Nach der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands leistet die Bundeswehr weiterhin Amtshilfe. Derzeit ist die Truppe mit 850 Soldatinnen und Soldaten im Einsatz. Dazu kommen 110 Fahrzeuge und andere Geräte wie etwa zwei Hubschrauber, drei Bergepanzer und 16 geländegängige Krankenwagen. „Die oberste Priorität liegt jetzt bei der Katastrophenhilfe – die Truppe leistet seit der Flutnacht schnell und zupackend Hilfe“, sagte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer bei einem Besuch in Erftstadt am Sonntag. Dort räumte die Bundeswehr beispielsweise die Luxemburger Straße (B265), die nach den heftigen Regenfällen in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag komplett überflutet war. Zudem war von den umliegenden Ortschaften immer mal wieder ein Bundeswehr-Hubschrauber zu sehen. Wie das Heer via Twitter mitteilte, werden Wasser, Medikamente und medizinisches Gerät in die betroffenen Gebiete gebracht.
Die Bundeswehr unterstützt aber auch mit „Helfenden Händen“ und Material zur Beseitigung der Hochwasserschäden. Kramp-Karrenbauer: „Die Amtshilfeverfahren sind durch die Pandemiebekämpfung gut eingespielt und auf sie kann verlässlich zurückgegriffen werden! Für die Bundeswehr gilt ‚der Soldat lebt in der Lage‘. Dort, wo wir gebraucht werden und solange wir gebraucht werden, sind wird da.“
Bei der Fluthilfe kommt es der Ministerin besonders darauf an, geeignetes Material aus der ganzen Republik bereit zu stellen. Dafür hatte Kramp-Karrenbauer bereits am vergangenen Freitag den militärischen Katastrophenalarm ausgerufen. So wurde sofort die aktuelle Verfügbarkeit der Kräfte festgestellt, damit schnell Personal und Material zum Einsatz kommen kann. Darüber hinaus ordnete sie an, dass alle Aufträge, die nicht unmittelbar mit Auslandseinsätzen verbunden sind, hintenangestellt werden. „Somit wird die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr in den Hochwasser-Gebieten konsequent und effektiv erhöht“, teilte das Verteidigungsministerium mit.
Helfer sind tief betroffen
Zum Abschluss ihres Besuchs in Erftstadt bedankte sich die Ministerin bei den Soldatinnen und Soldaten, die Seite an Seite mit allen Helfern zur gemeinsamen Bewältigung der Hochwasserkatastrophe beitragen. „Die Bilder aus den betroffenen Hochwasserregionen bestürzen uns alle! Jetzt ist wichtig, sich gegenseitig zu unterstützen und zusammenzuhalten, damit die durch diese Katastrophe betroffenen Menschen hoffentlich bald wieder in ihre Region zurückkehren können.“ Sie sorgt sich aber auch um das Wohl der Einsatzkräfte. „Auch die Helfer sind tief betroffen von dem Ausmaß dieser Katastrophe, die leider auch viele Todesopfer verursacht hat. Deswegen werden wir uns in den nächsten Tagen und Wochen und Monaten insbesondere um diese Soldatinnen und Soldaten kümmern, die bei der Bergung von Leichen geholfen haben.“
Abschließend machte sie deutlich, dass der Kurs der Strukturanpassungen der Bundeswehr mit Blick auf die derzeitigen Erfahrungen fortgesetzt werden müsse. „Wir müssen uns permanent der Lage anpassen. Dabei spielt die zivil-militärische Zusammenarbeit eine sehr große Rolle. Es stellt sich die Frage, wie der Heimatschutz mit unserer Reserve zum Beispiel kritische Infrastruktur schützen oder bei Katastrophen in Ergänzung zu den zivilen Kräften helfen kann.“
Die Nachbarschaftshilfe funktioniert
Die Heimatschutzkompanien mussten nicht aktiviert werden. Die aktive Truppe konnte die Aufgaben in Zusammenarbeit mit Feuerwehr, THW und den weiteren Rettungsdiensten alleine lösen. Zahlreiche Reservistinnen und Reservisten waren dennoch im Einsatz – in der Nachbarschaftshilfe. Dort, wo es die Lage zuließ, war am Wochenende Aufräumen angesagt. So stapelten sich an den Straßenrändern Schutt und Gerümpel. Wer einen Anhänger hatte, pendelte zwischen den betroffenen Wohngebieten und den Sperrmüll-Sammelstellen. Wer nicht unmittelbar mit anpackte, leistete einen Beitrag durch die Versorgung der Aufräumer mit Essen und Getränken. Der Westen hält zusammen.