Die Uniform übergestreift
Diese bislang Ungedienten sind nun Uniformträger: Im Rahmen eines Pilotprojekts wurden rund 70 Freiwillige in einer modularen Grundausbildung zu Soldaten der Reserve ausgebildet.
Das gemeinsame Projekt des Landeskommandos und der Landesgruppe Niedersachsen bot Frauen und Männern ohne Truppenerfahrung im Alter zwischen 18 und 60 Jahren die Gelegenheit, sich in der Reserve der Bundeswehr zu engagieren. Mit einem Gelöbnis in der Clausewitz-Kaserne in Nienburg fand das Projekt seinen feierlichen Höhepunkt.
Künftig sollen die Reservistinnen und Reservisten in ihrer Region im Heimatschutz einen Beitrag leisten. „Mit Willen, Mut und Flexibilität haben Sie sich zum Reservisten ausbilden lassen“, sagte Oberst Michael Mattes, stellvertretender Kommandeur des Landeskommandos. „Sie treten nun Ihren Dienst bei den Heimatschutzkräften an. Sie leisten damit einen wichtigen Beitrag zur Durchhaltefähigkeit der Bundeswehr!“ Oberst Mattes wurde begleitet von Grant Hendrik Tonne, Mitglied des Landtages und Kultusminister des Landes Niedersachsen, sowie von Frank Oesterhelweg, ebenfalls MdL und dessen Vizepräsident. Die angetretene Gelöbnisaufstellung mit den Rekrutinnen und Rekruten, deren Ausbildern und der Ehrenformation, bestehend aus dem Heeresmusikkorps, der Fahnenabordnung mit der Truppenfahne des Landeskommandos Niedersachsen und dem Ehrenzug, wurde von Oberst d.R. Manfred Schreiber, Vorsitzender der Landesgruppe Niedersachsen, kommandiert.
Landtagsvizepräsident Oesterhelweg hatte zusammen mit dem Kommandeur des Landeskommandos, Oberst Dirk Waldau, die Rekrutinnen und Rekruten bereits während der Ausbildung wenige Tage zuvor schon einmal besucht. „Sie stehen für Ihr Vaterland ein, übernehmen Verantwortung und stellen sich Risiken, denen andere mit viel Fantasie ausweichen“, sagte Oesterhelweg, der selbst vor genau 40 Jahren seinen Grundwehrdienst als Panzeraufklärer bei der Bundeswehr geleistet hat. „Ich persönlich zehre noch heute von meinem Dienst bei der Bundeswehr. Deshalb möge Ihr Dienst für Sie nicht nur ein wichtiger und wertvoller Dienst für unsere freiheitliche Demokratie sein, sondern auch eine bereichernde und prägende positive Erfahrung für Ihren weiteren Lebensweg.“
Mit „eLernen“ verschafften sich die Rekruten im theoretischen Unterricht die Grundlagen für die militärischen Grundfertigkeiten. Diese waren dann Basis für die praktischen Ausbildungstage an Wochenenden. So wurden die Module wie etwa Gefechts- und Formaldienst, Sanitäts- und ABC-Ausbildung, aber auch Waffenausbildung durch das nahezu komplett ebenfalls aus Reservisten bestehende Ausbilderteam durchgeführt.
Der Dienstgrad der Rekrutinnen und Rekruten ist nach dem Gelöbnis nun „Jäger“. Da der Großteil der Reservistinnen und Reservisten aus Niedersachsen stammt, werden die meisten Reservisten jetzt auf die drei in Niedersachsen beheimateten Heimatschutzkompanien (ehemalige RSU-Kompanien) aufgeteilt. Pandemiebedingt findet das im August 2020 gestartete Projekt erst in diesem Jahr seinen Abschluss
Der Beruf oder die Vorbildung spielten bei der Bewerbung der Freiwilligen keine Rolle. Vom Akademiker bis zum Handwerker und vom Studenten bis zum Ingenieur hatten sich Frauen und Männer zu dem Projekt „Ausbildung zum Soldaten oder Soldatin der Reserve“ gemeldet. Wichtig war allerdings auch (und deshalb auch gefordert) neben der deutschen Staatsbürgerschaft, Motivation und körperlicher Belastbarkeit natürlich Teamgeist. Und dieser Teamgeist geht so weit, dass die neuen „Jäger“ sich angeboten haben, für das Gelöbnis der Rekruten im nächsten Jahr den Ehrenzug zu stellen.
Auch wenn die Eignungsfeststellung für den Folgejahrgang 2022 bereits abgeschlossen ist, können sich Interessierte noch unter Tel. 0511/284-1979 oder per E-Mail an reservebilden@bundeswehr.org melden.