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Internationale Zusammenarbeit

CISOR macht internationale Zusammenarbeit erlebbar

Ausbildung international, das heißt unterschiedliche Waffen, Grundsätze und Befehlsformen. Wie gut das in der Praxis funktioniert, zeigten Reservistinnen und Reservisten beim Leadership Course der Confédération Interalliée des Sous-Officiers de Réserve (CISOR) an der Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen.

Die Reservistinnen und Reservisten aus verschiedenen Ländern lernten den Umgang mit dem Gewehr G36.

Foto: Benjamin Vorhölter

Die CISOR-Mitglieder haben sich zum Gruppenbild aufgestellt. Neben der militärischen Ausbildung sprachen sie über die Zukunft ihrer Organisation.

Foto: Benjamin Vorhölter

cisor

Manchmal sind es die kleinen Unterschiede, die doch ganz groß wirken. Soldatinnen und Soldaten der Reserve hielten das Gewehr G36 in den Händen. Sie standen nebeneinander zu einer Linie aufgereiht. Auf der Wiese in der Jürgen-Schumann-Kaserne hörten sie dem Ausbilder zu. Er zeigte den Reservistinnen und Reservisten, wie man das Gewehr entlädt und sichert. Als sie selbst den Verschlusshebel zurückziehen, ihn festhalten und nachschauen sollten, ob sich noch eine Patrone im Gewehr befindet, hielten einige die Waffe mit dem Lauf nach vorn zum Boden gerichtet, andere reckten das Gewehr in die Luft. Dass das Übungsbild so unterschiedlich aussah, war keine Überraschung.

Schließlich trugen die 23 Reservistinnen und Reservisten unterschiedliche Uniformen. Sie waren aus Dänemark, der Schweiz, Finnland, den Niederlanden und aus Deutschland. Es waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des CISOR International Leadership Course an der Unteroffizierschule der Luftwaffe in Appen. Während die Mitglieder der Confédération Interalliée des Sous-Officiers de Réserve (CISOR) sich über die Zukunft ihrer internationalen Reserveunteroffizierorganisation berieten, trainierten die Frauen und Männer den Umgang mit dem Gewehr G36 und dem Maschinengewehr MG3. Für einige von ihnen war es das erste Mal, dass sie diese Handwaffen in den Händen hielten. Dementsprechend länger dauerten die ersten Ausbildungsstunden.

Ausbildung einer multinationalen Gruppe

Unteroffizier Fabian Saak vom Unterstützungsbataillon Einsatz 1 und Hauptbootsmann Mirko Walentowitz hatten genug Zeit eingeplant. Sie leiteten die militärische Ausbildung während des fünf Tage langen CISOR International Leadership Course. Ihr Ziel war es, die multinationale Gruppe auf einen gemeinsamen Stand zu bringen. Schießen am Ausbildungsgerät Schießsimulator für Handwaffen und Panzerabwehrhandwaffen der Bundeswehr (AGSHP), das Soldaten-Grundfitness-Tool, die Hindernisbahn, Bewegen im Gelände und Gefechtsdienst standen auf dem Dienstplan. Darüber hinaus stand die Völkerverständigung im Vordergrund. „Die gesamte Ausbildung findet in englischer Sprache statt. Das ist eine Herausforderung für uns und die Teilnehmer“, sagt Unteroffizier Saak und nennt ein Beispiel: „Wie lautet zum Beispiel das Wort für Schützenreihe?“ Die Antwort: squad column.

Für die Teilnehmer des CISOR Leadership Course war das Soldaten-Grundfitness-Tool eine Herausforderung. (Foto: Benjamin Vorhölter)

Das gemeinsame Training war für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein Blick über den Tellerrand. Sie lernten, wie militärische Ausbildung und Standards in NATO-Partnernationen funktionieren. Wie beurteilen finnische Kameraden eine militärische Lage? Wie geben dänische Soldaten Befehle heraus? Was ist ein Lagevortrag zur Unterrichtung bei der Bundeswehr und welche Standards zur Entscheidungsfindung gibt es auf der NATO-Ebene? Damit beschäftigten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht nur in der Theorie. Hauptbootsmann Walentowitz und Unteroffizier Saak hatten eine kniffelige Rahmenlage mit Einlagen ausgearbeitet. „Wir haben ein asymmetrisches Grundsetting angenommen. Eine Miliz hat sich in einem von Bürgerkrieg und Unruhen geplagten Gebiet festgesetzt. Diese feindlichen Kräfte soll eine international geführte Peacekeeping-Truppe der Vereinten Nationen verdrängen und für Sicherheit sorgen“, beschrieb Walentowitz die Lage.

