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Die Stuben-Schläfer von der Insel




In einer losen Serie erzählen Reservisten in der loyal, wie sie ihre Wehrdienstzeit erlebt haben. Vor gut 30 Jahren, im Januar 1989, trat Stephan Schorn seinen Dienst in Uniform an. Besonders daran war nicht nur, dass er seine Heimatinsel Norderney verlassen musste, sondern auch, wie er den Mauerfall erlebte.

von Stephan Schorn

Am 2. Januar 1989 trat ich meinen Wehrdienst an. Ich machte mich von meiner Heimat, der Insel Norderney auf den Weg zur Bundeswehr. In Norddeich Mole angekommen erlebte ich die erste Überraschung. Dort traf ich meinen Schulkameraden Klaus und es stellte sich heraus, dass wir dasselbe Ziel hatten: die Fernmeldeausbildungskompanie 1/1 in der Prinz-Albrecht-Kaserne in Hannover-Bothfeld. Wir fragten uns, was uns dort erwartet.

"Die Wand kann auch alleine stehen"
In der Kaserne angekommen, stellte sich heraus, dass Klaus und ich in die gleiche Kompanie, den gleichen Zug und die gleiche Gruppe kamen und somit auch dieselbe Stube bezogen. Wir lernten unsere neuen Kameraden kennen, mit denen wir die dreimonatige Grundausbildung verbringen sollten. Die Grundausbildung begann. Während wir im Sanitätsbereich auf die Untersuchung warten mussten, lernte ich zum Beispiel, dass "die Wand auch alleine stehen kann". Es folgte die Einkleidung und für drei Monate der abendliche Zapfenstreich um 22 Uhr. Wir lernten Marschieren, das Schießen mit scharfer Munition (mit dem Gewehr G3, der Pistole und dem Maschinengewehr) und wurden innerhalb der Kaserne zweimal täglich "zum Essen geführt", wo es dann hieß: "Reihe links, Mitte, rechts eintreten!"

Ich wurde zu einem VHF-Schreibfunker ausgebildet. Im März folgte die Rekrutenprüfung und einer meiner Kameraden vergaß seine Braut im Wald an einen Baum lehnend. Ein Soldat lässt sein Gewehr nicht aus den Augen. Deshalb musste er sich eine gewisse Belehrung anhören. Ein besonderes Erlebnis war für mich unser Gelöbnis/Vereidigung in der benachbarten Scharnhorst-Kaserne. Diese fand in einem größeren Stil statt, da sich in der Umgebung mehrere Kasernen befanden. Es war schon eine besondere Erfahrung, als aus der Entfernung das Heeresmusikkorps mit klingendem Spiel anrückte! Meine Eltern waren eigens dazu von der Insel angereist. Danach ging es ins Wochenende.

Eine neue Welt nach der Grundausbildung
Nach der Grundausbildung dienten mein Freund Klaus und ich in der Karl-von-Müller-Kaserne in Emden in der ABC-Abwehrkompanie 1 innerhalb des ABC-Abwehrbataillons 110. Wieder befanden wir uns in einer neuen Welt. Denn in unserer Stammeinheit ging schon wesentlich lockerer vonstatten als in der vorherigen Grundausbildung. Allerdings war es die Zeit als viele Kritiker der Bundeswehr riefen: "Soldaten sind Mörder". Dieses Thema rief sogar die Emder Zeitung auf den Plan und interviewte unter anderem mich und einen meiner Vorgesetzten, Oberleutnant von Witzleben.

Als kleiner Nachteil erwies sich aber während der Dienstzeit unsere Heimat als Insel, denn die meisten unserer Kameraden konnten nun Heimschläfer sein. Abends und nachts gehörte die Acht-Mann-Stube Klaus und mir. Also machten wir es uns gemütlich. Eines Tages sollten wir großflächige Motive innerhalb unserer Stube mit Hilfe eines Tageslichtprojektors an die Wand malen. Ich wählte als Motiv das Maskottchen unseres ehemaligen Radio-Piratensenders SWS Norderney (SturmWellenSender), der 1994 erstmals legal auf Sendung ging.

Am 9. November 1989 fiel die Mauer, welch ein Ereignis! Noch heute besitze ich die Bild-Zeitung dieses Tages, die ich mir im Mannschaftsheim kaufte. Zur feierlichen Eröffnung des Brandenburger Tores am 22. Dezember 1989 besorgte ich mir extra einen Termin beim Bataillonskommandeur, damit ich für dieses Ereignis (ich hatte Wache) einen Fernseher im Wachlokal aufstellen durfte. Damit ging nun der Kalte Krieg zu Ende und für die Bundeswehr änderte sich Vieles. Ich diente 15 Monate, wurde Obergefreiter und habe diese Zeit in einer sehr angenehmen Erinnerung.

Haben Sie auch eine Geschichte oder eine Anekdote aus Ihrer Wehrdienstzeit zu erzählen? Schreiben Sie eine E-Mail an presse.print@reservistenverband.de!
 

Bild oben:
Stephan Schorn (2.v.r.) mit Freunden
beim Tag der offenen Tür in der Kaserne.
(Foto: privat)

Bilder unten:
Erinnerunen an den Wehrdienst.
(Fotos: privat)

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