Drei Männer, ein Auftrag: Fallschirmjäger der Reserve
Die Fallschirmjäger der Reserve aus der 11. Kompanie* des Fallschirmjägerregiments 31 haben den luftgestützten Einsatz mit Mehrzweckhubschraubern NH-90 geübt. Für die Seedorfer Reservisten ist dies der Jahreshöhepunkt. Stabsgefreiter Maik Fischer, Stabsarzt Dr. Michael Thies und Oberleutnant Sebastian Grun sind bei der Übung Cobra Attack mit Leidenschaft dabei.
Während in Deutschland das öffentliche Leben wegen der weltweiten Covid-19-Pandemie in weiten Teilen stillsteht, sammeln sich die Fallschirmjäger der Reserve in einem Hangar des Ausbildungs- und Übungszentrums Luftbeweglichkeit im niedersächsischen Celle. Vor der Übung haben sie mit Coronatests und häuslicher Isolierung die Grundlage geschaffen, die Viruserkrankung nicht mit in die Übung zu bringen. Während der Reservedienstleistung hat die Fallschirmjäger ein striktes Hygienekonzept begleitet.
Im Hangar macht Kompaniechef und Major Peter Ortel deutlich: Der unbedingte Wille zur Auftragserfüllung sei der Maßstab, der Fallschirmjäger eint und auszeichnet. Von Corona wollen sich die Fallschirmjäger nicht den Ausbildungshöhepunkt des Jahres vereiteln lassen. Bereits seit Anbeginn der Pandemie haben sie sich in kleinen Kohorten, also in stets fest definierten Ausbildungsgruppen, in der Seedorfer Kaserne auf diesen Übungsdurchgang vorbereitet.
Von den Alpen an die Elbe
Am Ausbildungs- und Übungszentrum Luftbeweglichkeit in Celle setzen die Soldaten „die Bausteine“ aus dieser Ausbildung nun mit der Unterstützung der Mehrzweckhubschrauber NH-90 des Transporthubschrauberregiments 10 aus Faßberg in die Realität um. Für drei Fallschirmjäger ist das eine ganz besondere Übung. Einer von ihnen ist der Stabsgefreite Fechter.
Er begann seine militärische Laufbahn nicht im niedersächsischen Seedorf, sondern am anderen Ende Deutschlands bei den Gebirgsjägern in Mittenwald und später in Bischofswiesen. „Nach meinem Abitur habe ich mich als Freiwillig Wehrdienstleistender für zehn Monate gezielt dort beworben.“ Nach seiner aktiven Dienstzeit kehrte er in seine nordhessische Heimat zurück. Ein duales Studium zum Wirtschaftsingenieur mit Schwerpunkt Maschinenbau und die Arbeit als Projektingenieur stand für ihn zunächst im Mittelpunkt. Die Bundeswehr habe ihn jedoch nie ganz losgelassen. „Ich habe über einen aktiven Kameraden von dem Ergänzungstruppenteil aus Seedorf gehört und bewarb mich.“ Der herausfordernde und effiziente Dienst in der Cobrakompanie spreche ihn sehr an, sagt er. Während Übung Cobra Attack ist er im Sturmtrupp eingesetzt.
Fallschirmjäger und Arzt
Der Stabsarzt Michael Thies ist in der 9. Kompanie des Fallschirmjägerregiments 31 in einem luftbeweglichen Arzttrupp beordert. Als Wehrpflichtiger hat er zunächst seine Grundausbildung beim Fallschirmjägerbataillon 261 in Saarlouis durchlaufen. Es folgten Weiterbildungen, etwa zum Fallschirm-Packer an der Luftlande- und Lufttransportschule in Altenstadt. „Nach meinem Grundwehrdienst studierte ich Medizin und arbeite inzwischen in der klinischen Rechtsmedizin.“ Jede freie Minute verbringe er damit, für den Rettungsdienst zu arbeiten, erklärt er. Sein besonderes Interesse gelte der taktischen Medizin und der präklinischen Versorgung im Gefecht. Zu diesem Thema habe er sich auch bei den US-Streitkräften weitergebildet.
Über die Luftlandesanitätskompanie in Seedorf nahm er Verbindung zur 11. Kompanie auf. Seitdem unterstützt der Arzt die Sanitätsausbildung der Cobrakompanie 31 und hält sich zusätzlich mit infanteristischer Ausbildung fit. Eine besondere Herausforderung für ihn bei dieser Übung sind die Einhaltung und Überwachung des Hygienekonzepts. Alle Soldaten werden während der Übung Cobra Attack mehrfach auf eine Corona-Infektion getestet. So ist er, zusammen mit den kompanieeigenen medizinischen Kräften vor allem für die Sanitätsausbildung während der Übung verantwortlich. So ist eine professionelle Versorgung der Übungsverwundeten jederzeit gewährleistet.“
Zweiter Stern für den Sägefisch
Ein weiterer „Profi in Teilzeit“ ist Oberleutnant Grun, für den die Übung schon mit einer Überraschung begann. Er bekam seinen zweiten Stern und wurde zum Oberleutnant der Reserve befördert. Zusammen mit dem Sägefisch seines Kampfschwimmerabzeichens ist das eine sicher seltene Kombination im Heer. Der Oberleutnant verpflichtete sich zunächst für zwölf Jahre als Soldat auf Zeit bei der Marine. Er war Überwasserwaffenmechaniker auf einem Schnellboot und Kampfschwimmerbootsmann bei den Spezialkräften der Marine. Er verließ die Marine als Hauptbootsmann, ein Studium zum Bergbauingenieur schloss sich an.
Die Reserve ließ auch ihn nicht los. „Weil der Reservedienst bei den Kampfschwimmern damals nicht möglich war, wechselte ich zum Heer, zu den Fallschirmjägern.“ Hier habe er als Zugführeroffizier in der Cobrakompanie die Möglichkeit, Soldaten zu führen. Er diene nicht nur aus der tiefen Überzeugung, dass Deutschland Streitkräfte mit einer einsatzfähigen Reserve brauche, sondern auch mit einer guten Portion Freude, wenn er mit einem Zug Fallschirmjäger aus den donnernden Luftfahrzeugen auf das Angriffsziel stürme, beschreibt er mit einem Lächeln.
Zusammen mit all ihren Kameraden beweisen die drei Fallschirmjäger der Reserve, dass die 11. Kompanie des Fallschirmjägerregimentes 31 auch unter Pandemiebedingungen ihre Fähigkeiten erhält und steigert.
*Namen redaktionell geändert