mit den Unbeorderten angeht, bin ich noch ein Rookie, da habe ich eine steile Lernkurve vor mir. Dazu brauche ich Ihre Unterstützung und Ihre ehrliche Beratung“, wandte er sich an die Beiratsverbände. „Das Thema möchte ich angehen und ich freue mich darauf, das mit Ihnen gemeinsam zu machen.“ Auch die Kommunikation mit den zivilen Arbeitgebern und den Prozess um die Freistellung sieht der neue „StvGI“ als eines seiner Arbeitsfelder.

Es den Unternehmen so einfach wie möglich machen

Passend dazu sprach Oberstleutnant a.D. Michael Sauer über die Förderung der Bereitschaft zur Freistellung für den Reservistendienst. Sein Credo: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. „Das ist alles eine Frage der Planung, schließlich lassen sich ja auch längere Abwesenheiten wie Elternzeit oder ein Sabbatical managen.“ Der Industrie müsse klar sein, dass die innere und äußere Sicherheit grundlegend sind, um in einem stabilen Umfeld wirtschaften zu können. Er äußerte seine Gedanken über eine Incentivierung von Unternehmen, die Reservisten für einen Dienst in den Streitkräften freistellen, beispielsweise durch eine Bevorzugung bei öffentlichen Vergaben. „Es muss den Unternehmen so einfach wie möglich gemacht werden, ohne dass sie gleich eine Fachkraft für Bürokratie einstellen müssen.“

Um Verständnis für die Arbeitgeber warb Oberst d.R. Jürgen Henke. Das kleine mittelständische Handwerks- oder Bauunternehmen könne es sich nicht so einfach leisten, jemanden freizustellen. „Der Maurer steht ja nicht zum Spaß auf der Baustelle, sondern er schafft da Werte“, sagte Henke. Bei großen öffentlichen Vergaben könne ein solches Unternehmen im Zweifel nicht mit den großen Playern mithalten. Er brachte hier einen Steuervorteil ins Spiel, um freistellende Unternehmen zu belohnen, richtete seinen Blick aber auch auf die Arbeitnehmer, die gerne üben würden. „Die, die wir haben wollen, müssen wir befähigen, zu begründen, warum eine Freistellung Sinn ergibt.“ Die vom früheren Stellvertreter des Generalinspekteurs Markus Laubenthal ins Spiel gebrachten „14 Tage für Deutschland“ sieht er als einen guten Aufschlag.

Am Rande der jüngsten Sitzung in Remagen verabschiedete Beiratsvorsitzender Generalmajor a.D. Walter Huhn den Leiter des für Reservisten zuständigen Referats im BMVg Oberst i.G. Peter Haupt. Sein Nachfolger wird Oberst Wilhelm Neißendorfer, bisheriger Leiter der Abteilung VI im Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr. (Foto: vom Hagen)

Henke ist Mitinitiator des Netzwerks AlumniUniBw, einer Plattform für alle Absolventen der Bundeswehr-Unis in Hamburg und München. Er rechnet vor: „Seit 1973 gab es 60.000 Absolventen, darunter 12.000 Berufssoldaten. Heißt: Es gibt 48.000 Absolventen in der freien Wirtschaft – und die ganz bestimmt nicht als letztes Glied in der Kette. Diese Menschen sind positive Multiplikatoren für uns.“

Erste Impulse in einem langen Prozess

Die Impulse von Sauer und Henke sind nur erste Gedanken in einem langen Prozess mit dem Ziel, die zivilen Arbeitgeber für das Thema Freistellung zu sensibilisieren und die Reservisten in den Unternehmen sichtbar zu machen. Durch die sicherheitspolitische Gesamtlage sei „das Fenster nun ganz weit offen“, sagte Generalmajor a.D. Walter Huhn. In einer Arbeitsgruppe geht es nun darum, Input zu erarbeiten. „Und dann schauen wir mal, wo wir in ein paar Monaten stehen.“ Zur 69. Sitzung kommt der Beirat Reservistenarbeit im Vorfeld der Jahrestagung Reservistenarbeit im November in Berlin zusammen.

Reserve und Wirtschaft ist übrigens auch das Motto beim Parlamentarischen Abend des Reservistenverbandes in Berlin. Am (morgigen) Dienstag, 14. Mai, empfängt der Reservistenverband etwa 350 Gäste aus Politik, Bundeswehr, Wirtschaft und Gesellschaft in der Vertretung des Landes Baden-Württemberg beim Bund. Rund 100 Bundestagsabgeordnete haben ihr Kommen zugesagt.

Ausgestaltung des Veteranentages

In einem weiteren Themenblock ging es um die Veteranenarbeit, konkret um die Ausgestaltung des jüngst vom Bundestag beschlossenen Veteranentages. Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert, 2. Stellvertretender Bundesvorsitzender des Deutschen Bundeswehr Verbandes, skizzierte in einer Videokonferenz die bisherigen Schritte. Für den Winter kündigte Bohnert einen erneuten Veteranenkongress an, bei dem alle in der Veteranenarbeit tätigen Vereinigungen ihre Planungen vorstellen können. Für einen großen Aufschlag in diesem Jahr wäre die Vorlaufzeit zu kurz, im kommenden Jahr soll dann richtig gefeiert werden. Bohnert schwebt dabei „ein Tag von der Gesellschaft für die Veteranen“ vor. Für die Beiratsverbände geht es nun darum, welchen Beitrag sie zu einer lebendigen Veteranenkultur in Deutschland leisten können. Das Thema kommt in der November-Sitzung noch einmal aufs Tableau, kündigte Beiratsvorsitzender Huhn an.

Ferner skizzierten Peter Schumpp und Martin Simons vom Bundesverband Sicherheitspolitik an Hochschulen Wege, um mehr junge Menschen für ein Engagement in Reserve und Ehrenamt gewinnen zu können. Oberst Jürgen Baron von Bistram, Abteilungsleiter J7 im Territorialen Führungskommando, stellte Grundzüge des Operationsplans Deutschland und die sich für die Reserve abzeichnenden Herausforderungen vor und der Leiter des Kompetenzzentrums für Reservistenangelegenheiten der Bundeswehr, Oberst i.G. Florian Kracht, gab einen aktuellen Überblick über seinen Wirkungsbereich. Zudem trug der Leiter des für Reservisten zuständigen Referats EBU I 2 im BMVg, Oberst i.G. Peter Haupt, über aktuelle Entwicklungen in seinem Bereich vor.

Der Beirat wächst

Generalmajor Jürgen Setzer, Stellvertreter des Inspekteurs des Cyber- und Informationsraumes (CIR), stellte den Beiratsmitgliedern den Kommandobereich CIR vor und sprach die in dieser Dimension bereits im Frieden bestehenden besonderen hybriden Bedrohungen an. Er verwies in seinem Vortrag auf die Unterstützung, die eine fachlich besonders qualifizierte Cyber-Reserve bei der Abwehr leisten kann. der neben Reservisten im Soldatenstatus auch zivile IT-Spezialisten im Rahmen eines „Bürgerschaftlichen Engagements“ angehören.

Am Ende der Tagung konnte der Beirat mit dem Freundeskreis der Offiziere der Panzertruppe e.V. seinen 23. Mitgliedsverband begrüßen.

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