Nach der Hitzeschlacht in der Senne zum Auftakt der Deutschen Reservistenmeisterschaft (DRM) gab es am (heutigen) Freitag die große Abkühlung. Die Blitze, die gegen 5.30 Uhr durch den Warendorfer Himmel zuckten, blieben glücklicherweise die einzigen. Aber pünktlich um 6 Uhr goss es wie aus Kübeln. Als eine halbe Stunde später die erste Mannschaft zur Militärpatrouille startete, konnte man die feucht-warme Luft quasi in Stücke schneiden.
Für die Wettkämpfer war es nicht die einzige Bekanntschaft mit Nässe. Gleich die erste Station war im Hallenbad der Sportschule der Bundeswehr. Hier galt es, eine ertrinkende Person aus etwa vier Metern tiefen Wasser zu retten. Dabei mussten die Wettkämpfer unter Tarnnetzen hindurchtauchen und ein Wasserhindernis überwinden – alles mit der geretteten Puppe, die anschließend wiederbelebt werden musste.
Die anschließende Nachschub-Station erinnerte auf den ersten Blick ein wenig an Beschäftigungstherapie für unterbeschäftigte Wehrpflichtige: Füllen Sie Kisten mit Sand, verladen diese sowie einige Reifen auf einen Lkw und anschließend Laden Sie alles wieder ab. Was flapsig klingt hat jedoch einen ernsten Hintergrund. Im Fall der Fälle muss die Logistik funktionieren. Ebenfalls noch auf dem Gelände der Sportschule gab es die Stationen „Einbruchgefahr“, die Balance und taktisches Vorgehen erforderte. Nach dem Kriechen durch Röhren, wobei die Ausrüstung trocken bleiben musste, kamen die Teams zu einem Bunker. Ziel war es hier, einen Kommunikationsschlüssel sicherzustellen. Nach Ausfluss einer toxischen Flüssigkeit blieb dafür nur wenig Zeit, grelles Stroboskoplicht erschwerte die Konzentration zusätzlich.
Kraft, Kondition und Köpfchen waren gefragt
Außerhalb der Liegenschaft ging es fordernd weiter: Hindernisbahn mit integrierter Rechenaufgabe, Feuerkampf und Verwundetentransport, Minenteppich. Am Verpflegungspunkt beim fiktiven Ortsvorsteher von „Kooksdorf“ war der Zahlenschlüssel aus dem Bunker gefragt, um eine Munitionskiste zu öffnen. Auch wenn die Marschstrecke danach malerisch an der Ems entlangführte – Konzentrationsschwächen durften sich die Mannschaften nicht erlauben. Der Emssee dient der Bevölkerung von „Warensien“ als Trinkwasserspeicher. Die Aufgabe: Gewässer überqueren und vom Gesundheitsamt eine Wasserprobe empfangen. Nach Übergabe der Wasserprobe an der Station „Kanal“ war noch schnelles und beherztes Eingreifen bei einem Verkehrsunfall gefragt, ehe die Mannschaften in die Sportschule der Bundeswehr zurückkehrten.
Die einzelnen Stationen waren eingebettet in eine Heimatschutzlage. Der zufolge hatten irreguläre Kräfte aus dem benachbarten „Münstrien“ die Absicht, „Warensien“ zu destabilisieren und Gebiete nach und nach unter eigene Kontrolle zu bringen. Die einzelnen Teams agierten dabei als Trupps eines Zuges einer Heimatschutzkompanie. Auf der insgesamt zwölf Kilometer langen Marschstrecke hatten die Wettkämpfer jeweils 15 Kilo Marschgepäck mitzuführen. Maximal sechseinhalb Stunden hatten die Teams Zeit.
Ergebnisse bestimmen morgige Startliste
Die Ergebnisse des Tages wirken sich auf die Startliste für den morgigen Samstag aus. Beim Verfolgerrennen geht es dann darum, Plätze gut zu machen oder die eigene Position zu verteidigen. Die zwölf besten Mannschaften bestreiten dann das Halbfinale, die wiederum vier Besten das Finale – beides auf dem Lohwall im Zentrum Warendorfs als zentrale Programmpunkte beim Tag der Bundeswehr. Die Veranstaltung in Warendorf ist bundesweit die einzige Präsenzveranstaltung, die Reserve steht also voll im Fokus, wenn über den Tag verteilt die erwarteten 35.000 Menschen in die westfälische Kreisstadt strömen.
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