Sicherheitspolitische Hochschularbeit
Die neue Relevanz von New-Space-Technologien
Begriffe wie Cybersecurity, Künstliche Intelligenz oder auch autonome Waffensysteme sind fester Bestandteil aktueller militärischer Debatten. Lena Strauß vom Bundesverband Sicherheitspolitik an Hochschulen geht auf diesen Themenkomplex näher ein.
Angriffe im Cyberbereich sind zur neuen Normalität geworden und die hybride Bedrohung ist in Deutschland angekommen. Generalmajor Jürgen Setzer ist als Chief Information Security Officer für die Informationssicherheit der Bundeswehr gesamtverantwortlich. Bereits in der Vergangenheit hat er ausgeführt, dass Angriffe auf deutsche Sicherheitssysteme, wie beispielsweise auf die GPS-Systeme in der Ostsee, zunehmen. Der Branchenverband Bitkom beziffert für das Jahr 2023 einen Gesamtschaden in Höhe von 148 Milliarden Euro durch vergleichbare Angriffe auf die digitale Infrastruktur.
Der Cyberraum spielt als digitales Nervensystem für das Militär eine entscheidende Rolle, entsprechend ist Cybersicherheit zur obersten Priorität geworden. In diesem Zusammenhang ist die Dimension des Weltraums ein wesentlicher Faktor für die deutsche Verteidigungsstrategie, denn Militärs sind in hohem Maße auf die Nutzung von Satelliten und Weltraumtechnologien angewiesen. Diese müssen in Kriegs- und Krisenzeiten besonders geschützt werden, da sie Verwundbarkeit erzeugen und strategisch bedeutsam sind. Dabei wird der Weltraum immer weiter militarisiert. Dies zeigt sich sowohl in der Nutzung von Satelliten zur Unterstützung militärischer Operationen als auch im möglichen Einsatz von Waffen, die diese Systeme stören oder zerstören sollen.
Aufgrund des Dual-Use-Charakters vieler Weltraumtechnologien verschwimmen jedoch die Grenzen zwischen zivilen und militärischen Anwendungen. Dadurch wird es schwierig, klar zu unterscheiden, welchen Zweck die Anwendungen verfolgen, was die Einordnung von Weltraumwaffen kompliziert macht. In diesem Zusammenhang lässt sich feststellen, dass sowohl etablierte Großmächte wie die USA, Russland und China als auch Staaten wie der Iran und Nordkorea zerstörerische als auch nicht-zerstörerische Technologien entwickelt haben, die von Cyberangriffen bis hin zu Antisattelitenwaffen reichen. Das Ziel dieser Entwicklung besteht in der Wahrung der eigenen Interessen sowie der Abschreckung potenzieller Gegner.
Klare Regeln und internationale Kooperation
Die Relevanz von sogenannten New-Space-Technologien hat sich seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges deutlich erhöht. So verdeutlicht der erste bekanntgewordene russische Cyberangriff auf das ViaSat-Satellitennetzwerk die Verwundbarkeit weltraumgestützter Systeme und die damit verbundene Abhängigkeit von ihnen. Dabei wird die Unterstützung in modernen Konflikten durch Technologiekonzerne zu einem zunehmenden Erfolgsfaktor. So hat die Bereitstellung von Starlink-Terminals durch das Unternehmen SpaceX der Ukraine ermöglicht, ihre digitale Infrastruktur aufrechtzuerhalten. Das trug zum Schutz der Zivilbevölkerung bei und wirkte sich hinsichtlich der militärischen Fähigkeiten der Ukraine aus. Hochauflösende Satellitenbilder und die Beschaffung von Daten zur Aufklärung und zur Echtzeitüberwachung von russischen Truppenbewegungen wurde von kommerziellen Unternehmen sichergestellt.
Diese Entwicklungen werfen die Frage auf, wie weit die Privatisierung von Kriegsführung und Abhängigkeit von kommerziellen Unternehmen reichen sollte und wie digitale Souveränität in bewaffneten Konflikten gewahrt werden kann. Zur Wahrung von Frieden und Sicherheit im Weltraum müssen Künstliche Intelligenz und Cybersicherheit stärker in internationale Zusammenarbeit und technische Fortschritte eingebunden werden, um die wachsende Bedrohung und Fachkräftemangel auch mit gezielter Unterstützung von KI-Tools zu bewältigen. Es bedarf klarer Regeln und internationaler Kooperationen zwischen staatlichen und nicht-staatlichen Akteuren, um den Weltraum als wichtige Ressource für Sicherheit und Forschung zu erhalten.
Mehr über den Bundesverband Sicherheitspolitik an Hochschulen