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Der heimatverbundene Außenpolitiker

Im November 2019 haben die Delegierten ein neues Präsidium des Reservistenverbandes gewählt. Der Bundestagsabgeordnete Thomas Erndl ist einer der Stellvertreter des Präsidenten. Hier erzählt Erndl über seine Heimat in Niederbayern, seine Zeit bei der Bundeswehr und seine Ziele als Stellvertreter des Präsidenten.

Der Abgeordnete Thomas Erndl in seinem Berliner Büro des Deutschen Bundestages.

Foto: Florian Rode

präsidium

Das Gespräch für loyal findet im Abgeordnetenbüro des Stellvertretenden Präsidenten des Reservistenverbandes, Thomas Erndl, statt. Bereits während des freundlichen Empfangs ist zu spüren, dass der Niederbayer Erndl die Charaktereigenschaften ausstrahlt, die er an seiner Heimat schätzt. Er ist ein besonnener und bodenständiger Mann, der überlegt und ruhig redet.

Der 45-jährige CSU-Abgeordnete wurde 2017 als Direktkandidat für den niederbayerischen Wahlkreis Deggendorf in den Deutschen Bundestag gewählt. Nach eigener Aussage war er schon immer ein politischer Mensch. Schon als Jugendlicher engagierte er sich in der Jungen Union und seit 2002 als Gemeinderat. Die CSU sei nicht nur Volkspartei in Bayern, sondern auch die Partei der Bundeswehr, sagt Erndl. Das sei in seiner Heimat besonders wichtig.

Er lächelt während er über seine Zeit beim damaligen Gebirgspanzeraufklärungsbataillon 8 in Freyung spricht. Er startete als Grundwehrdienstleistender und wechselte nach ein paar Monaten in die Reserveoffizierslaufbahn. Als er nach dem Fahnenjunkerlehrgang zurück ins Bataillon kam, stand der IFOR-Einsatz im ersten deutschen Kontingent 1996 in Bosnien an, der ihn besonders geprägt hat. Die Beschäftigung mit seinen Erfahrungen lässt den dreifachen Familienvater nachdenklich werden. Der Auftrag seiner Kompanie bestand in der Transportsicherung. Erndl, eingesetzt als Richtschütze auf einem Luchs, und seine Kameraden fuhren weite Strecken durch das vom Krieg gezeichnete Land und konnten den zuvor ausgebrochenen Hass noch deutlich spüren. Den wohl nachhaltigsten Eindruck hinterließen die Friedhöfe mit den vielen neu angelegten Gräbern mit Holzkreuzen, stumme Zeugen der Auseinandersetzung. „Da wurde einem klar, was Krieg tatsächlich bedeutet“, erläutert Erndl nachdenklich. Aus dem Einsatz von damals leitet er auch politische Linien ab. „Die Bedeutung der Europäischen Union als Friedensprojekt ist eine Errungenschaft, die wir nie in Frage stellen dürfen. Dialog und Zusammenarbeit müssen immer an erster Stelle stehen”, ist der Politiker aus Niederbayern überzeugt.

Die Basis ist ihm wichtig

Durch den Auslandseinsatz hatte Erndl die weiteren Reserve-Offiziers-Lehrgänge innerhalb der aktiven Dienstzeit nicht absolvieren können. Diese führte er dann als Wehrübender während des Studiums durch und ist seitdem mit der Reserve verbunden. Aufgrund seines vollen Terminkalenders als Abgeordneter ist er aktuell nicht beordert. Trotzdem möchte er sich auf politischer Ebene mit vollem Einsatz für die Belange der Reservistinnen und Reservisten einsetzen. Seit November 2019 ist er Stellvertreter des Präsidenten des Reservistenverbandes und möchte durch konstruktive Arbeit mit seinen Kameraden im Präsidium die Herausforderungen des Verbandes angehen. Beim Begriff Reserve denkt der heimatverbundene CSU-Abgeordnete auch zuerst an die Basis des Verbandes. Das Herzstück der Reserve sind für ihn vorrangig die Reservistenkameradschaften vor Ort. Mit ihrer Arbeit stellen sie ein wichtiges Bindeglied zwischen Bundeswehr und Gesellschaft dar. Gerade in Niederbayern sei man stolz auf die Bundeswehr und die Reservisten.

Im Landkreis Deggendorf zu Hause

Im persönlichen Gespräch zeigt sich immer wieder, wie verwurzelt der Stellvertretende Präsident in seiner niederbayerischen Heimat ist. Zwar ist er durch sein Studium der Elektrotechnik und seine Tätigkeiten in der Automobilindustrie viel in der Welt herumgekommen, jedoch war sein Heimatort Künzing immer wieder ein Rückzugsort, an dem er Kraft tanken konnte. Er bewohnt in der kleinen Gemeinde an der Donau ein Haus mit seiner Familie, auf dessen Grundstück schon sein Großvater lebte. Das Gefühl der Heimatverbundenheit ist stark geblieben. Er schätzt die Bodenständigkeit und den Familiensinn seiner Mitmenschen.

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Aber auch die Politikgestaltung in Berlin bereitet ihm Freude. Als 2017 neu gewählter Abgeordneter bewegt sich der CSU-Politiker mittlerweile sicher auf dem politischen und auch auf dem diplomatischen Parkett. In Erndls Büro hängt eine riesige Weltkarte. Der CSU-Politiker blickt auf die Karte und erklärt, dass ihn internationale Zusammenhänge schon immer interessiert haben. „Die Zeit bei der Bundeswehr und meine zahlreichen Aufenthalte im Ausland haben mich dahingehend geprägt, immer auch in globalen Zusammenhängen zu denken“, sagt Erndl. Der Stellvertretende Präsident des Reservistenverbandes sitzt für die CDU/CSU-Fraktion im Auswärtigen Ausschuss. Zudem ist er amtierender Vorsitzender des Unterausschusses für Auswärtige Kultur- und Bildungspolitik. Außerdem leitet er im Außen- und Sicherheitspolitischen Arbeitskreis (ASP) der CSU den Fachausschuss Außenpolitik. Es sei wichtig, dass Deutschland mehr Verantwortung übernehme auf der Welt und sich gegebenenfalls auch militärisch mehr engagiere, sagt Erndl. Er fügt hinzu: „Unser Wohlstand und unsere Sicherheit hängen schließlich ganz entscheidend mit globalen Entwicklungen zusammen. Diese müssen wir aber auch bereit sein, aktiv mitzugestalten.“ Für den Außenpolitiker Erndl ist dabei klar, dass die Bundeswehr immer als Instrument deutscher Außenpolitik mitgedacht werden muss.

Erndl blickt auf die Uhr und richtet seine Krawatte. Er muss nun ins Reichstagsgebäude eilen. Das wird höchste Zeit, da im Hintergrund bereits die lauten Töne die nächste Abstimmung im Plenum ankündigen. Er bedankt sich für das Gespräch und macht sich auf den Weg.

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