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Gold, Schweiß und Tränen beim CIOR-Wettkampf in Helsinki

Beim CIOR-Wettkampf in Helsinki haben die deutschen Athleten wieder ordentlich abgeräumt. Team Deutschland 3 um Stabsarzt Jonathan Häußer, Leutnant Julian Mösle und Stabsunteroffizier Christian Fritzsche sicherte sich den Gesamtsieg und gewann die Einzelwertungen im Schießen und auf der Hindernisbahn. Auch die weiteren Teams waren erfolgreich. Für reservistenverband.de haben die Sportler ihre Erlebnisse aufgeschrieben.

Die Hindernisbahn zu Land war eine der Disziplinen beim CIOR-Wettkampf, der parallel zum CIOR-Kongress, der in diesem Jahr in und um Helsinki stattfand.

Foto: Matthias Blaschke

CIORmilcomp

Nach zweiwöchiger Vorbereitung am CIOR-Trainingsstützpunkt an der Infanterieschule Hammelburg brachen wir am Samstagmorgen auf zum Frankfurter Flughafen. In der Finnair-Maschine konnten wir uns schon mal ein bisschen an das Gastgeberland gewöhnen. Am Flughafen in Helsinki wurden wir von den finnischen Kameraden aufgenommen und erreichten nach etwa 40-minütiger Fahrt unsere Heimat für die folgende Woche: die Militärinsel Santahamina südöstlich von Helsinki.

Das gesamte Team (inkl. Trainer und Mannschaftsführer) war auf einer 14-Mann-Stube untergebracht. Nächtliche Sägewerksgeräusche beglückten fortan also die gesamte Mannschaft, aber glücklicherweise hatten wir ja für das Schießen Gehörschutz dabei. Außer einer allgemeinen Einweisung und der Einweisung in die finnische Waffen – das RK62 und die Glock 17 – stand am ersten Abend noch der Icebreaker an, der traditionelle Kennenlernabend unter den Nationen. Hier konnten wir finnisches Grillgut genießen und stellten fest, dass Kartoffelchips offensichtlich in Finnland eine gute Beilage sind. Interessant war auch die finnische Sprache. Sie weist nur wenig Ähnlichkeiten mit uns bekannten Sprachen auf und beinhaltet Wörter mit Buchstabenkombinationen, mit denen man jedes Galgenmännchenspiel gewinnen würde.

Training und Eröffnungsfeier

Die beiden folgenden Tage standen zum Training zur Verfügung. Mit freiem Schießen, Hindernisbahn, Hindernisschwimmen und Orientierungslauftraining war der erste Tag auch ziemlich gut gefüllt. Die Verpflegungsbeutel mit einer Gesamtenergie von ca. 2800 kcal konnten dem Tagesbedarf eines Wettkämpfers nicht viel entgegensetzen und so kamen erste Befürchtungen bezüglich der Ernährung an den Folgetagen auf. Dies war jedoch nur einem Nationalfeiertag geschuldet und als die Truppenküche am zweiten Trainingstag wieder öffnete, wurden wir hervorragend verpflegt. Zum Morgen gab es neben Brot und Brötchen auch Porridge sowie starken Kaffee und auch sonst schmeckte die finnische Küche, welche uns z.B. mit einer Thunfisch-Kartoffel-Pfanne beglückte. Besonders der Evening-Snack als vierte Mahlzeit ist eine Sache, die wir auch an deutschen Truppenküchen begrüßen würden.

Am zweiten Trainingstag stand die Generalprobe für das Schießen an, bei der unter den gleichen Bedingungen geschossen wird wie am Wettkampftag. Beide Schießstände waren überdacht. Das Gewehrschießen wurde ausnahmsweise statt auf 200 m auf 150 m durchgeführt, aber mit verkleinerten Scheiben. Sowohl das Gewehr RK62 als auch die Pistole Glock 17 ließen sich sehr gut schießen. Die Pistolen waren teilweise sogar fabrikneu, am Material sollte es also nicht scheitern. Besonders komfortabel war auch, dass wir die Waffen nicht selbst reinigen mussten. So fühlten wir uns sehr willkommen.

