Der Begriff Heimatschutz ist derzeit in aller Munde. Und hier geht nichts ohne die Reserve, speziell die Territoriale Reserve. Sie war Thema der ersten Präsenzsitzung der Reservistenarbeitsgemeinschaft (RAG) Bundestag in diesem Jahr. Generalleutnant Jürgen Weigt, Stellvertretender Inspekteur der Streitkräftebasis und Beauftragter für Reservistenangelegenheiten ist nach Berlin gekommen, um die Abgeordneten und wissenschaftlichen Mitarbeiter über Neuigkeiten zu informieren. Und davon gab es viele:
„Knapp 200.000 Soldatinnen und Soldaten wird die Bundeswehr künftig haben, dazu noch einmal 100.000 Reservistinnen und Reservisten. Wie sie die Schlagkraft der Bundeswehr in Zukunft weiter erhöhen werden, das ist Thema unserer heutigen Sitzung “, leitete Verbandspräsident und Vorsitzender der RAG Bundestag, Prof. Dr. Patrick Sensburg MdB, ein.
Da ist Bewegung drin
Generalleutnant Jürgen Weigt hatte viel zu berichten, ist in der Territorialen Reserve doch derzeit viel in Bewegung. Sein Vortrag zu Beginn der Sitzung informierte zunächst über die Aufgaben der Bundeswehr im Heimatschutz und die Implementierung dieser wieder in den Fokus geratenen Aufgaben in die Streitkräfte. Ein Meilenstein: Die Aufstellung von Heimatschutzregimentern, die mit der Pilotphase des Landesregiments Bayern 2019 begonnen hat. Das Projekt läuft erfolgreich und schon heute ist entschieden, dass in den kommenden drei Jahren vier weitere Regimenter aufgestellt werden, die die heutigen Regionalen Sicherungs- und Unterstützungs- und späteren Heimatschutzkompanien führen werden.
Eine Besonderheit der Regimenter wird die Aufstellung je einer Unterstützungskompanie sein, in der u.a. Nahbereichsaufklärung, Pionierfähigkeiten und Transportkapazitäten gebündelt werden. „Der Pioniergerätezug etwa befähigt die Heimatschutzregimenter im gesamten Aufgabenspektrum von der Katastrophenhilfe bis zur Landes- und Bündnisverteidigung“, erklärte General Weigt. „Das geht mit Sandsäcken los, die sie brauchen, um Feldbefestigungen herzustellen oder aber auch beim nächsten Hochwasser an der Elbe zu unterstützen.“
Suche nach Kameradschaft
Damit die neu geschaffenen Strukturen in den kommenden Jahren auch mit tatkräftigen Händen und hellen Köpfen besetzt werden, geht die Bundeswehr auch bei der Rekrutierung neue Wege. Der Freiwillige Wehrdienst im Heimatschutz ist so einer – wir berichteten. Im April rückten die ersten rund 300 Rekruten in die Kasernen ein, um in sieben Monaten als Reservisten mit (freiwilliger) Übungsverpflichtung für die kommenden fünf Jahre wieder auszuscheiden. Sie werden künftig in den Heimatschutzkompanien ihre militärische Heimat finden. Von ihrer Motivation hat sich General Weigt unlängst selbst überzeugt und teilte seine ganz persönlichen Eindrücke mit den Teilnehmern der RAG. „Diese größtenteils sehr jungen Menschen suchen fast alle Kameradschaft. Sie suchen nach sozialer Bindung und nach einer Möglichkeit, mit anderen zusammen etwas Sinnvolles zu machen. Ich habe da in überwältigendem Maße in leuchtende Augen gesehen“, schilderte Generalleutnant Weigt sichtlich beeindruckt.
Die Begeisterungsfähigkeit von Reservistinnen und Reservisten gehe teils auch über die der Aktiven hinaus, so der General. Kein Wunder, denn sie sind in der Regel reine „Überzeugungstäter“. Der Dienst ist und bleibt in Friedenszeiten freiwillig – wer sich engagiert, tut das im Spannungsfeld zwischen Privatleben, Zivilberuf und Militär. „Zeit ist der limitierende Faktor für unsere Reserve“, sagte der Stellvertretende Inspekteur SKB offen. Die durchschnittliche Verfügbarkeit der Soldatinnen und Soldaten in den Regionalen Sicherungs- und Unterstützungskompanien beträgt 109 Ausbildungsstunden pro Jahr. „Das ist die Kernherausforderung für uns alle, da müssen wir genau überlegen, welche Inhalte wir ausbilden und müssen Strukturen schaffen, die dieser Realität gerecht werden.“ Vor diesem Hintergrund ist auch der Reservistenverband in die Militärische Ausbildung der Angehörigen des Landesregimentes Bayernjenseits des Reservistendienstes eingebunden und erweitert so die Ausbildungsmöglichkeiten.
Über die RAG Bundestag
Die RAG Bundestag hat sich 2010 gegründet, der heutige Verbandspräsident Sensburg ist seitdem ihr Vorsitzender. Regelmäßig tauschen sich seitdem Abgeordnete des Bundestages und ihre Mitarbeiter über sicherheitspolitische Entwicklungen aus, die die Reserve betreffen und informieren sich aus erster Hand über neue Herausforderungen für die Bundeswehr und ihre Reservistinnen und Reservisten.