De Maizière: „Das Motto ‚Tu was für Dein Land‘ ist moderner denn je“
Redaktion: "Herr Minister, welche Rolle spielt die Reserve vor dem Hintergrund der Neustrukturierung der Bundeswehr? Und welche Bedeutung hat dabei der Verband?"
Thomas de Maizière: "Es gibt natürlich die klassischen Aufgaben der Reservisten und des Reservistenverbandes. Dabei bleibt es und das kann ausgebaut und vertieft werden. Aber, ich finde, in der neuen Lage können Reservisten mehr. Ich möchte den Reservistenverband und die Reservisten in diesem Sinne fördern und fordern. Einsätze – gerade von Spezialisten – sind immer willkommen. Der erste Punkt ist: Ich möchte, dass wir nicht nur denken ‚Wo sind Reservisten, die Spezialisten sind?‘, sondern ‚Wo sind Spezialisten, die Reservisten werden können, um sie dann für die Bundeswehr zu gewinnen?‘.
Der zweite Punkt ist: Eigentlich ruhte die Hilfe im Katastrophenfall auf den Schultern der Wehrpflichtigen. Da haben sich einige Reservisten dazu gemeldet, die waren auch willkommen. Aber eigentlich hat man die genommen, die da sind. Die werden jetzt nicht mehr so da sein. Natürlich wird jederzeit ein Berufssoldat, wenn Not am Mann ist, einen Sandsack in die Hand nehmen. Aber wenn es wirklich mal größere Dinge sind, wenn es nachhaltiger ist, oder wenn andere Soldaten im Einsatz sind, dann, finde ich, ist es eine tolle Aufgabe für Reservisten – und zwar nicht nur die Mitglieder des Reservistenverbandes; sondern für alle Reservisten – zu zeigen: ‚Wir helfen diesem Land‘."
Redaktion: "Inwiefern ergeben sich Folgen für die Nachwuchsgewinnung?"
Thomas de Maizière: "Wir haben Kreiswehrersatzämter, die werden wir verändern. Wir haben Zentren für Nachwuchsgewinnung, die werden wir verändern. Wir haben Jugendoffiziere, die müssen anders arbeiten. Dass Reservisten aber ein elementarer Bestandteil von Nachwuchsgewinnung sind, das muss Kernbestandteil der Neuausrichtung der Bundeswehr sein. Sie sind in der Gesellschaft, sie sollen in die Gesellschaft, sie sollen Staatsbürger mit Uniform sein. Und das wäre mein Ziel."
Redaktion: "Also dürfen wir daraus schließen, dass die Reserve mehr denn je gebraucht wird?"
Thomas de Maizière: "So ist es. Sie wurde immer gebraucht. ‚Tu was für Dein Land‘ ist moderner denn je. Sie soll weiterhin Kameradschaft pflegen, sie soll weiterhin Kameradschaftsabende machen, sie soll weiterhin Freundschaften pflegen – das will ich alles nicht kleinreden und in Abrede stellen. Aber: Raus in die Gesellschaft, mitten in die Gesellschaft – und zwar nicht nur da, wo man ist, sondern gezielt da, wo man nicht ist. Das wünsche ich mir zusätzlich zu dem, was der Reservistenverband und die Reservisten schon jetzt leisten."
Redaktion: "Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben."
Reservistenverband begrüßt Aussagen de Maizières
Roderich Kiesewetter, Stellvertreter des Präsidenten des Reservistenverbandes, reagierte äußerst positiv auf die Äußerungen de Maizières. "Man hat gemerkt, dass der Minister ein Herz für Reservisten hat", sagte der Bundestagsabgeordnete. "Fest steht aber auch: Er wird mit hohen Erwartungen auf uns zu kommen und mit einem großen Lastenzettel. Aber ich denke, wir bekommen die Mittel (gemeint sind die finanziellen Mittel, Anm. d. Red.) und sind auch in der Pflicht, etwas für unser Land zu tun." Zuvor gelte es jedoch, den 18. Mai abzuwarten, wenn der Minister Details zur Neuausrichtung der Bundeswehr bekanntgibt. "Dann müssen wir unsere Hausaufgaben entwickeln. Wir bringen uns aktiv ein in die Reservistenkonzeption und werden im Juni an die taktische Ausgestaltung gehen."
(red)
Bild oben:
Verteidigungsminister Thomas de Maizière spricht
beim Parlamentarischen Abend des Reservistenverbandes.
(Foto: Hans-Christian Plambeck)
Bild Mitte:
Die Redaktion des Reservistenverbandes im Gespräch
mit einem sichtlich gut gelaunten Minister.
(Foto: Ralf Wittern)
Bild unten:
Der Stellvertreter des Präsidenten des Reservistenverbandes,
Roderich Kiesewetter MdB, stimmt auf die zukünftigen Aufgaben ein.
(Foto: Hans-Christian Plambeck, Bild gespiegelt)