Am Abend ging es in die Stadt zur Opening Ceremony, bei der der CIOR-Kongress feierlich eröffnet wird. Das nette Beisammensein danach gab uns die Gelegenheit, auch die Kongressteilnehmer zu Gesicht zu bekommen. Bei der Rückfahrt war die Kontrolle am Tor der Militärinsel ein gewisser Zeitfaktor. Da Gefährdungsstufe Bravo herrschte, gab es regelmäßig Warteschlangen an der Zufahrt, weil jeder Name einzeln mit einer Liste der Zutrittsberechtigten abgeglichen werden musste.

Der erste Wettkampftag

Das Schießen am ersten Wettkampftag verlief etwas durchwachsen, aber insgesamt erfolgreich. So wurde Stabsarzt Jonathan Häußer zweitbester Einzelschütze und gewann mit seinem Team Deutschland 3 (DEU3) das Schießen. Dabei lieferten sie sich aber ein enges Rennen mit den Finnen und Norwegern. Die anderen beiden deutschen Teams lagen nach dem ersten Tag auf den Plätzen 10 und 11. Zweitbester deutscher Schütze auf Platz 9 in der Einzelwertung war ein Newcomer: Oberstabsgefreiter Moritz Dobersch. Hier zeigt sich die gute Ausbildung bei den Trainingsveranstaltungen in Deutschland für alle, die neu ins CIOR-Team kommen möchten. Ob die Tatsache, dass die Niederländer nicht ganz oben mitschießen konnten, damit zu tun zu hatte, dass in deren Zimmer ein im Lüftungsschacht versteckter Wecker jede Nacht um 3:45 Uhr klingelte, konnten wir bis heute nicht klären.

Besonders erfreulich war, dass zeitgleich zu unserem Wettkampf die Open Nordic Military Pentathlon Championship auf Santahamina stattfand. So bot sich für unsere Wettkampfmannschaft mehrmals die Gelegenheit zum Austausch mit dem deutschen CISM-Pentathlon-Team und die Möglichkeit, bei deren Wettkampf auf der Hindernisbahn und beim Werfen zuzuschauen.

Der Abend bot eine Einführung in die finnische Kultur, die man kurz mit einem finnischen Wort beschreiben kann: Sauna. Die Sauna ist in Finnland allgegenwärtig. Allein auf unserer kleinen Militärinsel gibt es 18 Saunas. So gab es nicht nur an diesem Abend eine Saunafeier mit Schwimmeinlagen. Dass man dabei auch schnell die Uhrzeit aus den Augen verlieren kann, liegt auch daran, dass es im finnischen Sommer nie richtig dunkel wird. Ein Traum für alle Kinder, denen vor dem Urlaub von den Eltern versprochen wird, dass sie erst ins Bett gehen müssen, wenn es dunkel ist.

Hindernisbahnen zu Land und zu Wasser

Am Morgen nach dem Saunaabend ging es auf die Landhindernisbahn. Team DEU3 lief mit einer Zeit von 3:08 Minuten Tagesbestzeit und damit sogar schneller als erwartet, was auch am guten Teamwork lag. Die Läufe der Teams DEU1 und DEU2 verliefen leider nicht ganz fehlerfrei und die Teams konnten so nicht ihre gewünschte Zeit erzielen.

Auf der Schwimmhindernisbahn waren dann aber alle deutschen Teams wieder vorne mit dabei. Die Novizen aus Team DEU1 legten mit 47,03 Sekunden gut vor. DEU2 zog in 43,96 Sekunden nochmal deutlich nach und erreichte damit die schnellste Schwimmzeit. Den Vorsprung von DEU3 konnten sie aber nicht mehr aufholen, sodass diese den Tagessieg klarmachten. Die Location des Schwimmens sollte nicht unerwähnt bleiben: Das Schwimmbad mit 50-Meter-Bahn in einem Stadtteil von Helsinki wurde in einen ehemaligen Bunker unterirdisch in den Felsen gebaut und wartetet so mit einer besonderen Atmosphäre auf.

Orientierungslauf zum Abschluss

Wettkampftag 3 startete mit den Disziplinen Entfernungsschätzen und Kartenlesen. Hier taten sich besonders die Novizen von DEU1 hervor, was ihnen später noch zu Gute kommen sollte. Der Orientierungslauf war anspruchsvoll – wie erwartet. Viele Felsen, Klippen und Hügel durchzogen den finnischen Wald. Besonders spannend war, dass die Teams mit funkgekoppelten GPS-Trackern ausgestattet waren und die Laufstrecke der verschiedenen Teams so online verfolgt werden konnte und sogar von den Organisatoren in einem Auditorium auf Santahamina auf eine Leinwand projiziert wurde.

