„Bundesmarine“ oder „Deutsche Marine“? – Wie heißt die kleinste Teilstreitkraft der Bundeswehr richtig?
Mit 17.000 Soldaten ist die Marine die kleinste Teilstreitkraft der Bundeswehr. Ihre Männer und Frauen sind weltweit gefordert. Mit Blick auf die aktuellen Einsätze am Horn von Afrika oder vor dem Libanon hat die Öffentlichkeit ein reges Interesse an ihrer Arbeit. Noch immer herrscht aber Unklarheit über ihren offiziellen Namen. Wie heißt nun die Marine richtig? Noch häufig ist in den Medien von "Bundesmarine" die Rede. Einige Journalisten bezeichnen sie auch immer wieder als "Kriegsmarine" – ob aus Unwissenheit oder gezielter Polemik, ist nicht bekannt.
"Bundesmarine" diente früher zur Abgrenzung gegenüber der DDR-"Volksmarine"
Richtig heißt es eigentlich "Marine" beziehungsweise "Deutsche Marine". Hintergrund: Seit 1956 heißt die Teilstreitkraft offiziell "Marine". Wegen ihrer internationalen Ausrichtung und zur Abgrenzung gegenüber der "Volksmarine" der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) wurde im internationalen Bereich – insbesondere innerhalb der NATO – auch der Begriff "Bundesmarine" benutzt. Ausfluss dieser Bezeichnung war zum Beispiel die Benennung der Schiffe der Marine als "Federal German Ship (FGS)". Auf den schwarzen Mützenbändern der Mütze des Matrosenanzugs der Marine steht der Name des Schiffs oder des Verbandes, zu dem der Soldat gehört. Diejenigen Soldaten, die in internationalen Stäben oder in sehr kleinen Einheiten tätig waren, erhielten dagegen ein Mützenband mit der Aufschrift "Bundesmarine".
1995 erlässt Bundesministerium der Verteidigung Weisung zur Bezeichnung "Deutsche Marine"
Seit der Wiedervereinigung besteht die Notwendigkeit einer klaren Abgrenzung zur "Volksmarine" der DDR mit dem Begriff "Bundesmarine" nicht mehr. Dies wurde im Jahre 1995 vom Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) ausdrücklich so festgelegt. Spätestens seit 1995 wird der Begriff "Bundesmarine" von der Bundeswehr nicht mehr genutzt. Doch die Problematik der Bezeichnung der Marine der Bundesrepublik Deutschland im internationalen Vergleich blieb – verstärkte sich sogar, denn es kamen die neuen internationalen Einsätze hinzu. Deshalb wurde vom BMVg festgelegt, dass der Begriff "Deutsche Marine" zu verwenden ist, wenn eine nationale Abgrenzung erforderlich ist. Die "Bundesmarine"-Mützenbänder" wurden durch "Deutsche Marine"-Mützenbänder ersetzt. Dieser angebliche Namenswechsel führte am 6. November 1996 zu einer Diskussion im Deutschen Bundestag. Auch dort wies die Parlamentarische Staatssekretärin Michaela Geiger auf die beschriebene Erlasslage hin.
Mit der Einführung des neuen Bordparkas für Schiffsbesatzungen erhielt dieses Kleidungsstück, zusätzlich zu den Hoheitsabzeichen an den Ärmeln, über der rechten Brusttasche den Schriftzug "Deutsche Marine". Weil die Schiffe und Boote der Marine weltweit anzutreffen sind, entspricht dieser Schriftzug der Weisung des BMVg.
Internet-Domain anfangs vergeben
Mit der Einführung des Internets begann die Bundeswehr auch mit der Nutzung dieses neuen Mediums. Die Domain "marine.de" war anfangs von einer Bootsimportfirma gesichert und genutzt worden. Deshalb führte die Internetadresse "bundesmarine.de" noch bis Anfang des neuen Jahrtausends zum Internetportal der Marine der Bundeswehr. Parallel wurden die Domains "deutschemarine.de" und "deutsche-marine.de" erworben und führen zum Internetauftritt. Nach einem Rechtsstreit konnte die Bundeswehr den gewünschten Domainnamen "marine.de" übernehmen. Auch heute führt die Domain "bundesmarine.de" zum offiziellen Internetauftritt der Marine, da viele Bürger dies fälschlicherweise immer noch für die offizielle Bezeichnung der Marine halten. Es wird eine Frage der Zeit sein, bis die Nutzung dieser Domain der Vergangenheit angehören wird.
Zusammenfassung
Die Marine heißt "Marine". Zur Abgrenzung anderer Marinen: "Deutsche Marine". Der Begriff "Bundesmarine" wird seit 1995 offiziell nicht mehr genutzt. Die weit verbreitete Auffassung, die Marine hieße seit der Wiedervereinigung "Deutsche Marine", ist nicht richtig. Vielmehr handelt es sich um einen schleichenden Prozess zur namentlichen Abgrenzung von Marinen im internationalen Bereich.