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Covid-19-Tests: Wie ein Reservist zu hohen Kapazitäten beiträgt




Testverfahren zum Nachweis des Coronavirus.

Foto: Bundeswehr/Grüterich

coronaviruscovid-19

Die erste Krankheitswelle mit dem Erreger Sars-Cov-2 ist durch das Land geschwappt. Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist im Vergleich zu März abgeflacht. Allerdings ist die Pandemie noch lange nicht ausgestanden. Immerhin lockern die Bundesländer derzeit zahlreiche einschränkende Maßnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus. Die Politik möchte der Wirtschaft eine Perspektive geben. Mehr Tests könnten dabei helfen, die Lockerungsmaßnahmen besser zu überwachen, sagt Clemens Fues, Wirtschaftsweiser des Münchener ifo-Instituts.

Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts vom 27. Mai 2020 haben bis zur 21. Kalenderwoche 3.952.971 Labortests auf Sars-Cov-2 stattgefunden. Davon wurden 210.255 Proben positiv auf den Erreger getestet. Diese Daten gehen aus dem wöchentlichen Situationsbericht hervor (hier als PDF herunterladen – Seite 10). Die Anzahl der Tests entspricht aber nicht der Anzahl der getesteten Personen, da es sein kann, dass an einigen Patienten Mehrfachtestungen vorgenommen worden sind. Insgesamt haben die Labore, die auf das Coronavirus testen, ihre Kapazitäten in den vergangenen Wochen hochgefahren. Gemäß Robert-Koch-Institut sind nun eine Millionen Tests pro Woche möglich.

Einen Anteil daran trägt Obermaat d.R. Dr. Jan Philipp Krüger, Geschäftsführer des Bundes Deutscher EinsatzVeteranen. Der Diplomingenieur für Biotechnologie und Medizinwissenschaftler leitet zivilberuflich die Abteilung Forschung und Entwicklung eines Berliner Start-Up-Unternehmens. Seine Firma stellt Gewebe für Muskel, Sehnen, Meniskus, Knorpel und Bandscheibe her. Das Verfahren nennt sich Tissue Engineering. Einem Patienten mit einem Knorpelschaden wird zum Beispiel durch eine Biopsie Knorpelgewebe entnommen. Die entnommenen werden im Labor kultiviert. Das kranke Gewebe regeneriert sich und wird mit einem Implantat wieder in den Körper eingesetzt. Das Labor befindet sich in den Räumlichkeiten der Charité in Berlin Mitte. Allerdings sind Forschungseinrichtungen wie diese, die nicht zur Bekämpfung des Coronavirus benötigt werden, geschlossen. Man möchte wohl nicht sinnlos Ressourcen verschwenden. Reagenzgläser, Einmalhandschuhe, Kittel und weitere Ausrüstung sind in den Kliniken und Testlaboren besser aufgehoben. Zudem schieben viele Krankenhäuser zurzeit nicht lebenswichtige Operationen auf. „Mit Schmerzen im Knie kann man besser überleben, als wenn man beatmet werden muss“, sagt Philipp Krüger.

Er ist seit dem 26. März für die Bundeswehr im Kampf gegen das Coronavirus im Einsatz. Der Biotechniker arbeitet in der Mikrobiologieabteilung 21 des Bundeswehrkrankenhauses Berlin. Er bildet als Wissenschaftler zusammen mit einem Facharzt und einem Medizinisch Technischen Assistenten ein Team, das Proben auf das Coronavirus testet.

Aufbau eines Diagnostiklabors

Zu Beginn des Reservistendienstes besteht Krügers Aufgabe darin, das Diagnostiklabor aufzubauen. Das Verfahren ist die so genannte Polymerase Kettenreaktion (PCR). Das ist eine Methode, mit der die Erbsubstanz, die DNA, vervielfältigt wird. Es ist ein Verfahren, mit dem Virusinfektionen erkannt werden können. Die PCR findet auch Anwendung in der kriminaltechnischen Forensik zur Identifizierung von Personen anhand eines genetischen Fingerabdrucks, der sich aus Blut, Speichel, Haut- oder Haarproben gewinnen lässt. Für die Covid-19-Tests geben Personen einen Nasen-Rachen-Abstrich ab. Die Proben gelangen ins Labor, in eine Einrichtung wie sie Philipp Krüger mitaufgebaut hat.

