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Sicherheitspolitische Arbeit

Das DialogForum Sicherheitspolitik diskutiert die Innere Führung

Das achte DialogForum Sicherheitspolitik in München beschäftigte sich am vergangenen Sonntag mit dem Thema Innere Führung. Diese Philosophie der Bundeswehr ist weltweit einzigartig. Organisiert wurde die Veranstaltung unter maßgeblicher Beteiligung der Landesgruppe Bayern im Reservistenverband.

Dr. Rainer Stinner, ehemaliger Bundestagsabgeordneter und Mitglied des Verteidigungsausschusses, spricht auf dem DialogForum Sicherheitspolitik zum Thema Innere Führung.

(Foto: Knud Neuhoff)

„Militärisches Führertum beruht nicht auf rationalem Kalkül, spezialisiertem Fachwissen und technischer Routine, sondern auf hoher Geistigkeit, vereint mit Charakter und Seelenstärke.“ Mit diesem Zitat des Militärtheoretikers Carl von Clausewitz eröffnete der bayerische Landesvorsitzende des Reservistenverbands, Oberst d.R. Dr. Klemens M. Brosig, das achte DialogForum Sicherheitspolitik (DFS) am vergangenen Sonntag in München. Er verwies damit direkt auf den Themenschwerpunkt der Veranstaltung: „Die Innere Führung der Bundeswehr – aktuelle Herausforderungen und Handlungsfelder“. Veranstaltungsort war der Bayerische Hof.

Der Einladung des Reservistenverbands, der Gesellschaft für Sicherheitspolitik, der Karl-Theodor-Molinari-Stiftung sowie der Thomas-Dehler-Stiftung/Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit waren knapp 170 Gäste aus Diplomatie, Politik, Wirtschaft und Militär sowie Verbänden und Vereinigungen in den Königssaal des Hotels Bayerischer Hof – jenem Ort also, an dem auch die Münchener Sicherheitskonferenz tagt – gefolgt. So befanden sich auch Nachfahren von Wolf Graf Baudissin, einer der Gründungsväter der Inneren Führung, im Publikum.

Die Innere Führung – aktueller denn je

Die Bedeutung der Inneren Führung für den Aufbau der bundesrepublikanischen Streitkräfte nach der Katastrophe von Krieg und Gewaltherrschaft hob Prof. Dr. Eberhard Grein, Stellvertretender Landesvorsitzender, Beauftragter für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und Organisator des DialogForums, in seiner Begrüßung besonders hervor. Auch das sich anschließende Grußwort der Bayerischen Staatsregierung von Staatssekretär a.D. Johannes Hintersberger MdL konstatierte, dass sich aus dem Selbstverständnis der Inneren Führung der Anspruch ableite, den sicherheitspolitischen Dialog in die Mitte der Gesellschaft zu tragen, ihn permanent zu erneuern, stetig zu bekräftigen und mit allen Mitteln zu befördern. Vor diesem Hintergrund sah der Vorsitzende des Parlamentskreises Wehrpolitik der CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag bereits positive Zeichen. Das vermehrte Durchführen von öffentlichen Gelöbnissen in jüngster Zeit und auch die Debatte um die Gratisfahrten mit der Deutschen Bahn wären ein wichtiger Schritt, um die Bundeswehr in der Öffentlichkeit wieder präsenter zu machen. Auch die ehemalige Abgeordnete des Europäischen Parlaments und Vorstandsmitglied der Thomas-Dehler-Stiftung Nadja Hirsch befand, dass es kaum ein aktuelleres Thema gäbe, als das „agile Mindset“ der Inneren Führung, also jener Selbstverpflichtung zum selbstständigen Denken als Entscheidungsgrundlage für jedwedes Handeln.

Der Organsiator des DialogForums Sicherheitspolitik Prof. Dr. Eberhard Grein am Podium. (Foto: Knud Neuhoff)

Preisverleihung

Hieran schloss sich die Vergabe des Nachwuchspreises für Sicherheitspolitik „Aquila ascendens“ (Emporsteigender Adler) unter der Schirmherrschaft des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr. Peter Tauber an. Prämiert wurden zwei Dissertationen und drei Master Thesis, die durch Prof. Dr. Carlo Masala von der Münchener Universität der Bundeswehr im Einzelnen vorgestellt und gewürdigt wurden. Im Anschluss daran skizzierte Dr. Rainer Stinner, ehemaliger Bundestagsabgeordneter und ehemaliges Mitglied im Verteidigungsausschuss, in seinem Impulsvortrag zur Inneren Führung die Entwicklungslinien seit 2014 und hob den Anspruch der Bundeswehr als ein wichtiges Instrument bundesdeutscher Sicherheitspolitik hervor, über das Was, aber auch vor allem über das Warum umfassend in Kenntnis gesetzt zu werden. Für Ersteres sei das Weißbuch zuständig, für Letzteres die Innere Führung.

Herausforderungen der Zukunft

Hieran schloss sich der Impulsvortrag des Kommandeurs des Zentrums Innere Führung, Generalmajor Reinhardt Zudrop, an. Er konstatierte, dass trotz des nächstjährigen 65. Geburtstags der Bundeswehr der „mündige Bürger in Uniform nicht in den Ruhestand“ geschickt werde, trotz bzw. gerade wegen der mannigfaltigen Herausforderungen, vor die das Leitbild und das Selbstverständnis der Streitkräfte gestellt seien. Hier wären die Entfremdung der Bundeswehr von der Gesellschaft trotz aller Wertschätzung ebenso zu nennen wie die Digitalisierung und die damit einhergehenden dynamischen Prozesse. Aber auch die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz und ihre militärische Nutzbarmachung werfe jede Menge ethischer Fragen auf, die die Wertebindung der Bundeswehr unter völlig geänderten Rahmenbedingungen auf die Probe stellen würde.

Die Diskutanten auf dem DialogForum Sicherheitspolitik: (von links) Christian Sauter MdB, Mitglied Verteidigungsausschuss, Oliver Zander, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Ernst-Reinhard Beck (ehemaliges Bundestagsmitglied), Generalmajor Zudrop, Oberstleutnant André Wüstner. (Foto: Knud Neuhoff)

Die Innere Führung ist einzigartig

Das Alleinstellungsmerkmal der Inneren Führung sowohl im militärischen Kontext als auch gegenüber der internationalen Wirtschaft wurde bei der sich anschließenden durch den ehemaligen Präsidenten des Reservistenverbands Oberst d.R. Ernst-Reinhard Beck (ehemaliger Bundestagsabgeordneter) geleiteten Podiumsdiskussion von allen Teilnehmern – Oliver Zander, Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Christian Sauter MdB, Oberstleutnant André Wüstner, Bundesvorsitzender des Deutschen Bundeswehrverbands, sowie Generalmajor Zudrop – ausnahmslos bestätigt. Gegenwärtig seien es eher die harten Faktoren wie Infrastruktur und Ausrüstung, welche die Berufszufriedenheit der Bundeswehrangehörigen beeinflusst und die Rekrutierung vor allerlei Herausforderungen stelle. Gleichwohl sei die Innere Führung eben keine „Schönwetter-Philosophie“, die immer nur dann in den Fokus der Öffentlichkeit rücke, wenn in Extremismusfällen das mediale Echo ein verzerrtes Bild in die Öffentlichkeit trage. Hier sei die Politik stärker als bisher gefordert, so die einhellige Meinung aller Beteiligten.

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