Wir müssen raus aus den Tagungsräumen, uns selbst ein Bild machen von der Lage der Reservisten der Bundeswehr und Originaltext von der Basis hören“, sagt der Vorsitzende des Beirats Reservistenarbeit, Brigadegeneral a.D. Franz Xaver Pfrengle. Die 62. Sitzung des Gremiums sollte also bewusst anders gestaltet werden als die vergangenen.
Die Vertreter der 22 Beiratsverbände und die Beauftragten der Teilstreitkräfte trafen sich – unter strengen Hygieneauflagen in Präsenz – dieses Mal im Grünen, in Bischofsheim an der Rhön, nahe dem Truppenübungsplatz Wildflecken, auch, um sich selbst ein Bild von Ausbildungsmöglichkeiten für Reservisten und des ersten von künftig fünf Heimatschutzregimentern in Deutschland zu machen. Und so ging es nach einer kurzen Begrüßung aller Teilnehmer auch schon Richtung Truppenübungsplatz. Der Kommandeur des Vereinte Nationen Ausbildungszentrums der Bundeswehr (VNAusbZBw), Oberst Werner Klaffus, und Oberst Stefan Berger vom Landesregiment erwarteten den Beirat bereits.
Herausforderungen in der Ausbildung
Nach einführenden Vorträgen beider Offiziere und Diskussion ging es zum sogenannten Blick ins Gelände – die Vertreter der Beiratsverbände schauten zu, wie Angehörige des Landesregimentes ihre Aufgaben im Heimatschutz übten: Einlasskontrolle an einer militärischen Liegenschaft, Streife und Patrouille standen auf dem Programm. Am Rande des Besuchs erfuhren die Teilnehmer viel über Inhalte und auch Schwierigkeiten der Ausbildung. So seien die begrenzten Kapazitäten der Ausbildungsstützpunkte neben der Planungssicherheit unter der Prämisse der Freiwilligkeit sowie der generell niedrige Personalansatz die größten Herausforderungen.
Zum Abschluss des Tages hatten sich prominente Besucher angekündigt. Der bayerische Staatsminister des Innern, Staatsminister Joachim Herrmann, Landrat Thomas Habermann und der Kommandeur des Landeskommandos Bayern, Brigadegeneral Thomas Hambach, waren zu Gast. Herrmann drückte mit seinem Besuch die Wertschätzung gegenüber der Reserve der Bundeswehr aus und skizzierte die Bedeutung der Männer und Frauen ganz besonders in den Kreis- und Bezirksverbindungskommandos für die Sicherheit der Bürger Bayerns innerhalb der Coronavirus-Pandemie. Zweimal rief das Land in den vergangenen 15 Monaten den Katastrophenfall aus, um der Krise Herr zu werden. Die Zusammenarbeit zwischen Bundeswehr und zivilen Behörden habe sich dabei einmal mehr bewährt, sagte der Innenminister. „Wir brauchen eine starke Bundeswehr! Sie ist ein wesentlicher Bestandteil unserer deutschen Sicherheitsarchitektur. Sie sichert unseren freiheitlich demokratischen Rechtsstaat und schützt unser Land“, bekräftigte Herrmann später auch auf seiner Facebook-Seite und hob besonders den Einsatz der aktiven Reservistendienstleistenden hervor. Die Aussprache wurde nach dem Vortrag beim Abendessen weiter fortgesetzt.
„Gefühl für die Basis bewahren“
Den zweiten Tag der Sitzung nutzten die Teilnehmer für den Austausch untereinander. Neben den Herausforderungen der Pandemie für die Vereinsarbeit standen die Billigung der neuen Satzung und die abschließende Diskussion und Verabschiedung der neuen Geschäftsordnung des Beirats, im Fokus. Am Ende der Sitzung zeigte sich der Beiratsvorsitzende zufrieden mit dem Verlauf: „Der Eindruck, den wir bei solchen vor Ort-Terminen von der Reserve bekommen, ist notwendig für unsere Arbeit. Wir müssen uns ein Gefühl für die Basis bewahren“, resümierte Pfrengle. Künftig werde das Gremium daher bei einer von zwei Sitzungen pro Jahr möglichst Außentermine wie in Wildflecken einplanen.