Der Aufbau der Cyber-Reserve macht Fortschritte. Der Reservistenverband und das Kommando Cyber- und Informationsraum (CIR) gehen nun einen weiteren innovativen Weg in der ohnehin schon engen Zusammenarbeit. Im Mittelpunkt steht eine neue Idee – die Gewinnung und das Ausbilden von Cyber-Experten.
Der Reservistenverband unterstützt die Bundeswehr bei der Suche solcher Experten für die Cyber-Reserve. Wie wichtig eine Reserve ist, zeigt derzeit ganz akut die Coronavirus-Krise. Um unter anderem das zivile Gesundheitssystem zu unterstützen, greift die Bundeswehr dabei vor allem auf Reservistinnen und Reservisten des Sanitätsdienstes zurück. Doch auch andere Bereiche der Bundeswehr unterstützen im Kampf gegen Covid-19. Die Auswirkungen der Coronavirus-Krise und der mit verbundenen Maßnahmen seien im bildlichen Sinne durchaus vergleichbar mit einer Attacke auf IT-Systeme oder einer Virus-Epidemie im IT-Bereich, erläutert Mario Hempel, Cyber-Beauftragter des Reservistenverbandes. Deshalb müsse man vorbereitet sein, was den Schutz der IT-Systeme der Bundeswehr und des zivilen wirtschaftlichen Bereichs angeht. „Um zukünftig gewappnet zu sein, haben wir vor, Cyber-Experten zu gewinnen, fortzubilden und vorzuhalten“, sagt Mario Hempel.
Anlehnung an Zentrum für Cyber-Sicherheit
Reservistinnen und Reservisten in einer Krisensituation möglichst schnell oder bereits im Vorfeld einer Krise einzubinden, ist eine Vorgabe im Konzept der Cyber-Reserve der Bundeswehr. Für die Bundeswehr sind diese Reservistinnen und Reservisten von enormer Bedeutung, da sie als zivile IT-Experten ihr Wissen in die Bundeswehr tragen. Damit ein verlässlicher Pool von IT-Expertinnen und Experten der Bundeswehr bei Bedarf für Reservistendienste zur Verfügung stehen kann, unterstützt der Reservistenverband beim Aufbau regionaler Cyber-Experten-Teams. Diese sollen an die Regionalzentren des Zentrums für Cyber-Sicherheit der Bundeswehr in Euskirchen angelehnt sein.
Die Regionalzentren liegen in Wilhelmshaven, Ulm, Storkow und Euskirchen. An diesen Standorten sollen vier Cyber-Experten-Teams gebildet werden. Angedacht sind zunächst Gruppen mit überschaubarer Größe. „Hier sind echte Experten gefragt“, sagt Mario Hempel. Das können zum Beispiel IT-Forensiker, Penetration-Tester und Cyber-Experten sein, die sich mit der Erkennung von Angriffen auf das IT-System, Angriffserkennungssystemen und Präventionsmaßnahmen auskennen. Ziel ist, dass die Reservisten solcher Experten-Eliten-Teams bei Bedarf die Bundeswehr unterstützen können, beispielsweise auch im Falle einer Amtshilfe gemäß Artikel 35 Grundgesetz – wie beim Coronavirus – und für zivile Hilfeleistungen herangezogen werden können. Diese Experten-Eliten könnten dann zum Beispiel beim Wiederaufsetzen von IT-Systemen helfen, wenn diese durch eine Attacke zerstört wären.
Regionale Experten
Der Reservistenverband erklärt sich bereit, IT-Experten für diese vier regionalen Teams zu werben. Die Bundeswehr bildet diese Reservisten dann fort und weiter, sodass sie bei Bedarf jederzeit helfen können. „Diese Spezialausbildung ist so hochwertig, dass sie mit besseren Qualifikationen in die Wirtschaft zurückgehen können“, sagt Mario Hempel. Ziel sei, mit den Unternehmen zu reden, dass diese Kameradinnen und Kameraden dann auch für Reservistendienste freigestellt werden können. Um geeignete Experten identifizieren zu können, haben die betroffenen Landesgruppen entsprechende Beauftragte Cyber benannt. Das sind Fabian Gruner (Niedersachsen), Ronald Nitschke (Brandenburg), Albert Stumm (Nordrhein-Westfalen) und Michael Kirn (Baden-Württemberg). Diese Beauftragte sollen als Ansprechpartner für Interessenten und für die Regionalzentren Cyber-Sicherheit fungieren. Sobald diesen bezüglich der gesuchten Qualifikationen Details vorliegen, werden wir deren Erreichbarkeit für Interessiertenanfragen veröffentlichen.
Auf die Struktur der Experten-Eliten aufmerksam machen und diese aufzubauen, gehört in Zukunft zu den Aufgaben des Reservistenverbandes. Gelegenheit dazu bieten zahlreiche Veranstaltungen der Öffentlichkeitsarbeit, bei denen sich die Cyber-Reserve gemeinsam mit der Bundeswehr präsentieren kann. Bei Informationsveranstaltungen auf die Möglichkeiten der Cyber-Reserve hinweisen, ist ein Eckpunkt der Leistungsvereinbarung zwischen dem Kommando CIR und dem Verband. Zu diesem Thema wird es in der nächsten Ausgabe detaillierte Informationen geben.