Berliner Reservisten gegen das Vergessen
Während einer kleinen Zeremonie würdigte Petra Pau, Vizepräsidentin des deutschen Bundestages, und der Stadtkommandant von Berlin, General Victor von Wilcken, die engagierte Arbeit von Soldaten und Reservisten für die jüdische Gemeinde. Seit zwei Wochen pflegen Berliner Reservisten zusammen mit den Soldaten des Wachbataillons und des Standortkommandos Berlin den Gemeindefriedhof der jüdischen Gemeinde in Weißensee. Sie setzten die vorhandenen Grabanlagen instand und befreiten sie von Gestrüpp und Unkraut. Die zum Teil bedeutenden Kunstwerke der Grabmahlarchitektur waren seit Jahrzehnenten dem Verfall preisgegeben.
In seiner Dankesrede sagte Dr. Mario Offenberg, Geschäftsführer der jüdischen Gemeinde, dass der Dienst für die Toten im jüdischen Glauben das höchste Gut darstellt, weil die Verstorbenen nichts zurückgeben. Offenberg bedankte sich besonders im Namen der Hinterbliebenen, die heute zum Teil in Israel leben. Für sie sei es ein besonderer Trost zu wissen, dass die Gräber gepflegt würden. Durch den Einsatz der Reservisten und Soldaten würden die Toten vor dem Vergessen bewahrt. Bei einem anschließenden Rundgang zeigte sich Bundestagsvizepräsidentin Pau beeindruckt von der geleisteten Arbeit. "Wenn wir schon so etwas Gutes tun, sollten wir es auch verbreiten", so Pau.
General von Wilcken verwies darauf, dass Fremdenhass und Rechtsextremismus in der Bundeswehr keinen Platz haben. Die Reservisten unterstrichen seine Worte durch ihre Taten und ihr freiwilliges Engagement. Antisemitismus und Rechtsradikalismus gehörten nicht zum Gedankengut von Reservisten.
Für die beteiligten Berliner Reservisten eine Selbstverständlichkeit, schließlich haben alle den Eid auf die Verfassung und die Verteidigung unserer freiheitlich, demokratischen Grundordnung geleistet. Im Herbst findet die nächste Aktion zur Grabpflege statt, dann auf dem größten jüdischen Friedhof Europas in Berlin-Weißensee.
Text: Stefan Schröter