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Aus der Truppe

Jeder Fußballfan sollte diese Nationalmannschaft kennen

Die Spieler der Fußballnationalmannschaft der Bundeswehr tragen wie die Profis den Adler auf der Brust. Zwischen der Elf von Teammanager Olaf Bahne und der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes gibt es viele Gemeinsamkeiten. Auch Reservisten können mitspielen, wenn sie die richtigen Voraussetzungen mitbringen.

Wer kann schon von sich behaupten, in einem Premier-League-Stadion auf dem Rasen gestanden zu haben? Die Bundeswehr-Nationalmannschaft kann es. Sie spielte beim Game of Remembrance im Jahr 2018 im ehrwürdigen City Ground von Nottingham Forest.

Foto: Bundeswehr / Andreas Döhring

bundeswehrfußball

Als Olaf Bahne Anfang der 1990er Jahre zur Bundeswehr kam, waren die Zeiten anders. Es gab noch die Wehrpflicht. Der heutige Oberstabsfeldwebel verrichtete seinen Dienst in der Poststelle der Flugabwehrraketengruppe 21 in Möhnesee-Echtrop. Damals schaute er ehrfürchtig zu Fußballprofis wie Stefan Reuter oder Oliver Bierhoff herauf. Fußballprofis wie sie bereicherten die Bundeswehr-Fußballnationalmannschaft. Die Militärauswahl konnte seinerzeit gegen Bundesliga-Teams durchaus mithalten.

Heute ist Olaf Bahne so etwas wie Oliver Bierhoff und Julian Nagelsmann in einer Person – Teammanager und Trainer eben dieser Bundeswehr-Nationalmannschaft. Zu Beginn seiner Bundeswehr-Laufbahn erfuhr der Fußballer, der im Kreis Soest und Umgebung seine Schuhe unter anderem für TuS Paderborn-Schloß Neuhaus (heute SC Paderborn), den Soester SV und SG Oestinghausen schnürte, vom Conseil International du Sport Militaire (CISM) und von den Fußball-Weltmeisterschaften dieses Militärsportverbandes. Die Bundeswehr-Auswahl konnte damals aufgrund der Wehrpflicht auf den einen oder anderen bekannten Profi zurückgreifen. „Ich wollte irgendwie mit dabei sein. Ich hätte mich auch als Wasserträger angeboten“, erinnert sich Bahne. Im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland bekam er die Chance. 2006 wurde der Oberstabsfeldwebel, der damals für die Fußballmannschaft der Luftwaffe verantwortlich war, Teamchef. Seit zehn Jahren trainiert er die Auswahl auch als Chefcoach.

Christian Lell, Andreas Ottl (spielten unter anderem für Bayern München) oder Gonzalo Castro (spielte unter anderem für Bayer Leverkusen und Borussia Dortmund) spielten einmal im Dress der Bundeswehr-Fußballnationalmannschaft. Das Trikot unterscheidet sich nicht groß vom klassischen Schwarz-Weiß mit dem Adler auf der Brust, das die Nagelsmann-Elf trägt. Bahnes Mannschaft besteht auch aus einem breiten Kader. Im erweiterten Kreis sind 45 Spieler. Aber seitdem die Wehrpflicht ausgesetzt ist, kommen keine Bundesliga-Spieler mehr.

Trainingslager wie bei den Profis

Dennoch gibt es einige Gemeinsamkeiten zwischen den Profis und der Bundeswehr-Nationalmannschaft. „Wir bauen Trainingslager auf wie bei den Profis“, sagt Bahne. Das bedeutet eine Auswahl von bis zu 25 Spielern und weiteres Personal wie Trainer, Co-Trainer, Fitnesstrainer, Torwarttrainer Physiotherapeuten, Videoanalysten, Zeugwart und der Busfahrer. Bahne zieht seine Jungs fünf bis sechsmal im Jahr zum Trainingslager oder für Benefizspiele beziehungsweise für Länderspiele zusammen. Mit dabei ist auch immer wieder ein bekannter Gegner wie Fortuna Köln oder der 1. FC Saarbrücken.

Deutsche Spieler im Zweikampf mit einem englischem Stürmer beim Game of Remembrance im Jahr 2018. (Foto: Bundeswehr / Andreas Döhring)

Mit dem Niveau der Regionalliga kann sein Team mithalten. Trotzdem gab es zuletzt eine 6:0-Pleite gegen die Fortuna. Die Mannschaft sei schlecht aus der Halbzeit gekommen und hätte mehr zeigen können, meint Teammanager Bahne. In solchen Situationen fühle er sich wie Julian Nagelsmann. „Wenn man nur ein paar Mal im Jahr zusammen trainieren kann, klappen manche Automatismen nicht und dann sieht man schlecht aus“, sagt der Oberstabsfeldwebel. Mit Einsatz und Motivation können seine Jungs solche Nachteile wettmachen. Mit der richtigen Einstellung und dem notwendigen Willen, kann die Bundeswehr-Nationalmannschaft auch bei den internationalen Militärweltmeisterschaften gegen Teams bestehen, die zum größten Teil mit gestandenen Fußballprofis antreten.

