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Stärkeres Engagement ist eine Chance für Reservisten

Die Bundeswehr wird sich stärker an Friedensmissionen der Vereinten Nationen (UN) beteiligen. Das hat Bundesministerin der Verteidigung Ursula von der Leyen dem UN-Under-Secretary-General for Peacekeeping Operations, Jean-Pierre Lacroix versichert. Die Bundeswehr soll in Zukunft UN-Blauhelm-Einsätze mit einer Reihe von militärischen Fähigkeiten unterstützen. Das ist eine Chance für Reservisten.

Jean-Pierre Lacroix, Ursula von der Leyen und Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan bei der Übergabe.

(Foto: Benjamin Vorhölter)

beorderungVereinte Nationenvon der Leyen

„Es ist in unserem Interesse, die Vereinten Nationen durchsetzungsfähiger zu machen“, sagte Verteidigungsministerin von der Leyen. Sie überreichte UN-Untergeneralsekretär Lacroix bei einer Feierstunde in Bonn symbolisch eine Glaskuppel. Darauf zu sehen waren Führungscontainer. Fünf solcher mobilen Kommandostände, „Start-up kits“ genannt, ausgestattet mit hochwertiger Kommunikationstechnik zur Führung von Einsätzen, stellt die Bundeswehr künftig für Blauhelm-Missionen bereit. „Das ist die Art von Ausstattung, die wir brauchen, um unsere Missionen effizienter zu machen“, sagte Jean-Pierre Lacroix.

Des Weiteren soll die Bundeswehr durch mobile Ausbildungsteams (Mobile Training Teams, In-Mission Training) die Ausbildung von Streitkräften anderer Länder für und in UN-Friedensmissionen unterstützen. Das erste Mobile Training Team hat im Juli 2017 ägyptische Soldaten in den Bereich Sprengfallen und Patrouille ausgebildet. Ein weiterer Einsatz eines solchen Mobile Training Teams sei für Guinea geplant, teilte Ursula von der Leyen mit.

Reaktions- und Handlungsfähigkeit bei UN-Friedensmissionen stärken

Zudem soll die Bundeswehr im Rahmen des Peacekeeping Capabilities Readiness System (PCRS) einen stärkeren Beitrag leisten. Mit dem PCRS soll die Bereitstellung von Kräften für Blauhelmeinsätze verbessert werden. Ziel ist es, durch ein Angebot von Personal und Material durch die Mitgliedsstaaten, die Reaktions- und Handlungsfähigkeit bei UN-Friedensmissionen zu stärken. Im Rahmen des PCRS soll daher in Zukunft eine Reihe von militärischen Fähigkeiten abgerufen werden können. Dazu gehört die Bereitstellung von Stabspersonal, eines Feldjägerbataillons, von Militärbeobachtern, Minenräum-Experten, Aufklärern, Lufttransportfähigkeiten und eines Feldhospitals der Stufe 3.

Die Stärkung des UN-Peacekeeping entspreche den Vorgaben im Weißbuch der Bundeswehr (Seite 63), wonach Deutschland mehr internationale Verantwortung übernehmen will, sagt Michel Pusch. Der Major d.R. war im vergangenen Jahr für sechs Monate als Militärbeobachter im Südsudan. Seiner Ansicht nach bedeutet ein stärkeres Engagement der Bundeswehr bei UN-Friedensmissionen, dass die Reserve mehr zum Zuge kommen wird. Die Bundeswehr habe derzeit noch nicht ihre Sollstärke erreicht und es seien jetzt durch die Auslandseinsätze Vakanzen vorhanden, die durch den Einsatz von Reservisten kompensiert werden müssen. „Mehr Präsenz zeigen ohne die Kapazitäten bei anderen Einheiten zu reduzieren, bedeutet mehr Personal und auch mehr Reservisten, die gebraucht werden“, rechnet Pusch vor.

Von Softskills aus dem Zivilberuf profitieren

Bei seiner Mission im Südsudan war Michel Pusch nicht der einzige Reservist der Bundeswehr. Andere Länder, wie zum Beispiel Finnland, setzen für ihre UN-Missionen fast ausschließlich Reservisten ein, berichtet der Major d.R., der in Finnland Teile seiner Ausbildung als Militärbeobachter absolviert hat. Die Vorteile liegen aus seiner Sicht auf der Hand. Bei Beobachter-Missionen gleicht das Auftreten nicht dem Bild eines klassischen Soldaten sondern eher eines Diplomaten. Soft-skills wie Verhandlungsführung und Gesprächsführung sind Fähigkeiten aus dem zivilen Berufsleben, von denen die Bundeswehr profitieren kann. Wenn die Bundeswehr sich nun in Zukunft stärker an UN-Friedensmissionen beteiligen soll, sei das finnische Konzept interessant, meint Michel Pusch.

Er empfiehlt jedem Soldaten, der ein Interesse an einer – auch von den Vereinten Nationen geführten – Auslandsverwendung hat, den Kontingentplaner Ausland im eigenen Truppenteil zu fragen, wo es aktuell Einsatzverpflichtungen im Bereich UN gibt. Das gilt auch für beorderte Interessenten, die im Moment keine Übung absolvieren. „Ich rate aber dabei den Dienstweg einzuhalten und den Chef zu unterrichten“, sagt Michel Pusch.

Der deutsche Beitrag

Deutschland ist mit rund 1,3 Milliarden US-Dollar der viertgrößte Beitragszahler zum Peacekeeping-Haushalt. Jeder Einsatz muss vorher vom Deutschen Bundestag beschlossen werden. Mehr als 1.000 Bundeswehrangehörige sind in sechs Peacekeeping Missionen im Einsatz: MINUSMA(Mali), UNIFIL (Libanon), UNMISS (Südsudan), UNAMID (Sudan), MINURSO (Westsahara) und UNAMA (Afghanistan)

Engagement im Rahmen des Peacekeeping Capability Readiness System:

  • Bis zu 75 Militärbeobachter
  • Lufttransportkräfte und Stabspersonal
  • Minenräumkräfte
  • Ein Feldjägerbataillon mit bis zu fünf Einheiten
  • Eine Aufklärungskompanie
  • Sanitätskräfte
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