Für Abwechslung sorgten Stationen, an denen mit Lasergewehren Schützenscheiben im Wald bekämpft werden mussten oder auf einer Kartbahn eine Runde auf Skirollern zurückgelegt werden musste. Zwar wurden aus Sicherheitsgründen keine Waffen auf den Lauf mitgenommen (üblicherweise wären dies zwei Sturmgewehre und eine Dienstpistole), dafür erhielten wir nach etwa der Hälfte des Laufs eine Üb-Panzerabwehrmine pro Team, kurz vor Ende sogar zwei weitere, welche alle bis ins Ziel getragen werden mussten. Handwaffen sind da doch handlicher.

Die Finnen konnten in dieser Disziplin ihren Heimvorteil voll ausspielen und gewannen den Orientierungslauf verdient. DEU3 kam knapp dahinter als Zweiter ins Ziel. Das Punktepolster der ersten beiden Tage reichte jedoch zum Gesamtsieg. Die Novizen von DEU1 konnten sich mit ihrem sehr guten Ergebnis beim Orientierungslauf, nicht zuletzt durch das beste Ergebnis im Handgranatenzielwerfen, in der Gesamtwertung noch an DEU2 vorbeischieben und landeten so insgesamt auf Platz 3, DEU2 auf Platz 4.

Die Ergebnisse im Überblick

Oberstleutnant Matthias Blaschke gelang in seinem Team INT1 zusammen mit Captain Kristopher Smith aus Großbritannien und Sargent Alecia Jones aus den USA, durch eine hervorvorragende  Orientierungsleistung und sehr gute Ergebnisse im Kartenlesen und Entfernungsschätzen, trotz unterschiedlicher Laufstärke innerhalb des Teams, überraschend der dritte Platz im Orientierungslauf und damit der Sieg in der International-Kategorie, den gemischten Teams aus den Ersatzwettkämpfern der verschiedenen Nationen.

DEU3 bestehend aus Stabsarzt Jonathan Häußer, Leutnant Julian Mösle und Stabsunteroffizier Christian Fritzsche konnte neben dem Gesamtsieg auch bestes Schießteam werden und den Hindernisbahntag gewinnen. Zudem waren sie in der Veterans-Kategorie auf Platz 1. DEU2 mit Hauptmann Daniel Hummel, Leutnant Thomas Kräuter und Obergefreiter Dominik Illichmann konnte in dieser Kategorie den 3. Platz belegen. DEU1 mit Hauptmann Daniel Uphaus, Oberstabsgefreiter Moritz Dobersch und Obergefreiter Sven Sudhoff gewann die Novice-Kategorie und erreichte in der Gesamtwertung den 3. Platz, eine hervorragende Leistung für ein Beginnerteam.  Auch hier zeigen wieder die guten Trainingsbedingungen in Deutschland, so dass jeder, der Interesse am CIOR-Wettkampf hat, sich für das Team bewerben sollte. Weitere Infos dazu gibt es hier.

Die finnische Flagge auf Halbmast in Gedenken an Colonel Walter Henny. (Foto: privat)

Tragischer Zwischenfall

Der Tag der Siegerehrung und des abschließenden Galadinners wurde leider von einem tragischen Unglück überschattet. Beim CCC-Wettkampf (Combat Casualty Care) stürzte der Organisator dieses Wettkampfes, Colonel Walter Henny, unglücklich aus größerer Höhe und erlag seinen Verletzungen. Der CCC-Wettkampf wurde abgebrochen. Das weitere Programm fand jedoch unverändert statt, in der einstimmigen Annahme, dass dies im Sinne von Walter Henny gewesen wäre, entsprechend dem allgemeinen Konsens: „He died doing what he loved“. Schließlich war Walter Henny Initiator des CCC-Wettkampfes und betreute diesen seit etwa 20 Jahren.

Vielleicht auch deshalb vergoss der Himmel über Helsinki am Folgetag Tränen, als wir nach einer Woche Sonnenschein den Rückflug in die Heimat antraten.

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