„Bundeswehr ist weitaus mehr als das grüne Gesicht im Wald“
"Frauen sind eine große Chance für die Bundeswehr", hatte die Verteidigungsministerin bei der Eröffnung des sicherheitspolitischen Diskurses in der Hammerschmiede in Königsbronn gesagt. Neben dem Wehrbeauftragten bestätigte auch der Bundesvorsitzende des Deutschen BundeswehrVerbandes, Oberstleutnant André Wüstner, dass die Armee "weiblicher" werden müsse. "Eine Organisation wie die Bundeswehr hat gar keine andere Wahl, als sich auch auf die Frauen in der Nachwuchsgewinnung zu konzentrieren", sagte Wüstner, forderte aber auch eine gesellschaftliche Debatte. "Viele Bürger wissen gar nicht, welche Berufszweige man innerhalb der Bundeswehr wählen kann. Es gibt weitaus mehr als das grüne Gesicht im Wald."
Hohe Scheidungsrate durch Einsatzbelastung
Tatsächlich scheint die Beseitigung tradierter Bilder die größte Herausforderung zu sein. "Vieles hängt eher von der Gesellschaft ab als von den Rahmenbedingungen in der Truppe. Letzten Endes bedingt sich beides gegenseitig", sagte Königshaus. "Es wird immer darüber gesprochen, dass eine Frau keine Panzerketten aufziehen kann, aber das kann ich auch nicht." Zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf, bzw. Dienst, sagte der Wehrbeauftragte: "In einigen Verbänden liegt die Einsatzbelastung bei 150 Tagen im Jahr. Und zwar jedes Jahr. Da reduziert sich das soziale Leben auf den Kameradenkreis, das ist eine Gefahr."
— Roderich Kiesewetter (@RKiesewetter) 29. März 2014
Im zweiten Diskussionspanel ging es um Cyber-Sicherheit für Bürger und Institutionen. "Mit Cyber-Angriffen verdient man viel Geld und die Täter sind aus der Anonymität heraus sehr schwer zu identifizieren", sagte Michael Hange, Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). "Wir gehen davon aus, dass in Deutschland eine Million Rechner infiziert sind. Im Kern geht es immer darum, einen Gewinn zu machen. Cyber-Erpressung ist neue Kriminalitätsform." Vor allzu großer Sorglosigkeit warnte daher Thomas Spitzenpfeil, Vorstand der Carl Zeiss AG. "IT-Sicherheit ist kein reines Technikproblem, sondern auch ein Verhaltensproblem." 90 Prozent der eigehenden E-Mails seien Spam, der Konzern sei im Monat 40.000 Viren-Attacken ausgesetzt.
"Cyber-Sicherheit ausschussübergreifend diskutieren"
Aus Sicht des Sicherheitspolitikers sagte Roderich Kiesewetter MdB: "Zunächst muss jeder seinen eigenen Schutz gewährleisten, aber die Politik hat eine gewisse Fürsorgepflicht. Die Debatte im Bundestag beginnt jedoch sehr leise", sagte der Präsident des Reservistenverbandes. "Aufmerksam wurde die Politik, als Wikileaks ein Thema wurde und deutsche Informanten in Afghanistan in Lebensgefahr gerieten, da ihre Daten publik wurden." Die Frage der Cyber-Sicherheit sei bereits ein Thema in den einzelnen Ausschüssen, sei es aber wert, ausschussübergreifend diskutiert zu werden. Gewisse Schad-Programm wie Waffen zu ächten, lehnt Kiesewetter jedoch ab. "Waffen kann man zählen und klar identifizieren, bei Software ist das nicht so einfach. Der Bundessicherheitsrat sollte sich mehr mit Cyber-Sicherheit beschäftigen."
Angesprochen auf die aufkommende Smartphone-Kriminalität rät Kiesewetter: "Setzen Sie auf Geräte, bei denen man den Akku entfernen kann. Dann sind Sie nicht abhörbar."
Gemeinsame Veranstaltung
Nach der Rede von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen am Freitagnachmittag rundeten die beiden Diskussionspanels am Samstagvormittag die dritten Königsbronner Gespräche ab. Der sicherheitspolitische Dialog, ganz bewusst mit Beteiligung der Bürger, ist eine gemeinsame Veranstaltung des Reservistenverbandes, der Karl-Theodor-Molinari-Stiftung – dem Bildungswerk des Deutschen BundeswehrVerbandes – und der Bundesakademie für Sicherheitspolitik (BAKS). Gastgeber sind Verbandspräsident Roderich Kiesewetter MdB und André Wüstner, Vorsitzender des BundeswehrVerbandes, der die Karl-Theodor-Molinari-Stiftung vertritt.
Bild oben:
Verbandspräsident Roderich Kiesewetter MdB (l.)
diskutiert bei den Königsbronner Gesprächen mit
Arne Schönbohm, Präsident des Cyber-Sicherheitsrats
Deutschland e.V. über Bedrohung aus dem Netz.
(Foto: Ralf Wittern)