„Sind kein elitärer Club“

„Der Leadership Course macht die gemeinsame Zusammenarbeit erlebbar. Wir sind kein elitärer Club. Bei uns gibt es die Möglichkeit, international tätig zu sein“, sagte der amtierende deutsche CISOR-Präsident Stabsfeldwebel Reinhard Knott. Während der deutschen Präsidentschaft haben er und sein Team acht Veranstaltungen organisiert. Ein Höhepunkt sei aus seiner Sicht der gemeinsame Kongress mit den internationalen Reserveoffizierorganisationen CIOR und CIOMR in Helsinki im Sommer gewesen.

In Appen bereiten Reinhard Knott und seine deutsche CISOR-Delegation die Nachfolge für die nächste Präsidentschaft vor. Diese möchte 2024 Finnland übernehmen. Für die nächsten Projekte gab es noch einige Hausaufgaben zu erledigen, zum Beispiel den kurzzeitig vakanten Posten des CISOR-General Secretary zu besetzen.

Es sind zwar unterschiedliche Uniformen, aber es ist ein Team, das über die Hindernisbahn geht. (Foto: Benjamin Vorhölter)

Neben organisatorischen Themen nahm der russische Angriffskrieg auf die Ukraine viel Raum in den Diskussionen der CISOR-Partner ein. Die Mitglieder der teilnehmenden Delegationen berichteten darüber, wie sich ihre Streitkräfte sich auf die veränderte Bedrohungslage durch den Krieg in der Ukraine einstellen. Ein finnischer Unteroffizier der Reserve schilderte, dass die Streitkräfte seines Landes zwar schon immer auf einen Krieg mit Russland vorbereitet seien, beziehungsweise sein müssten. Nun beschäftige man sich stärker mit der Gefahr von Aufklärungsdrohnen und Drohnen, die Granaten und Bomben abwerfen können.

Blick über den Tellerrand

Der dänische Vertreter teilte mit, dass die dänische Regierung wie in Deutschland die Verteidigungsausgaben erhöht habe. Außerdem wolle man die Reservestrukturen überdenken und die Anzahl an Reservisten erhöhen. Die Streitkräfte Großbritanniens investieren eine Menge in die Ausbildung ukrainischer Streitkräfte, berichtete ein britischer Teilnehmer. Alle NATO-Partner hätten gemeinsam, dass sie nach dem Zerfall der Sowjetunion ihre Streitkräfte mehr auf Auslandseinsätze als auf Landes- und Bündnisverteidigung ausgerichtet haben. Trotz des Krieges in der Ukraine sei es schwierig, Personal zu gewinnen. Denn im tiefsten Frieden sei es nicht so leicht, die Menschen von der Notwendigkeit einsatzbereiter Soldatinnen und Soldaten zur Verteidigung des Landes oder des Bündnisses zu überzeugen, erläuterten die Vertreter aus der Schweiz und den Niederlanden. Dieses Problem habe man in Kanada nicht, sagte ein kanadischer Unteroffizier. Dort schweife der Blick nach Europa und in die Pazifikregion. In Kanada führe es mitunter zu Frust unter den Soldaten, wenn Material an die Ukraine abgegeben werde und die Regierung gleichzeitig die Verteidigungsausgaben kürzen wolle.

Die CISOR-Vertreter schauten sich nach der Diskussion an, wie sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Leadership Course schlugen. Der deutsche CISOR-Präsident Reinhard Knott hatte zudem für seine Gäste eine besondere Überraschung parat. Die Reservistenkameradschaft (RK) Flugdienst präsentierte sich in ihrem Hangar und lud die CISOR-Mitglieder zu Rundflügen auf ihrer Dornier Do28 ein. Die Unteroffizierschule der Luftwaffe zeigte sich personell und materiell in jeder Hinsicht als hervorragender Gastgeber und Unterstützer.

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