Aufmerksamkeit für Bundeswehr und Veteranen

In diesem Jahr steht wieder ein CISM World Cup an, für den auch eine Qualifikation gespielt werden muss. Zudem stehen immer wieder Benefizspiele an. Die Bundeswehr-Auswahl möchte mit Spielen gegen namhafte Vereine dazu beitragen, für mehr Aufmerksamkeit für die Bundeswehr oder auch für die Veteranen zu sorgen. Der langjährige Kapitän und Führungsspieler des Bundeswehr-Teams sitzt im Veteranenbüro der Bundeswehr. Für ihn und aus der Sicht von Olaf Bahne wären Auftritte der Fußballmannschaft der Bundeswehr eine Win-Win-Situation für die Öffentlichkeitsarbeit der Truppe und für das Veteranenbüro. In der Mannschaft sind daher auch Reservisten, die die notwendigen Anforderungen erfüllen und Teamgeist mitbringen, willkommen.

Wer zum erlauchten Kreis des 25 Mann starken Teams der Bundeswehr-Fußballnationalmannschaft gehören will, sollte mindestens aktiv in der Verbandsliga spielen. Noch besser wäre Oberliga oder Regionalliga. Voraussetzung ist, dass Spieler mindestens dreimal in der Woche trainieren. Olaf Bahne erhält sehr viele Anfragen, auch von Kreisliga-Fußballern. Denen sagt er mit Blick auf die Anforderungen ab. Neben den fußballerischen Qualitäten zählen für ihn vor allem klassische Tugenden: Motivation, Disziplin und Pünktlichkeit. Bei Sichtungstrainings und Länderspielen übernachtet die Bundeswehr-Nationalmannschaft samt Personal meistens in Bundeswehr-Liegenschaften. Da kann es vorkommen, dass die Spieler kein Einzelzimmer im Luxushotel wie bei den Fußballprofis bekommen, sondern einen Gemeinschaftsraum. „Dann organisieren sich die Jungs selbst. Da wurde ein Schrank zu einem Tisch umfunktioniert, um daran Karten zu spielen“, erinnert sich Olaf Bahne an ein Trainingslager. Das „Wir-Gefühl“ braucht der Oliver Bierhoff des Bundeswehr-Fußballs nicht zu trainieren oder anzuleiten.

Auch Reservisten können mitspielen

Zu Bahne kommen Spieler aus der ganzen Bundesrepublik zum Länderspiel oder zum Training. Sie nehmen Hunderte Kilometer auf sich, um Teil dieser Mannschaft zu sein. Reservisten zeigen eine ähnliche Bereitschaft, wenn sie zu Übungen oder Ausbildungsveranstaltungen quer durch Deutschland reisen. Eine hohe Motivation und Kameradschaft können Reservisten zusätzlich in die Bundeswehr-Nationalmannschaft einbringen. Als Reservist können sie auch Teil des Teams werden, wenn sie die Anforderungen erfüllen. Die Auswahl um einige Reservisten zu ergänzen, ist das Ziel für die erste Fußballweltmeisterschaft der Veteranen in England. Ob diese stattfindet, ist derzeit unklar. Aber wenn das der Fall ist, soll es dazu voraussichtlich im März oder April ein Sichtungstraining in Berlin geben.

Wer die Voraussetzungen erfüllt, darf vielleicht einmal den Adler für Deutschland auf der Brust tragen. Das ist für Olaf Bahne und für seine Mannschaft eine große Ehre. Umso stärker leuchten die Augen der Spieler, wenn sie dies in einem großen Fußballstadion wie 2018 beim Länderspiel gegen England in Nottingham vor 12.000 Fans machen können. „Das war großartig“, sagt Bahne. Er und sein Team hoffen, mit ihrem Fußball für mehr Aufmerksamkeit für alle aktive und ehemalige Soldatinnen und Soldaten, zu sorgen. Mehr Wahrnehmung haben diejenigen, die im Dienst für Deutschland stehen oder gestanden haben, auf jeden Fall verdient, genauso wie die gute fußballerische Arbeit des Bundeswehr-Bierhoffs.

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