Das Bundeswehrkrankenhaus lässt Laborräume für die Diagnostik freiräumen. Krüger und seine Kameraden bekommen klinische und chemische Laborgeräte, die zuvor im Kosovo im Einsatz waren. Für die molekularbiologische Arbeit ist spezielle Technik wie ein Thermocycler oder ein Extraktionsautomat notwendig. Mit einem Cycler lässt sich die PCR durchführen. Die Maschine erhitzt und kühlt die in ihr befindlichen Gefäße für die entsprechenden biochemischen Reaktionen. Letzteres Gerät wird benötigt, um das genetische Material, die DNA und RNA, der Zelle aufzubrechen. Die DNA ist der Träger der Erbinformation (die materielle Basis der Gene). Die RNA überträgt die genetischen Informationen durch verschiedene Proteine. Das Erbmaterial eines Virus-Erregers wie Sars-Cov-2 besteht aus RNA. Mit der PCR lässt sich das Virus erkennen, indem man die RNA in DNA umschreibt und vervielfältigt.

Testkapazitäten mehr als verdoppelt

Dazu muss das Zellinnere aufgebrochen und die RNA isoliert werden. Es folgen weitere molekularbiologische Schritte. Bis es zu einem Testergebnis kommt sind mehrere Stunden vergangen. Ein Arzt bekommt zum Schluss die Testergebnisse und schließt daraus eine Diagnose. „Wir können innerhalb von 48 Stunden eine Diagnostik anbieten“, sagt Krüger. In dem Labor des Bundeswehrkrankenhauses sollen am Tag bis zu 500 Tests möglich sein. Zu Beginn waren es zunächst 200. Die Proben stammen vom Krankenhauspersonal, Bundeswehrpersonal und Patienten, die sich im Bundeswehrkrankenhaus vorstellen.

Die Bundeswehr betreibt im Bundeswehrkrankenhaus Berlin eines ihrer Coronavirus-Diagnose-Labore. Hier ist das Team um Oberfeldarzt Dr. Wenzel (Mitte), in dem Obermaat d.R. Dr. Jan Philipp Krüger mitarbeitet, bei der Auswertung der PCR-Ergebnisse für einen Covid-19-Test. (Foto: privat)

„Es ist ein gutes Gefühl, dass ich helfen und meine Fachexpertise verwenden kann“, sagt Jan Philipp Krüger. Er hält seinen Reservistendienst während der Coronavirus-Krise für sinnvoller als sein Auslandseinsatz. Im Jahr 2002 war er Rettungssanitäter auf der Fregatte „Bremen“ während der Operation Enduring Freedom am Horn von Afrika. Seine Tätigkeit im Testlabor sei etwas, was der Bevölkerung unmittelbar nütze, sagt Krüger. Im Labor vermittelt er seinen Kameraden Arbeitsprozesse und Standards. Der Biotechniker bringt sein Wissen als Forschungsleiter ein. Er sorgt dafür, dass Hygienestandards eingehalten werden, erläutert die Verfahren zum Aufbrechen der Zellen und klärt über Probleme auf, die bei der PCR auftreten können. Fehler können zum Beispiel bei unklaren Proben auftauchen. „Wenn wir uns unsicher sind, holen wir uns einen zweiten Abstrich“, sagt Philipp Krüger. Das sei wichtig, denn erst wenn der Arzt aufgrund des Testes den Befund „negativ“ feststellt, könne es bei der Testperson Entwarnung geben. Bevor es kein eindeutiges Testergebnis gibt, bleibt die entsprechende Person zunächst in häuslicher Isolation.

Quarantänemaßnahmen helfen, die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Für viele Leute stellt die eingeschränkte Freiheit eine psychische Belastung dar. Aufgrund der Ausgangsbeschränkungen stößt die Arbeit der Fallmanager des Bundes Deutscher EinsatzVeteranen während der Coronavirus-Krise an Grenzen. Persönliche Besuche sind nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. „Wir müssen unsere 100 Fallmanager hier schützen“, sagt BDV-Geschäftsführer Krüger. Der BDV hat deshalb eine Skype-Hotline eingerichtet, unter der innerhalb von 24 Stunden Kontakt aufgenommen wird.

>> Bund Deutscher EinsatzVeteranen

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